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Ramadan: wie ein Fußballprofi Sport und Fasten verbindet

Thomas Gennoy
26. März 2024

Für den muslimischen Fußballprofi Ahmet Arslan von Dynamo Dresden stellt der Ramadan eine besondere Herausforderung dar. Mit der DW sprach er über sein Leben als Fußballprofi im Fastenmonat.

Ahmet Arslan (re) auf dem Trainingsplatz von Dynamo Dresden
Ahmet Arslan (re.) fastet als einziger Spieler von Dynamo DresdenBild: Joseph Wright/DW

Jedes Jahr feiern Muslime auf der ganzen Welt den Fastenmonat Ramadan. Der neunte Monat des islamischen Kalenders ist ein Fest des Gebets, der Besinnung, der Gemeinschaft und eben des Fastens. Von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang darf nichts gegessen und getrunken werden - eine Herausforderung für viele, besonders aber für Spitzensportler.

Fehlende Gemeinschaft

Für Ahmet Arslan ist das Fasten jedoch nicht die größte Herausforderung. Dem Fußballprofi vom deutschen Drittligisten Dynamo Dresden macht viel mehr die Einsamkeit zu schaffen. "Für mich ist natürlich sehr, sehr traurig, dass meine Familie nicht da ist", sagt Arslan gegenüber der DW. Abends alleine ohne die Familie zu essen gehe ihm sehr nah, "weil das ist schon auch das Fest, wo man sagt, man ist mit der Familie zusammen, dann wird abends zelebriert, alle kommen zusammen, essen gemeinsam und haben eine schöne Zeit", sagt Arslan, doch das sei mit dem Fußball nicht so möglich.

Arslan ist derzeit vom Zweitligisten 1. FC Magdeburg an Dynamo Dresden ausgeliehen. Er ist in mehrfacher Hinsicht alleine, denn: Seine Familie wohnt im fast 500 Kilometer entfernten Lübeck und er ist der einzige Spieler im Kader von Dresden, der fastet. Im Laufe der Jahre ist dieses Gefühl zur Gewohnheit geworden. "In Magdeburg gabs den einen oder anderen Spieler, bei Mohammed El Hankouri weiß ich, dass er das auch den ganzen Monat durchzieht", sagt Arslan, er habe in seiner Karriere noch nie einen Teamkollegen gehabt, mit dem man es hätte gemeinsam machen können. 

Ahmet Arslan (3. v. r.) schätzt die Solidarität seiner Mitspieler Bild: Joseph Wright/DW

Arslan fastet erst seit Kurzem

Das Fasten während des Ramadans ist für Arslan keine Lebensgewohnheit. Erst vor relativ kurzer Zeit begann er, sich ernsthaft mit der Religion zu befassen und seinen Glauben das ganze Jahr über zu praktizieren. "Als Kind hat man es natürlich ausprobiert wenn die Eltern das gemacht haben, einfach mal um zu gucken wie es ist", sagt der 29-jährige. Vor fünf Jahren habe er den Ramadan dann das erste Mal als aktiver Fußballer zelebriert.

Für Außenstehende scheint es schwer zu begreifen, wie Ramadan und Profisport zusammenpassen können. Denn Ernährung ist mittlerweile ein entscheidender Faktor der Leistungsfähigkeit eines Profisportlers. Der FC Liverpool hat mit Mona Nemmer sogar alleine für diesen Bereich einen "Head of Nutrition", also eine Ernährungsberaterin eingestellt. Einen ganzen Monat lang tagsüber auf Essen und Trinken zu verzichten scheint für viele undenkbar.

"Die Leistung wird vermutlich etwas nachlassen", sagt Michael Bata, Mannschaftsarzt von Dynamo Dresden, gegenüber der DW. "Man weiß, dass der Muskelaufbau nicht mehr so stark stattfindet wenn einem die Nährstoffe fehlen tagsüber, dann geht es eher darum die Muskeln zu erhalten und nicht weiter aufzubauen." Ganz neu ist die Situation für Bata nicht, denn bereits letzte Saison war Arslan an Dresden ausgeliehen und nahm am Fasten teil. Dennoch stellt die Situation für ihn eine besondere Herausforderung dar, denn es mangelt an umfangreichen Erfahrungen im Umgang mit muslimischen Spielern während des Ramadan.

Dynamo Dresdens Mannschaftsarzt Michael BataBild: Joseph Wright/DW

Kein zwangsläufiger Leistungsabfall

Die Teamärzte sind somit auch auf die Mithilfe und Ehrlichkeit des Spielers angewiesen und können viel von Arslan lernen. Sie vertrauen darauf, dass er auf sich selbst aufpassen kann, seine eigene Gesundheit überwacht und sie bei Problemen alarmiert. "Es ist nicht gesichert, dass man unbedingt gleich einen Leistungsknick haben muss. Viele Menschen auf dieser Welt führen den Ramadan durch und treiben trotzdem nebenbei Sport", sagt Bata betont aber auch: "Profisport ist natürlich was anderes." Aber nicht die ganze muslimische Welt pausiere ihren Profisport, "nur weil gerade Ramadan ist".

Toleranz im Fußball 

Trotz der mangelnden Erfahrung seines medizinischen Teams fühlt sich Arslan bei seinem Klub akzeptiert und wohl. "Auswärts ist es so, dass wir normalerweise um 18 Uhr essen, wenn wir im Hotel ankommen", erklärt Arslan. Doch das Team habe alles so organisiert, dass alle gemeinsam um 20 Uhr essen können. "Das ist nichts, was ich erwarte, aber es zeigt mir, dass jeder hier darauf bedacht ist, dass es mir gut geht", sagt Arslan. 

Generell schätzt Arslan die Toleranz im Fußball. "Wenn wir am Freitagabend ein Spiel hätten und der Verein sagte vorher zum Schiri: 'Können wir um 18:30 Uhr kurz das Spiel unterbrechen, damit der Spieler etwas trinken oder einen Riegel essen kann, um sein Fasten zu brechen?', würde der Schiedsrichter das machen, ohne zu zögern", glaubt der Fußballprofi. 

Dieser Text wurde aus dem Englischen adaptiert. 

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