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Radikale Siedler nur noch mit Gewalt zu bändigen

30. Juni 2005

Sechs Wochen vor dem Gaza-Abzug muss Israel das Gebiet vor Extremisten aus dem eigenen Lager sichern: Der Widerstand der Ultrakonservativen gegen die Siedlungsräumung wird zunehmend brutaler.

Proteste gegen die SiedlungsräumungBild: AP

'Juden vertreiben keine Juden' steht auf dem TransparentBild: AP

"Diese Minderheiten stehen nicht für die Mehrzahl der Siedler", sagte Israels Premierminister Ariel Scharon. Die Demonstranten seien Gesetzesbrecher. Die Behörden würden die notwendigen Maßnahmen treffen, um die Aktionen der Ultrakonservativen zu stoppen. "Es ist offensichtlich, dass wir nicht in jedem Gebiet eine jüdische Mehrheit sicherstellen können", sagte Scharon unter Verweis auf den Gazastreifen und das Westjordanland. Diese Landstriche hatte Israel während des Nahost-Krieges 1967 besetzt. Während der Gazastreifen komplett geräumt werden soll, werden im Westjordanland plangemäß wesentliche jüdische Siedlungen bestehen bleiben.

Nicht alle unterstützen die Ultrarechten

Orange - die Farbe der Protestbewegung gegen die SiedlungsräumungBild: AP

Die Augenzeugen der Übergriffe extremistischer Siedler im Gazastreifen waren schockiert. Im von der Armee gesicherten Siedlungsblock Gusch Katif haben 8000 jüdische Bewohner und etwa die gleiche Zahl ortsansässiger Palästinenser bisher vergleichsweise friedlich zusammengelebt. Dann reisten Gegner des Abzugs aus dem Westjordanland an. Sie bauten ein Hotel zur Festung aus, schossen einem Palästinenser ins Bein und besetzten ein palästinensischen Haus. Steine fliegen. Immer mehr Ultranationalisten zieht es derzeit in den Gazastreifen, um die Gegenwehr der dort lebenden Siedler zu unterstützen.

Blessuren bleiben nicht ausBild: AP

Viele Israelis sind empört: Die rechtsgerichteten Siedler handelten, als stünden sie über den Gesetzen des Staates, der sie schütze und finanziell fördere. "Wir wollen keine Hooligans sein, wir wollen keine Lynch-Urteile fällen, wir wollen nicht unser menschliches Gesicht verlieren und wir wollen nicht das tun, was man uns während so vieler Jahre der Verfolgung angetan hat", sagt Ayala Chasson, eine der renommiertesten Fernseh- und Hörfunkjournalisten, angesichts der Gewalt.

Drastische Maßnahmen zur Befriedung

Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon - selbst einst ein Vorkämpfer der Siedler-Bewegung - will schärfer gegen Gewalttäter vorgehen. Er verurteilt, dass diese Israel in Brand stecken wollten. "Dieser Kampf dreht sich nicht um den Abzugsplan, es geht um das Image und die Zukunft Israels", sagte Scharon. "Unter keinen Umständen können wir einer gesetzlosen Bande den Versuch erlauben, Kontrolle über das Leben in Israel zu übernehmen." Er ordnete die Festnahme jener Extremisten an, die am Vortag versucht hatten, einen palästinensischen Jugendlichen zu steinigen.

Viele fordern ein Referendum zum Abzug, so auch dieses PlakatBild: AP

" Wenn wir unmoralisch sind, wird das Land uns ausspeien"

Bild: AP

Die israelische Regierung will Mitte August mit der Räumung der 21 jüdischen Siedlungen im Gazastreifen beginnen. Betroffen sind alle rund 8000 Siedler. Das Militär befürchtet, dass bei den Räumungen die Gewalt eskalieren und sich Israelis gegen Israelis wenden könnten - nämlich die Soldaten gegen die Siedler. Shaul Yahalom, Knesset-Abgeordneter der rechtsgerichteten National-Religiösen Partei und selbst Siedler, verurteilte das Verhalten der jungen Leute im Gazastreifen. Sie könnten sich damit nicht auf die jüdische Religion berufen, denn das Judentum gebiete, die Menschenwürde eines jeden zu achten. "Die jüdische Religion sagt, dass wir nur so lange im Land Israel leben können, wie wir moralisch sind. Wenn wir unmoralisch sind, wird das Land uns ausspeien." (arn)

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