Der 36-jährige Spanier gewinnt zum 14. Mal die French Open. Danach spannt er seine Fans in seiner Siegesrede auf die Folter - und sagt dann doch die Worte, die alle hören wollen.
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Und dann hatte er es geschafft. Mit einem mit der Rückhand gespielten und genau auf der Linie platzierten Ball machte Rafael Nadal seinen 14. Erfolg bei den French Open perfekt. Nach dem entscheidenden Punkt zum 6:3, 6:3, 6:0 nach 2:18 Stunden schlug der 36-Jährige die Hände vor sein Gesicht und rang mit den Tränen. Sichtlich bewegt nahm Nadal die Glückwünsche seines Gegners Casper Ruud am Netz entgegen. Dann schmiss er seinen Schläger weg und ließ sich von den 15.000 Zuschauer auf dem Court Philippe Chatrier feiern.
"Ich hätte nie gedacht, dass ich hier mit 36 Jahren noch einmal im Finale spielen kann. Es hat mich viel Energie gekostet", sagte Nadal nach seinem 14. Triumph bei den French Open. "Ihr habt mich hier immer wie zu Hause fühlen lassen", sagte Nadal an die Organisatoren und die französischen Zuschauer gerichtet. Nadals Worte klangen stark nach Abschied. Viele in der Arena und auf den Public-Viewing-Plätzen hatten schon den ganzen Tag darüber spekuliert und diskutiert, ob der Spanier womöglich seine Karriere beenden würde. Doch um 17:53 Uhr am Ende seiner 4:14 Minuten dauernden Rede erlöste er die Zuschauer und seine Fans. "Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, aber ich werde weiter kämpfen", so Nadal.
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Ruud: "Ich bin nicht das erste Opfer"
Der 36 Jahre alte Tennisprofi leidet seit Jahren unter chronischen Schmerzen im Fuß, weshalb immer wieder über ein Karriereende spekuliert worden war. Noch Mitte Mai hatte Nadal nach seinem Achtelfinal-Aus beim Turnier in Rom eine Teilnahme in Paris selbst in Frage gestellt. Zu stark waren die Schmerzen. Doch dank der täglichen Betreuung eines persönlichen Arztes in Paris brachte sich Nadal wieder in sehr gute Form. Wie lange er dies noch machen möchte und kann, ist ungewiss. Erst einmal will er es weiter versuchen. Im Moment seines 22. Grand-Slam-Turnier-Siegers überwog bei Nadal die pure Freude.
"Heute habe ich es kennengelernt, wie es ist, gegen dich in einem Finale zu spielen. Es ist nicht einfach. Ich bin nicht das erste Opfer", sagte Casper Ruud nach seinem ersten Grand-Slam-Finale anerkennend in Richtung seines großen Idols, das wenig später aus den Händen von Tennis-Legende Billie Jean King den Coupe des Mousquetaires in Empfang nahm. Spieler auf der Tour, die Nadal so gut kennen wie Ruud, gibt es wenige. Und das, obwohl der Spanier und der 13 Jahre jüngere Norweger bislang noch nie in einem ATP-Match gegeneinander gespielt haben.
Nadal kämpft mit Emotionen
Doch Ruud trainiert seit vier Jahren in der Rafa Nadal Academy auf Mallorca, weshalb die beiden Kontrahenten im Finale bei den French Open schon unzählige Male miteinander trainiert haben. "Er ist ein super Junge, sie haben eine ganz tolle Familie", hatte Nadal über Ruud bereits vor dem Duell gesagt. Abseits des Platzes sind die beiden Tennisprofis gut befreundet. Dementsprechend schwierig war die Situation im Finale. Doch vor allem Ruud war eine gewisse Nervosität anzumerken. Nadal startete vor den Augen des spanischen Königs Felipe und des norwegischen Kronprinzen Haakon gut und nahm dem Norweger gleich den Aufschlag ab.
Zwar schaffte Ruud, danach auch ein Break, doch Nadal konterte mit einem weiteren Break, das er danach nicht mehr hergab. Nach 48 Minuten holte er sich den ersten Satz. So knisternd die Stimmung vor der Partie im Stadion gewesen war, so unspektakulär verlief das Endspiel. Ruud war nervös und leistete sich viele leichte Fehler, Nadal war ebenfalls weit von seiner Topform entfernt, dominierte das Geschehen auf seinem Lieblingsplatz dennoch weitgehend mühelos und sicherte sich am Ende einen ungefährdeten Sieg. "Es ist für mich kaum möglich, meine Gefühle zu beschreiben. Hier noch einmal das Turnier zu gewinnen, das mir alles bedeutet, ist unglaublich", freute sich ein emotionaler Nadal.
Rücktritt Rafael Nadal: Sandplatzkönig und Held von Paris
Der wohl beste Sandplatzspieler der Tennis-Geschichte hört auf. Nach langer Leidenszeit zollt der Spanier seinen vielen Verletzungen Tribut. Seinen letzten Auftritt hat er beim Davis-Cup-Finale in Malaga.
2005 betritt Rafael Nadal die ganz große Tennisbühne. Mit seinem Sieg bei den French Open in Paris setzt der 19-Jährige den Startpunkt einer Ära: Bis 2022 heißt der Paris-Sieger stets Rafael Nadal - außer 2009, 2015, 2016 und 2021. Lange Zeit wird Nadal darauf reduziert, ein reiner Sandplatzspieler zu sein. Tatsächlich holt er acht seiner ersten elf ATP-Turniersiege auf der roten Asche.
Bild: Srdjan Suki/dpa/picture-alliance
Erfolg mit der Mannschaft
Schon bevor Nadal (2.v.r.) im Einzel einen Titel nach dem anderen gewinnt, ist er im Team erfolgreich. 2004 sichert er sich mit Spanien im Finale gegen die USA den Sieg im Davis Cup. An seiner Seite: Carlos Moya (r.), der seit 2017 zu Nadals Trainerteam gehört und seit 2018 sein Haupttrainer ist. Insgesamt gewinnt Nadal die "hässlichste Salatschüssel der Welt" in seiner Laufbahn viermal.
Bild: Armando Franca/AP Photo/picture alliance
Auf dem "heiligen Rasen"
Zu Beginn seiner Karriere liefert sich Nadal (r.) immer wieder enge Duelle mit Roger Federer (l.), der Nummer eins der Welt. Zwar kann Nadal den Schweizer auf Sand fast immer besiegen, im Finale von Wimbledon aber unterliegt er 2006 und 2007. Erst 2008 schafft es der Spanier, sich auf dem "heiligen Rasen" durchzusetzen. Das 6:4, 6:4, 6:7, 6:7 und 9:7 ist das längste Endspiel der Turniergeschichte.
Bild: Sean Dempsey/PA Wire/empics/picture alliance
Mit Gold gekrönt auf dem Tennisgipfel
2008 ist für Nadal ein sehr erfolgreiches Jahr: Nach den Siegen in Paris und Wimbledon gewinnt er auch das olympische Finale in Peking. Im Kampf um Gold bezwingt er den Chilenen Fernando Gonzalez. Im August 2008 verdrängt er Roger Federer von der Spitze der Weltrangliste. Allerdings stoppt ihn kurze Zeit später eine Knieverletzung und er muss die erste längere Pause seiner Karriere einlegen.
Bild: Elise Amendola/AP Photo/picture alliance
Erster Grand-Slam-Titel auf Hartplatz
Nach seiner Genesung gelingt Nadal im Januar 2009 bei den Australian Open der erste Major-Turniersieg auf Hartplatz. Im Finale setzt er sich erneut in fünf Sätzen gegen Federer durch. Nadal ist der erste Spanier, der in Melbourne gewinnen kann. Fünf Monate später folgt allerdings ein Tiefschlag: Erstmals überhaupt verliert Nadal ein Match bei den French Open und scheidet schon im Achtelfinale aus.
Bild: Jon Buckle/empics/picture alliance
Sammlung komplett
Nachdem Nadal zuvor bereits in Paris, Wimbledon und Melbourne gewonnen hat, gelingt ihm 2010 auch bei den US Open in New York der Finalsieg. Sein Finalgegner in Flushing Meadows ist Novak Djokovic. Mit 24 Jahren ist Nadal nun der siebte und zugleich jüngste Spieler, der seit Beginn der "Open Era" im Frühjahr 1968 mindestens einmal jedes der vier wichtigsten Turniere gewonnen hat.
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Ungewöhnliche Spielweise
Obwohl Rafael Nadal Rechtshänder ist, spielt er Tennis mit der linken Hand. Das ist ihm in jungen Jahren von seinem Onkel und Trainer Toni Nadal beigebracht worden. Nadal spielt mit extremem Topspin und hat die Gabe, sehr gut vorauszuahnen, wohin der Gegner den Ball bringt. Außerdem ist er sehr laufstark und athletisch und kann mit Vor- und beidhändiger Rückhand hart und platziert schlagen.
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Trainer und Mentor
Großer Förderer Nadals ist sein Onkel. Antonio Nadal Homar, genannt Toni, ist der Bruder seines Vaters. Er bringt seinen Neffen mit vier Jahren zum Tennissport und ist früh überzeugt davon, dass es der kleine Rafa, der als Kind und Jugendlicher lieber Fußball spielt, bis in die Weltspitze schaffen kann. "Onkel Toni" bleibt bis 2017 Nadals Trainer, mit ihm gewinnt Rafael Nadal 16 Grand Slams.
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Innige Verbindung
Seit 2005 ist Nadal mit Maria Francisca "Xisca" Perello liiert, seit 2019 mit ihr verheiratet. Ihr Sohn Rafael junior wurde im Oktober 2022 geboren. Perello, die in London Wirtschaft studiert hat, hält sich am liebsten im Hintergrund. Sie kümmert sich um Nadals Stiftung, die "Fundacion Rafa Nadal", die sich für die Integration und Entwicklung benachteiligter Kinder in Spanien und Indien einsetzt.
Bild: Manu Fernandez/AP/picture alliance
Rückzugsort auf Mallorca
Die Wurzeln Nadals liegen in Manacor auf der Baleareninsel Mallorca. Hier ist Nadal geboren und aufgewachsen, hierhin zieht er sich auch immer wieder zurück, um zu trainieren und in der Heimat Kraft zu tanken. Am Rande der 42.000-Einwohner-Gemeinde betreibt Nadal eine eigene, stetig wachsende Tennisakademie. Er selbst wohnt in Porto Cristo, ein paar Kilometer entfernt, an der Küste.
Bild: H. Blossey/blickwinkel/picture alliance
Beeindruckende Zahlen
Neben 22 Grand-Slam-Titeln hält Rafael Nadal zahlreiche weitere Rekorde, so die Serie von 81 gewonnenen Matches auf Sand in Folge. Er ist mit 14 Titeln Rekordsieger bei den French Open und hat dort nie ein Finale verloren. Zwischen 2005 und 2014 gewann er in zehn Jahren in Folge jeweils mindestens ein Grand-Slam-Turnier - und 22 Mal besiegte Nadal die aktuelle Nummer eins der Welt.
Bild: Daniel Pockett/Getty Images
Bis an die Grenzen
Allerdings ist Nadals Spiel intensiv und kraftraubend. Schon früh in seiner Karriere kommt die Frage auf, wie lange sein Körper die Belastungen mitmacht. Mal zwickt die Schulter, mal macht der Rücken Probleme. Am schlimmsten ist der linke Fuß: Schon seit vielen Jahren leidet Nadal am sogenannten Müller-Weiss-Syndrom, eine degenerative Krankheit, die eine Verformung des Kahnbeins zur Folge hat.
Bild: Kyodo/picture alliance
Ausgebrannt?
Im Jahr 2021 werden die Fußprobleme so stark wie selten zuvor. Nach dem Halbfinal-Aus in Paris legt Nadal eine Pause ein. "Ehrlich gesagt leide ich seit einem Jahr viel mehr mit meinem Fuß als ich sollte und ich muss mir etwas Zeit nehmen", sagt er damals. Nach einem kurzen Comeback beendet er die Saison vorzeitig. Seine Zukunft auf der ATP-Tour? Zu diesem Zeitpunkt mehr als ungewiss...
Dann aber kommt er so zurück: Nach einem halben Jahr Verletzungspause marschiert der Spanier bei den Australian Open ohne Mühe durch die ersten Runden. Auch gegen bessere Gegner setzt er sich durch und steht schließlich im Finale gegen Daniil Medwedew. Trotz eines 0:2-Satzrückstands bleibt Nadal im Match, kämpft sich heran und gewinnt schließlich nach 5:24 Stunden seinen 21. Grand-Slam-Titel.
Bild: Tertius Pickard/dpa/AP/picture alliance
Der König von Paris
Rafael Nadal gewinnt 2022 zum 14. Mal die French Open. Der 36-jährige macht sich damals mit seinem 22. Grand-Slam-Titel zum Rekord-Champion. Später wird er von Novak Djokovic eingeholt und übertroffen. 2022 beim Paris-Erfolg gegen den Norweger Casper Ruud gelingt es Nadal aber erstmals, auf den Titelgewinn bei den Australian Open auch den Triumph in der französischen Hauptstadt folgen zu lassen.
Bild: YVES HERMAN/REUTERS
Ende in Sicht
Nachdem Nadal seine Teilnahme an den French Open absagen muss, kündigt er für 2024 sein Karriereende an. "Ich möchte noch mal alle Turniere, die mir Spaß gemacht haben, spielen und mich verabschieden. Natürlich auch die Olympischen Spiele", sagt er. Vor den French Open 2024 ist Nadal nur noch Nummer 276 der Weltrangliste. Das Los will es, dass er in der ersten Runde auf Alexander Zverev trifft.
Bild: Jean-Francois Badias/AP/picture alliance
Doch kein Abschied?
Das Match wird enger, als es der glatte Dreisatzsieg Zverevs vermuten lässt. Danach lässt Nadal offen, ob es wirklich sein letzter Tango in Paris war. "Ich hoffe, euch wiederzusehen", sagt er, "aber ich weiß es nicht. Wenn es das letzte Mal war, habe ich es genossen." Doch da auch das olympische Turnier auf der Anlage Roland Garros stattfindet, gibt es kurze Zeit später ein Wiedersehen.
Bild: Frank Molter/dpa/picture alliance
Letzter Tango in Paris
Bei Olympia gewinnt Nadal sein Erstrundenmatch, trifft in Runde zwei aber auf den späteren Olympiasieger Novak Djokovic. Die 1:6, 4:6-Niederlage ist Nadals letzter Auftritt in Roland Garros. Zweieinhalb Monate später gibt er seinen Rücktritt bekannt. "Alles hat einen Anfang und ein Ende", sagt er auf Social Media. Letztmals steht er beim Davis-Cup-Finale Ende November in Malaga auf dem Platz.
Bild: Manu Fernandez/AP Photo/picture alliance
Niederlage zum Karriere-Ende
Nichts wird aus dem ersehnten sechsten Davis-Cup-Triumph Nadals mit Spanien zum Abschluss seiner beeindruckenden Karriere. Zunächst verliert Nadal sein Einzel - der Auftakt zum überraschenden K.o. der Gastgeber gegen die Niederlande. "Ich will als gute Person aus einem kleinen Dorf auf Mallorca in Erinnerung bleiben", sagt Nadal mit Tränen in den Augen.