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Musik

Rammstein-Tour startet

27. Mai 2019

Rammstein beginnen ihre Stadion-Tour in Gelsenkirchen. Mit dabei: das neue Album "Rammstein". Es ist die größte Europa-Tour ihrer Bandgeschichte, das gönnt man sich gerne zum 25-jährigen Bandjubiläum.

Performance von Till Lindemann
Bild: Universal/G. Karp

Es gibt kaum etwas, das noch nicht über Rammstein geschrieben worden ist. Dass Sänger Till Lindemann auch mal eine Tischler- und Korbmacherlehre gemacht hat und nebenbei noch dichtet. Dass er auch fast für die DDR-Schwimmmannschaft 1980 bei den Olympischen Spielen in Moskau angetreten wäre. Dass Rammstein inklusive des neuen Albums "Rammstein" erst sieben Studioalben veröffentlicht haben. Dass alle Bandmitglieder ganz liebe und nette Menschen sind, mit Familie und Enkelkindern. Dass die sechs Musiker aus der DDR-Punk- und Undergroundszene stammen und in Bands mit Namen wie "First Arsch" gespielt haben.

Rammstein: Erschreckt und provoziert

Wer richtig hingeguckt und -gehört hat, muss mitbekommen haben, dass das komplette Bandkonzept von Rammstein darauf ausgerichtet war (und ist), den Rest der Welt zu erschrecken und zu provozieren. Keine Band kann das so wie Rammstein, mit eiskalten, knallharten Beats, peitschenden Gitarrenriffs und einer martialischen Bühnenshow, während der es fast ununterbrochen irgendwo knallt und brennt. Den Rest besorgt Till Lindemanns Gesang, der so "deutsch" klingt wie die knarzende Sprache, die uns bestens aus Film- und Tondokumenten aus der Zeit des Nationalsozialismus bekannt ist.

Hinter Lindemanns fiesen Masken steckt ein netter MenschBild: Felix Broede/Warnermusic

Rammstein: ganz und gar nicht rechts 

Es war und ist nicht immer ganz einfach, hinter dem Auftreten von Rammstein nur Gutes zu vermuten. Dass Rammstein ganz und gar nicht rechts sind, hat die Band schon 2001 mit dem Song "Links 2-3-4" klargestellt. In einem späteren Interview mit der Zeitung "Die Welt" meinte Gitarrist Richard Kruspe, sie seien viel zu schlau, um rechts zu sein.

Im März 2019 kam der Video-Teaser zur ersten Singleauskoppelung "Deutschland" aus dem im Mai erschienenen Album. Der Teaser schockte mit Bildern, die den Holocaust und den Terror im NS-Konzentrationslager thematisierten. Als zwei Tage später das komplette Video erschien, stellte sich heraus, dass diese Szenen einen Teil der 2000-jährigen Geschichte Deutschlands zeigten - von der Römerzeit bis heute. Natürlich wurde der Ausschnitt für den Teaser bewusst gewählt - so erlangte das Video genau die Aufmerksamkeit, die die neue Single und schließlich auch das neue Rammstein-Album vor dem Release bekommen sollten. 

Die Abgründe des menschlichen Gehirns

Till Lindemann sorgt für die Texte der Band. Dass er Lyrik beherrscht, hat er schon in zwei Gedichtbänden gezeigt. In seinen Texten geht es oft um Psychologie - um die Abgründe des menschlichen Bewusstseins: Inzest, Pädophilie, Nekrophilie. Wenn Lindemann darüber singt, wie jemand einmal im Jahr seine tote Frau ausgräbt, um mit ihr Geschlechtsverkehr zu haben, ist das sicherlich harter Tobak.

Sadomasochismus und Unterwerfung sind ebenso Bestandteile der Texte wie auch Sehnsüchte: nach dem Tod oder nach Liebe. Leisere Töne gibt es zwar seltener, aber sie kommen auch im Rammstein-Repertoire vor. Für Fans ist der Song "Seemann" aus dem ersten Album "Herzeleid" ein Rammstein-Klassiker, der Gänsehaut verpasst: düster-romantische Lyrik, von Lindemann mit einer Gänsehaut erzeugenden zerbrechlichen Zärtlichkeit vorgetragen. Das Stück wurde 2003 von Nina Hagen und Apocalyptica gecovert.

Die Band: ein eingeschworenes Team

Ob laut oder leiser, ob Schocker oder Ballade: In 25 Jahren Bandgeschichte sind sich Rammstein treu geblieben. Die sechs Musiker scheinen unzertrennlich. Gitarrist Richard Kruspe meint, dass das deswegen geht, weil sie viel miteinander reden: "Bestimmt 70 Prozent der Zeit, die wir zusammen sind, quatschen wir." Auch Gitarrist Paul Landers fühlt sich pudelwohl: "Wir spielen auf der ganzen Welt. Wir sind immer ausverkauft, es macht viel Spaß - ich wüsste nichts Besseres."

Tatsächlich gibt es nur noch für wenige Termine der Europa-Tour Tickets: Im britischen Milton Keynes, in Sankt Petersburg, Riga und für zwei Konzerte in Wien.

Bild: Paul Brown
Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online
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