Ramush Haradinaj: Es gibt einige Kreise, die der Erfolg in Kosova stört
13. August 2002Anzeige
Köln, 13..8.2002, DW-radio / Albanisch
Frage
: Der internationale Staatsanwalt hat Anklage gegen Sie wegen Gefährdung der Sicherheit erhoben. Wie erläutern Sie das?Antwort:
Die Anklage besteht schon lange, nun ist sie an die Öffentlichkeit gekommen. Ich war ein Opfer. Bei einem Zwischenfall, der auch in der Anklage erwähnt wird, bin ich angegriffen und schwer verletzt worden. Die Wahrheit ist, dass nicht ich jemanden angegriffen habe, vielmehr bin ich angegriffen worden und war auch gefährdet. Aber die Art und Weise, wie die Anklage gegen meinen Bruder zustande gekommen ist, und auch ich in dieser Anklage behandelt werde, deutet klar auf eine Tendenz in bestimmten Kreisen innerhalb der internationalen Justiz in Kosova hin, die mit der organisierten Kriminalität zusammenarbeiten, um das praktische Handeln der Allianz (für die Zukunft Kosovas – MD) und mich persönlich vor den Kommunalwahlen zu stören.Frage
: Könnten Sie uns sagen, welche Kreise Sie konkret meinen?Antwort:
Ich denke, die jüngsten Entwicklungen in Kosova zeigen am besten, dass einige Kreise der Erfolg in Kosova stört, und hier geht es um eine Zusammenarbeit zwischen der organisierten Kriminalität in Kosova und einigen Kreisen innerhalb der internationalen Gemeinschaft in Kosova sowie auch pro-serbischen Strukturen in Kosova und in der Region. Die werden vom Erfolg einer authentischen politischen Kraft gestört.Frage
: Herr Haradinaj, Sie sprechen von einigen pro-serbischen Kreisen in Kosova, meinen Sie damit die serbischen Kräfte in Kosova oder albanische Kräfte, die mit serbischen Gruppen zusammenarbeiten?Antwort
: Das sind keine serbischen oder albanischen Kräfte, sondern die Überreste aus der Milosevic-Zeit, ganz einfach die Strukturen von Milosevic, die nach dem Krieg geblieben sind.Frage: Herr Haradinaj, denken Sie, dass durch die Anklage der Wahlerfolg beeinflusst wird?
Antwort:
Ich denke, dass die Art und Weise der Klageerhebung und das davon ausgelöste Erstaunen in der Öffentlichkeit am besten zeigen, dass in Kosova Bürger und Wähler zu einer guten und logischen Bewertung kommen werden. Wir müssen die Wahlen abwarten, aber ich denke, dass all dies nicht dem allgemeinen Prozess in Kosova zugute kommt.Frage:
In letzter Zeit wurden viele Personen festgenommen, unter denen auch viele ehemalige Kommandeure der UCK sind, die wegen illegaler Festnahmen, Folter und Mord angeklagt sind, darunter auch Ihr Bruder, Daut Haradinaj. Was bedeuten die Anklagen, ist das ein Krieg gegen die organisierte Kriminalität oder eine Entwicklung mit politischen Nebenbedeutungen?Antwort
: Die Arbeit der Justiz ist willkommen, und dafür engagieren wir uns alle, und am meisten die Freiheitskämpfer, die für Gerechtigkeit, Freiheit und ein besseres Leben in Kosova gekämpft haben. Die Art und Weise der Anklageerhebungen jedoch und die Einbeziehung der ehemaligen Kämpfer und Kommandeure der UCK zeigen, dass es nicht darum geht, die organisierte Kriminalität zu bekämpfen, sondern dass es eine ganz politische Richtung genommen hat, die sehr schädlich für Kosova ist und langfristige Auswirkungen hat.Frage
: Denken Sie, dass die Festnahmen mit dem Hinweis des Haager Tribunals zu tun haben, dass bis zum Ende des Jahres auch einige Anklagen aufgrund von Verbrechen der Albaner gegen die Serben erhoben werden?Antwort
: Ich denke, dass der Krieg in Kosova ein Befreiungskampf unter ganz besonderen Umständen war, der keine Ähnlichkeiten mit den Kriegen in Kroatien und in Bosnien und Herzogowina hat. Wir wissen, dass die serbischen Kreise eine Gleichsetzung der Verbrechen anstreben, aber die Wahrheit in Kosova kennen wir alle. Wir sind überzeugt, dass das Haager Tribunal die Wahrheit ans Licht bringen wird, nämlich dass UCK-Kämpfer keine Verbrechen gegen Zivilisten verübt haben.(...)Frage:
Herr Haradinaj, der Stellvertreter des serbischen Innenministeriums, Nebojsa Covic sagt, dass (der Vorsitzende des Serbischen Nationalrates im Nord-Kosovo – MD) Milan Ivanovic, ein Humanist und ein Arzt sei, der kein Verbrechen in Kosova verübt habe. Wie beurteilen Sie die internationalen Bemühungen um die Festnahme von Milan Ivanovic, und ist das ein Versuch, die Stadt Mitrovica zu einen und ein Kampf gegen die Verbrecher?Antwort:
Herr Covic macht einen großen Fehler, wenn er über die Entwicklungen in Kosova redet, und es ist auch ein fataler Fehler der internationalen Gemeinschaft, dass sie ihn als Partner anerkannt hat, denn er ist der Haupt-Auslöser der Destabilisierung des nördlichen Teils Kosovas. (...)Frage
: Sie haben den Teil der Frage bezüglich der Festnahme von Milan Ivanovic nicht beantwortet.Antwort
: Die Festnahme soll ein Teil des Projekts für den Kampf gegen die kriminellen Strukturen im nördlichen Teil Kosovas sein, die Strukturen, die im Februar 2000 zehn Albaner misshandelt und ermordet und in diesem Jahr 20 internationale Polizisten verletzt haben. (...) (Interview: Bahri Cani) (MK)Anzeige