Mit zwei Toren gegen Borussia Dortmund bringt Eintracht-Stürmer Rafael Santos Borré den BVB an den Rand einer Niederlage. Der Kolumbianer zeigt aufsteigende Form und könnte die "ewige" Sturmlücke der Eintracht schließen.
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Vor der Partie hatten sich alle noch gefragt, mit vielen Treffern Dortmunds Erling Haaland in die Rückrunde startet und ob Borussia Dortmund am 18.Bundesliga-Spieltag den Rückstand auf die Bayern verkürzen kann, nachdem der Tabellenführer gegen Gladbach verloren hat. Die Frage wurde dank des Spielverlaufs auf spektakuläre Art und Weise beantwortet, jedoch war bis zum Ausgleich der Dortmunder kurz vor Schluss ein "kleiner" Kolumbianer im Frankfurter Trikot der Mann des Abends, auch wenn er diesen Status kurz vor Abpfiff noch an den Siegtorschützen Mo Dahoud abgeben musste.
Der Spieler, um den es geht, heißt Rafael Santos Borré und ist mit 1,74 Metern Körpergröße und 70 Kilogramm ein ganz anderes Kaliber als Haaland, der wuchtige Sturmtank aus Norwegen. Er ist ein anderer Stürmertyp, einer der über Wendigkeit, Technik und vor allem Laufstärke kommt. "Es kommt selten vor, dass ich erschöpft bin. Da hab' ich ein bisschen Glück mit meinen Genen", sagte Borré im Dezember gegenüber der "Bild". "Es liegt wohl auch daran, dass ich als Kind auf Sandplätzen bei großer Hitze gespielt habe. Ich habe mir also von klein auf viel Power angeeignet."
Frankfurts "ewige" Stürmersuche
Borré, der im vergangenen Sommer von River Plate aus Buenos Aires nach Frankfurt, sollte und soll - in fast schon schöner Tradition - die Lücke im Frankfurter Angriff ausfüllen, die in den vergangenen Jahren immer wieder durch die Abgänge der besten Torjäger entstand. In der Saison 2018/2019 waren das Sebastien Haller und Luka Jovic. Der Franzose erzielte in 29 Bundesligaspielen 15 Tore, der Serbe schoss in 32 Partien sogar 17 Treffer.
Beide verließen die Eintracht ebenso wie der drittbeste Angreifer Ante Rebic, und es musste Ersatz gefunden werden. Man fand ihn in André Silva, der in seiner ersten Saison in Frankfurt zwölf, in seiner zweiten Spielzeit sogar 28 Treffer erzielte. Allerdings verließ der Portugiese die Eintracht im vergangenen Sommer Richtung RB Leipzig, und es kam: Rafael Borré.
Borré: "Mir gefällt die Bundesliga"
Für den 26-Jährigen ist Frankfurt nicht die erste Station in Europa. Nachdem Borré als junger Spieler in der Heimat bei Deportivo Cali gute Leistungen gezeigt hatte, sicherte sich 2016 Atletico Madrid seine Dienste. Allerdings wurde er von den Colchoneros nicht eingesetzt und an den FC Villareal ausgeliehen, wo er sich als Torjäger aber ebenfalls nicht durchsetzen konnte. Der Knoten platzte erst nach dem Wechsel zurück nach Südamerika. Für River Plate schoss Borré in 149 Spielen 56 Treffer und bereitete 18 Tore vor.
Diese Zahlen soll er nun auch in Frankfurt erreichen. Anders als bei seinen ersten Europa-Engagements in Spanien, als sich Borré schwertat und nicht glücklich wurde, stimmen diesmal die Voraussetzungen. "Mir gefällt die Bundesliga. Hier wird guter, schneller, aggressiver Fußball gespielt", sagte Borré kürzlich in einem Interview der kolumbianischen TV-Sendung "Gol Caracol". "Ich bin sehr glücklich mit meiner Entscheidung."
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Glückliche Entscheidungen, guter Anfang
Glücklich waren auch die Entscheidungen, die Borré im Spiel gegen Borussia Dortmund traf. In den entscheidenden Momenten war er gedanklich schneller, die BVB-Defensive hatte nichts entgegenzusetzen. Zunächst stand er bei einer Freistoßflanke aus dem Halbfeld im Fünfmeterraum goldrichtig. Dann drehte er sich nach überraschendem Ballgewinn im gegnerischen Strafraum blitzschnell und schob den Ball locker ins lange Eck.
Die beiden Tore gegen Dortmund waren im 18. Saisonspiel die Treffer fünf und sechs. In den vergangenen fünf Spielen war Borré an sieben Eintracht-Toren als Schütze oder Vorlagengeber beteiligt. Sechs Tore in 18 Partien? Noch keine Überquote eines Top-Torjägers, aber auch die Hallers, Jovics und Silvas haben so bei der Eintracht angefangen.
Die Top-Torjäger der Bundesliga
Tore sind das Wichtigste im Fußball. Stürmer, die oft ins gegnerische Tor treffen, genießen bei den Fans Heldenstatus. Die Bundesliga hat viele große Torjäger erlebt - diese zehn waren am erfolgreichsten.
Bild: Icon Sport/Getty Images
10. Klaus Allofs - 177 Tore
Als Klaus Allofs 1981 aus Düsseldorf zum 1. FC Köln wechselt, bedeutet seine Ablösesumme von 2,25 Millionen Mark (1,15 Millionen Euro) einen Bundesliga-Rekord. Allofs erzielt für die Fortuna, den FC und später für Werder Bremen insgesamt 177 Bundesliga-Tore. In Bremen spielt er am Ende seiner Karriere, nachdem er zuvor einige Jahre in Frankreich war.
Bild: Imago Images
9. Dieter Müller - 177 Tore
Dieter Müller hält bis heute einen Bundesliga-Rekord: Am 17. August 1977 erzielt er beim 7:2-Sieg des 1. FC Köln gegen Werder Bremen sechs Tore. Außer für den FC, ist Müller auch für Offenbach, Stuttgart und Saarbrücken in der Bundesliga aktiv. Zwischen 1977 und 1986 macht Müller insgesamt 303 Bundesliga-Spiele. Für seine 177 Tore benötigt er damit 121 Spiele weniger als Klaus Allofs.
Bild: Imago Images
8. Stefan Kuntz - 179 Tore
Bochum, Uerdingen, Kaiserslautern, noch einmal Bochum und schließlich Bielefeld - Stefan Kuntz spielt nie für einen der großen Bundesliga-Klubs. Trotzdem ist der gelernte Polizist zweimal Torschützenkönig: 1986 in Bochum, 1994 in Diensten des FCK noch einmal. Mit Kaiserslautern feiert Kuntz auch seine größten Erfolge: DFB-Pokalsieg 1990 und Meisterschaft 1991.
Bild: Imago Images
7. Ulf Kirsten - 181 Tore
"Der Schwatte", wie er genannt wird, ist schon bei Dynamo Dresden in der DDR-Oberliga ein gefährlicher Torjäger. 1990 wechselt Kirsten zu Bayer 04 Leverkusen. Er hält der Werkself bis zum Karriereende im Jahr 2003 die Treue und läuft insgesamt 350 Mal für Leverkusen in der Bundesliga auf. Kirsten gewinnt dreimal die Torjäger-Kanone der Liga.
Bild: Imago Images
6. Claudio Pizarro - 197 Tore
1999 kommt der Peruaner als 20-Jähriger zu Werder Bremen. Mit Ausnahme eines kurzen Intermezzos beim FC Chelsea bleibt "Pizza" der Bundesliga anschließend treu. Zweimal wechselt er von Bremen zum FC Bayern (2001 und 2012). Nach einer Saison in Köln schließt sich der damals 40-Jährige 2019 zum insgesamt fünften Mal dem SV Werder an, wo seine Karriere im Sommer 2020 endet.
Bild: Getty Images/Bongarts/S. Franklin
5. Manfred Burgsmüller - 213 Tore
Zwischen 1967 und 1990 beschäftigt das Schlitzohr "Manni" Burgsmüller die gegnerischen Verteidiger mit seinen Dribblings. Er spielt für Essen, Dortmund, Nürnberg und Bremen in der Bundesliga und ist mit 135 Toren Rekordschütze des BVB. Nach seiner Fußball-Karriere ist Burgsmüller sechs Jahre lang Kicker des American-Football-Teams Rhein Fire. Im Mai 2019 stirbt er im Alter von 69 Jahren.
Bild: Imago Images
4. Jupp Heynckes - 220 Tore
Bevor Heynckes als Trainer große Erfolge feiert, ist er einer der besten deutschen Stürmer. Vierzehn Jahre lang spielt er in der Bundesliga für Borussia Mönchengladbach (1965-1967 und 1970-1978) und Hannover 96 (1967-1970). Heynckes ist mit 195 Toren der Rekordschütze der Mönchengladbacher. Hier erlebt er als Teil der "Fohlen-Elf" seine erfolgreichste Zeit und wird viermal deutscher Meister.
Bild: Imago Images
3. Klaus Fischer - 268 Tore
Fast 40 Jahre lang ist er die Nummer zwei der Bundesliga-Torjäger hinter Gerd Müller. Dann kommt Robert Lewandowski, der für 268 Treffer 190 Spiele weniger benötigt. Am häufigsten trifft Fischer für Schalke 04 (182). Außerdem ist er für 1860 München, den 1. FC Köln und den VfL Bochum aktiv. Fischers Bundesliga-Karriere dauert 20 Jahre (1968 - 1988). Er steht insgesamt 535 Mal auf dem Platz.
Bild: Imago Images
2. Robert Lewandowski - 312 Tore
Meisterschaften, DFB-Pokale, die Champions League und die Auszeichnung zum Weltfußballer - der Pole gewinnt alles und wird zur Institution in der Bundesliga. 2010 wechselt er von Lech Posen zu Borussia Dortmund. Von 2014 bis 2022 trifft er für die Bayern und bricht bis zu seinem Wechsel nach Barcelona Rekorde, zum Beispiel in der Spielzeit 2020/21 mit 41 Saisontoren - eins mehr als Gerd Müller.
Bild: Adam Pretty/Getty Images
1. Gerd Müller - 365 Tore
Der Torrekord des "Bombers" ist und bleibt unerreichbar. Zwischen 1965 und 1979 läuft Müller in der Bundesliga ausschließlich für die Bayern auf. Der Stürmer, der aus jeder Lage ein Tor machen kann, wird viermal Meister und siebenmal Torschützenkönig. In fünf Spielzeiten schießt er mehr Tore, als er Spiele absolviert. Müller erkrankt im Alter an Alzheimer und stirbt im August 2021.