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KonflikteLibanon

Ranghoher Hamas-Funktionär in Beirut getötet

2. Januar 2024

Bei einer Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut ist das führende Mitglied der radikal-islamischen Hamas, Saleh al-Aruri, getötet worden. Er galt als Nummer zwei der Hamas.

Libanon Beirut Explosion
Nach der Explosion versammelten sich viele Bewohner am Tatort Bild: AHMAD AL-KERDI/REUTERS

Saleh al-Aruri war der stellvertretende Leiter des Politbüros der islamistischen Hamas. Er kam bei einer Explosion in einem Vorort von Beirut ums Leben, wie die Hamas, die Hisbollah-Miliz und der Hisbollah-nahe Fernsehsender Al-Manar übereinstimmend berichten. Al-Aruri sei zusammen mit seinen Leibwächtern bei dem Angriff auf das Hamas-Büro am südlichen Stadtrand der Hauptstadt des Libanon getötet worden, sagte ein ranghoher Sicherheitsvertreter der Nachrichtenagentur AFP. Das Gebiet gilt als Hochburg der pro-iranischen Hisbollah-Miliz. Das Hamas-Politbüromitglied Izzat al-Sharq sagte dem Radio Al-Aksa, es handele sich um ein "feiges Attentat".

Augenzeugen sagten, zunächst sei ein Gebäude vom Angriff einer Drohne getroffen worden und dann ein Auto, aus dem Zivilschützer nach dem Brand eine verkohlte Leiche zogen. Nach einer Meldung der Nationalen Nachrichtenagentur des Libanon (NNA) wurden bei der Explosion insgesamt sechs Menschen getötet. Ein AFP-Fotograf vor Ort sah zwei zerstörte Etagen eines Gebäudes sowie beschädigte Fahrzeuge. Ein Video zeigte ein brennendes Auto. Rettungswagen eilten mit heulenden Sirenen zum Ort der Detonation.

Die Explosion verursachte große Schäden an dem getroffenen GebäudeBild: MOHAMED AZAKIR/REUTERS

War Israel der Urheber?

Nach Bekanntwerden der Explosion kam schnell der Verdacht auf, dass es sich um eine gezielte Tötung handeln könnte - möglicherweise durch die israelische Armee oder im Auftrag Israels. Die Hamas und libanesische Sicherheitskräfte erklärten denn auch umgehend, al-Aruri sei einem israelischen Drohnenangriff zum Opfer gefallen. Israels Militär wollte sich dazu auf Anfrage nicht äußern. Die Hamas ist eine militante, islamistische, palästinensische Gruppe. Die Europäische Union, ebenso wie die USA, Deutschland und weitere Länder stufen die Hamas als Terrororganisation ein. 

Seit Beginn des Israel-Hamas-Krieges beschränkten sich die Konfrontationen zwischen den israelischen Streitkräften und der libanesischen Hisbollah-Miliz - einem Verbündeten der palästinensischen Hamas - auf die Grenzgebiete im Süden des Libanon. Der libanesische Militärexperte und frühere General Chalil Hilo bezeichnete die Situation unterdessen als "sehr gefährlich". Die Hisbollah werde einen "Angriff in ihrer Hochburg in Beirut nicht tolerieren". Der geschäftsführende libanesische Premierminister Nadschib Mikati sprach von einem "israelischen Verbrechen, das den Libanon auf jeden Fall in eine neue Phase der Konfrontationen führen will".

Irans Außenamtssprecher Nasser Kanaani machte Israel für den Tod des Hamas-Vertreters verantwortlich und verurteilte die mutmaßliche Attacke. Sie sei "Ergebnis der Verzweiflung und einer schweren und irreparablen Niederlage gegen palästinensische Widerstandsgruppen", sagte Kanaani laut einer Mitteilung seines Ministeriums. Kanaani forderte zudem eine Reaktion des UN-Sicherheitsrates.

Schon länger potenzielles Ziel?

Al-Aruri war Berichten zufolge 58 Jahre alt und verbrachte insgesamt zwölf Jahre in israelischen Gefängnissen vor seiner Freilassung 2010. Er gehörte zu den Gründern des militärischen Flügels der Hamas, der Kassam-Brigaden. Al-Aruri soll für die Aktivitäten des militärischen Hamas-Arms im Westjordanland zuständig gewesen sein. Israel betrachtet ihn als Drahtzieher von Anschlägen im Westjordanland.

Der Hamas-Funktionär Saleh al-Aruri (Archivbild von 2017)Bild: Ahmed Gamil/AA/picture alliance

Er galt schon länger als mögliches Ziel für einen Anschlag. Die USA hatten im vergangenen Jahr ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar für Informationen über ihn ausgeschrieben. Israel und die Hamas hatten im Sommer - schon vor Beginn des aktuellen Krieges - Drohungen ausgetauscht. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte dabei, al-Aruri wisse "sehr genau, warum er und seine Freunde sich versteckt halten".

kle/sti/wa (afp, rtr, dpa)

Redaktionsschluss 20.45 MEZ. Dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.

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