Ramschniveau: Türkei rutscht weiter ab
15. Juni 2019Bislang stand die Türkei bei Moody's auf "Ba3". Nun ging es noch eine Stufe tiefer: Die New Yorker Ratingagentur senkte ihre Bewertung des europäisch-asiatischen Landes auf B1 herab. Die Papiere der Türkei rutschen damit noch weiter in den "Ramschbereich" hinein. Wer sein Geld in türkische Staatsanleihen steckt, geht also ein erhöhtes Risiko ein.
Schlechte Aussichten
Der Ausblick bleibe "negativ", teilte die US-Agentur mit. Hintergrund sei die steigende Gefahr einer Handelsbilanzkrise, hieß es zur Begründung. Das Vertrauen schwinde, dass die Türkei weiter die hohen Geldsummen anlocken könne, die für die Zahlung von Schulden und die Aufrechthaltung des Wachstums nötig seien.
Das türkische Finanzministerium erklärte in einer ersten Reaktion, die Herabstufung entspreche nicht den wirtschaftlichen Indikatoren des Landes. Dies wecke Zweifel an der Objektivität der Analyse.
Als Beleg listete das Ministerium in Ankara Wirtschaftsindikatoren im Vergleich zu anderen Schwellenländern auf und wies auf eine sinkende Inflation und steigende Tourismuseinnahmen hin. Diese "sehr positiven Entwicklungen" seien von Moody's ignoriert worden.
Mögliche Auswirkungen durch Raketen-Deal
Die Ratingagentur begründete ihren Schritt auch damit, dass der externe Druck durch den Streit zwischen der Türkei und den Vereinigten Staaten über den Kauf des russischen S-400-Raketenabwehrsystems verschärft werde. Mögliche Sanktionen durch den US-Kongress aufgrund des türkisch-russischen Rüstungsgeschäfts würden einen weiteren Schatten auf die Wirtschaft und das Finanzsystem der Türkei werfen.
Moody's hatte zuletzt vor gut einem Jahr sein Türkei-Rating gesenkt. Im August ging es von der Stufe "Ba2" auf "Ba3" herab. Damals hatte auch die US-Agentur Standard & Poor's ihre Bewertung der Türkei tiefer in den "Ramschbereich" gesenkt. Die Einstufung durch Ratingagenturen haben Einfluss auf die Höhe der Zinsen, die Staaten zahlen müssen, wenn sie Schulden machen.
AR/sti (Moody's, rtr)