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Goma - Interview mit Judith Raupp

Isaac Mugabi / Katrin Matthaei21. November 2012

Im Ost-Kongo geben die M23-Rebellen keine Ruhe: Nach Goma wollen sie jetzt das ganze Land erobern. Eine politische Lösung ist weiterhin nicht in Sicht. Die humanitäre Lage in der Metropole ist denkbar schlecht.

Flüchtlinge in Goma (Foto: REUTERS/James Akena)
Bild: Reuters

In Goma betreibt die Nichtregierungsorganisation "Heal Africa" ein Krankenhaus, in dem sich Helfer vor allem um vergewaltigte Frauen kümmern. Sexuelle Gewalt wird im Osten Kongos von den rivalisierenden Rebellen-Gruppen systematisch als Kriegswaffe eingesetzt, um die gegnerische Ethnie zu zerstören. Die deutsche Journalistin Judith Raupp, ehemalige Mitarbeiterin der "Süddeutschen Zeitung", arbeitet für "Heal Africa" als Medientrainerin. Aus Sicherheitsgründen musste sie Goma vor wenigen Tagen verlassen und ist jetzt im Nachbarland Ruanda.

DW: Wie geht es Ihren Mitarbeitern in Goma?

Judith Raupp: Wir telefonieren täglich. Sie sind sehr frustriert, weil sie sich völlig allein gelassen fühlen. Niemand hat ihnen geholfen, als die Rebellen Goma eingenommen haben - weder die eigenen Regierungstruppen noch die UN-Blauhelmsoldaten der MONUSCO. Was sie also am stärksten fühlen, ist die Schutzlosigkeit.

Wie muss man sich die humanitäre Lage in Goma vorstellen?

Es sind weniger die Bewohner von Goma, die jetzt fliehen, sondern vor allem die Menschen aus den Flüchtlingslagern vor der Stadt: Die strömen nun in die Metropole. Für die Ansässigen selbst ist es derzeit schwierig, an Nahrungsmittel und Trinkwasser zu kommen. Aber meine Kollegen hoffen, dass es bald besser wird, weil die Menschen ganz vorsichtig wieder zum Alltag übergehen. Meine Kollegen hoffen, dass die Geschäfte bald wieder aufmachen, damit sie wenigstens Essen kaufen können. Aber die Flüchtlinge aus den Lagern, die immer wieder von neuem fliehen müssen, die harren jetzt in der Stadt aus - und für sie ist es sehr schwer .

Können die Hilfsorganisationen zu den Flüchtlingen vordringen?

Judith Raupp von "Heal Africa"Bild: J. Raupp

Ich kann nur für meine Organisation sprechen: In unserem Krankenhaus in Goma arbeiten die Ärzte natürlich rund um die Uhr und versorgen die Verwundeten. Die Patienten kommen zu uns ins Krankenhaus. Aber wir überlegen jetzt, in die Stadt zu gehen, um die Menschen vor Ort mit dem Wichtigsten medizinisch zu versorgen. Natürlich sind die Einsatzmöglichkeiten begrenzt, weil viele ausländische Helfer auf Druck ihrer Organisationen das Land verlassen mussten. Die einheimischen NGO-Mitarbeiter sind geblieben - und tun ihr bestes, um zu helfen.

Was brauchen die Menschen in Goma jetzt am dringendsten?

Wie in jeder Krise: Sie brauchen Essen, ein Dach über dem Kopf, medizinische Versorgung, Trinkwasser. Kurzfristig ist das das Wichtigste. Aber langfristig brauchen die Menschen einfach eine Perspektive: Sie müssen sich wieder dauerhaft niederlassen können und wieder Hoffnung schöpfen, dass sie vielleicht in ihre Dörfer zurückkehren können – und dazu muss es dringend eine politische Lösung zwischen den Kontrahenten geben.

Besteht denn Hoffnung auf Besserung, wenn die ausländischen Helfer wieder zurück nach Goma können?

Ja, dann könnten sie den Menschen wenigstens die wichtigste Hilfe geben; das würde den Bewohnern im Ost-Kongo auf jeden Fall helfen. Aber langfristig muss noch viel mehr getan werden.

Mit welchen Schwierigkeiten hat Ihre Hilfsorganisation am meisten zu kämpfen?

Sie braucht natürlich Medizin - und Geld, um die Medizin zu kaufen. Wir haben zwar Vorräte, aber die reichen in dieser Situation bei weitem nicht aus.

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