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Radikalumbau bei BBC geplant

16. Juli 2015

Wenn es nach dem Willen der konservativen britischen Regierung geht, soll die Rundfunkanstalt BBC massiv verkleinert werden. Der Vorschlag erhitzt die Gemüter nicht nur im Unterhaus, sondern auch landesweit.

BBC
Bild: picture alliance/dpa

Man müsse klarstellen, ob die öffentlich-rechtliche BBC in der jetzigen Form noch zeitgemäß sei, so die eindeutige Botschaft des Medienbeauftragten der Tories, John Whittingdale. "Bei der großen Auswahl heutzutage, welche Inhalte wie konsumiert werden können, müssen wir uns doch fragen, ob die BBC wirklich immer noch alles für alle Menschen leisten muss - ob sie immer noch jedem auf jeder Ausspielform gerecht werden oder ob sie sich nicht auf eine Kernbotschaft fokussieren sollte", sagte er im Unterhaus.

Ende 2016 läuft die sogenannte Royal Charter aus, die die Aufgaben des gebührenfinanzierten Sendehauses regelt. Vor einer Neuauflage soll eine genaue Analyse jetzt die Finanzierung der BBC durchleuchten und die Frage klären, ob die Rundfunkanstalt in Zukunft von einer neuen Regulierungsbehörde stärker überwacht werden soll. Außerdem stehen die Qualität und die Mischung des Programms auf dem Prüfstand.

Rundfunkfossil oder Kultsender?

Bisher hat jeder Versuch, die 1922 gegründete BBC umzukrempeln, für heftige Reaktionen im Land gesorgt. Der Sender nimmt bei den Briten eine besondere Rolle ein, auch weil er unter anderem königliche Hochzeiten, Sportveranstaltungen und das Wetter überträgt.

Die Meinungen darüber, ob die weltweit operierende BBC eine Nationalinstitution ist, die britische Kultur in die Welt trägt, oder eher ein bürokratischer Haufen, der den Wettbewerb drosselt, sind gespalten. Die Kritiker der BBC werden von konservativen britischen Tageszeitungen angeführt, die schon lange bemängeln, dass der Sender durch seine Online-Nachrichten private Anbieter aus dem Markt verdränge.

Verändertes Nutzerverhalten

Das Anliegen der Regierung, die BBC zu schrumpfen, ist nicht neu. Die britische öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt wird seit Jahren von einem veränderten Nutzerverhalten und einer Diskussion über das Gebührenmodell bedrängt. Erst Ende letzten Monats kündigte BBC-Chef Tony Hall an, rund 1000 Stellen streichen zu wollen, um 50 Mio. Pfund (umgerechnet knapp 72 Mio. Euro) einzusparen. Die BBC wird hauptsächlich durch die Gebühren der Haushalte mit Fernsehgerät finanziert. Weil aber die Nutzung digitaler On-Demand-Dienstleistungen und der Rückgang von Haushalten mit Fernsehgeräten rascher als erwartet voranschreitet, sinken die Einnahmen.

Tony Hall kämpft für seinen SenderBild: Leon Neal/AFP/Getty Images

Zukunft noch ungewiss

Die Regierung schlägt für das Rundfunk-Flaggschiff mehrere Sanierungsszenarien vor. In Frage kommen eine Reform der Gebührenregelung, eine Haushaltsabgabe ähnlich dem deutschen Modell oder eine Mischfinanzierung. Auf lange Sicht solle auch eine Art Abo-Modell ins Auge gefasst werden, sagte Whittingdale. Eine derart geschrumpfte BBC, so die Reaktion des Senders, wäre schlecht für Großbritannien - und es wäre nicht die BBC, die die Öffentlichkeit seit über 90 Jahren kennt und liebt.

suc/jb (the Guardian, nz, dpa)

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