Für ihren Song "Get Free" soll Lana Del Rey den Radiohead-Hit "Creep" als Vorlage genutzt haben, behauptet die britische Alternative-Band. Alles nur geklaut? Wir blicken auch auf andere Plagiatsfälle in Musik und Kunst.
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Alles nur geklaut? Plagiatsfälle in Musik und Kunst
Ed Sheeran muss sich mal wieder gegen Plagiatsvorwürfe wehren. Wir stellen die aufsehenerregendsten Plagiatskontroversen der vergangenen Jahre vor.
Bild: Peter Cziborra/REUTERS
Ed Sheeran vs. Marvin Gaye
Ed Sheerans Hit "Thinking Out Loud" von 2014 verwendet eine gängige Akkordfolge, die auch in Marvin Gayes legendärem "Let's Get It On" zu finden ist. Die Erben des Co-Autors des Gaye-Klassikers verklagten den britischen Popstar schon 2017 wegen Urheberrechtsverletzung, erst jetzt begann in New York der Prozess. Ein Verfahren zu Sheerans "Shape of You" ging gerade zugunsten des Sängers aus.
Bild: Luigi Rizzo/Pacific/Nancy Kaye/AP/picture alliance
Nicki Minaj vs. Tracy Chapman
Der Song "Sorry" der Rapperin Nicki Minaj erschien zwar nicht auf ihrem Album "Queen" (2018) - er wurde aber durch einen Radio-DJ publik. Er ist ein unerlaubt veröffentlichtes Remake von Tracy Chapmans "Baby Can I Hold You". Dafür muss Minaj Chapman nun 450.000 Dollar Entschädigung zahlen. Zu diesem Vergleich kam es jüngst, nachdem Chapman schon 2018 gegen Minaj Klage eingereicht hatte.
Bild: AP Photo/picture alliance
Kraftwerk vs. Moses Pelham & Sabrina Setlur
Über 20 Jahre Rechtsstreit um zwei Sekunden Klang. Es geht um die Frage: Wo fängt das Plagiat an - gerade im digitalen Zeitalter? Der Musikproduzent Moses Pelham hatte für den Song "Nur mir" mit der Rapperin Sabrina Setlur einen zweisekündigen Beat aus dem Kraftwerk-Hit "Metall auf Metall" gesampelt. Zuletzt entschied der Bundesgerichtshof für Pelham. Doch der Fall ist noch nicht abgeschlossen.
Bild: picture-alliance/dpa/RMV via ZUMA Press/Mike Tudor
Lana Del Rey vs. Radiohead vs. The Hollies
Schon auffällig, diese Ähnlichkeit: Lana Del Reys Song "Get Free" und der Radiohead-Hit "Creep" klingen ziemlich gleich. Aber auch "Creep" ist in Teilen kopiert, nämlich vom Song "The Air That I Breathe" der Band The Hollies. Zu einem Rechtsstreit kam es in diesem Fall aber nicht. Die Bands einigten sich außergerichtlich.
Bild: Imago/PA Images/D. Lawson
Sam Smith vs. Tom Petty
Die Musikindustrie erlebte in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Plagiatkontroversen. 2014 sorgte Sam Smiths "Stay With Me" für Aufsehen. Der Song soll von Tom Pettys "I Won't Back Down" inspiriert sein. Die Rocklegende Petty (1950 - 2017) wurde daraufhin an den Tantiemen beteiligt, zeigte sich in einem Statement aber verständnisvoll: Die Ähnlichkeiten seien sicher bloß ein Versehen.
Bild: picture-allianc/empics/Y. Mok
Robin Thicke & Pharrell Williams vs. Marvin Gaye
Richtig teuer wurde es 2013 für Robin Thicke und Pharell Williams. Ihr Erfolgshit "Blurred Lines" ist als Plagiat des Marvin Gaye-Songs "Got to Give It Up" entlarvt worden. Etwa sieben Millionen US-Dollar gingen deshalb in den Nachlass Gayes und damit an seine Erben über. Thicke und Williams bestritten indes, von Gayes Song kopiert zu haben.
Bild: picture-alliance/AP
Led Zeppelin vs. Spirit
"Stairway To Heaven" ist einer der berühmtesten Songs der Rockgeschichte. Ob aber wirklich Jimmy Page (rechts) und Robert Plant (Mitte) den Song schrieben, daran gab es 2016 Zweifel. Ein Bundesgericht in Los Angeles entschied jedoch: Der Rock-Klassiker ist kein Plagiat. Das hatten die Erben von Randy Wolfe behauptet, des Sängers und Gitarristen der Band Spirit.
Shakira vs. Ramón Arias Vásquez
Auch Popstar Shakira hat es getan. Sie hat ihren Hit "Loca" geklaut, zu diesem Urteil kam 2014 ein US-Bundesgericht. Der Song sei eine illegale Kopie des ursprünglich aus der Feder des dominikanischen Sängers Ramón Arias Vásquez stammenden Liedes "Loca con su Tiguere". Shakiras "Loca" verkaufte sich weltweit mehrere Millionen Mal.
Bild: Getty Images/R.Juergens
Bob Dylans Nobelpreisrede in Teilen kopiert
Der amerikanischen Journalistin Andrea Pitzer war aufgefallen, dass etwa 20 Sätze aus Bob Dylans Nobelpreisrede abgeschrieben waren. Der Musiker bediente sich aus einer Online-Interpretationshilfe für Schüler und Studenten zum Romanklassiker "Moby Dick" von Melville - verzichtete allerdings darauf, seine Quelle zu nennen.
Bild: picture alliance/dpa/J.Lo Scalzo
Jeff Koons vs. Jean-François Bauret
Auch in der Kunst kommt sie vor, die heimliche Abkupferei. Der US-amerikanische Pop-Art-Künstler Jeff Koons wurde von einem Pariser Gericht zu einer Schadensersatzzahlung von 20.000 Euro verdonnert. Seine Porzellanfigur "Naked" sei einem Motiv des französischen Fotografen Jean-François Bauret nachempfunden.
Bild: jeffkoons.com
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Lana Del Rey äußerte sich auf Twitter zu dem Thema: "Es stimmt. Ich weiß zwar, dass mein Song nicht von 'Creep' inspiriert ist, aber Radiohead sieht das anders, sie wollen 100% der Tantiemen." Sie habe bis 40 Prozent angeboten, doch die Band bestehe auf 100 Prozent. "Die Anwälte sind unerbittlich, also klären wir das vor Gericht."
Widerspruch von der anderen Seite
Verlagsmitarbeiter von Radiohead haben sich allerdings inzwischen zu Wort gemeldet und der Darstellung Del Reys widersprochen: Es gebe zwar Kontakt mit ihren Vertretern, aber Radiohead hätte keine Klage eingereicht. Außerdem hätte die Band nie gesagt, sie würde ausschließlich 100 Prozent der Tantiemen annehmen.
In einem möglichen Strafprozess würde es um Del Reys Song "Get Free" vom Album "Lust for Life" (Juli 2017) gehen. Doch Radioheads Musikverlag teilte entgegen Lana Del Reys Aussage jüngst mit, dass kein Gerichtsverfahren eingeleitet worden sei. Dennoch steht weiterhin der Vorwurf im Raum, dass die Anfangsakkorde und Tempo des Liedes von Radioheads "Creep" kopiert worden seien. "Creep" ist die Debütsingle, die der Band 1993 zum Durchbruch verhalf.
Radiohead haben ihrerseits abgekupfert
Ironischerweise war Radiohead zuvor selbst wegen Plagiatsvorwürfen beim selben Song in Bedrängnis geraten. Der Vorwurf: Die Melodie von "Creep" stamme von einem Song der Hollies: "The Air That I Breathe". Doch die Songschreiber Albert Hammond und Mike Hazlewood einigten sich außergerichtlich mit der Band und erhalten seitdem als Co-Autoren Anteile aus den Tantiemen von "Creep".
Ein Umstand, über den sich Mitch Benn, Musiker und Satiriker von BBC Radio 4, auf Twitter lustig machte. Radiohead klage wohl im Auftrag von Albert Hammond und Mike Hazlewood, witzelte Benn.
Auch erwischt: Sam Smith und Pharell Williams
In der Musikindustrie gab es zuletzt eine ganze Serie von Copyright-Kontroversen. 2014 erregte die Ähnlichkeit von Sam Smiths "Stay With Me" zu Tom Pettys "I Won't Back Down" Aufsehen. 2013 gingen ganze sieben Millionen US-Dollar in den Nachlass von Soullegende Marvin Gaye: Robin Thicke und Pharrell Williams sollen für ihren Hit "Blurred Lines" von Gayes "Got to Give It Up" kopiert haben.