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Kriminalität

Razzia bei Rockergruppe "Osmanen Germania"

13. März 2018

Nur ein Boxclub oder eine kriminelle Vereinigung? Das Bundesinnenministerium hält die Rockergruppe "Osmanen Germania" für gefährlich - und ging mit Durchsuchungen gegen die türkischstämmige Gruppierung vor.

Deutschland Rockergruppe "Osmanen Germania BC" in Neuss
Bild: picture-alliance/dpa/D. Staniek

Die türkisch-nationalistische Rockergruppe "Osmanen Germania" steht nach Angaben des Bundesinnenministeriums im Verdacht, mit ihren Tätigkeiten gegen die Gesetze zu verstoßen. Die Polizei hat deshalb am Morgen in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg mehrere Objekte durchsucht. "Bund und Länder zeigen mit den heutigen Maßnahmen, dass wir kriminelle Aktivitäten egal vor welchem gesellschaftlichen Hintergrund nicht dulden", sagte der scheidende Innenminister Thomas de Maizière. Sein nordrhein-westfälischer Amtskollege Herbert Reul (CDU) begrüßte die gemeinsame Aktion. Sie liege "voll" auf der "nordrhein-westfälischen Nulltoleranzlinie".

Kein Vereinsverbot

In NRW wurden 41 Objekte in mehr als 20 Städten durchsucht, wie die Essener Polizei mitteilte. Auch Spezialkräfte waren teilweise im Einsatz, weil die Rocker als gefährlich eingeschätzt werden. Die Durchsuchungen sollten der Aufklärung von Vereinsstruktur und Aktivitäten dienen. "Es handelt sich nicht um die Durchsetzung eines Vereinsverbots", erklärte die Essener Polizei.

In Hessen durchsuchten die Einsatzkräfte laut dem dortigen Innenministerium zehn Objekte in Westhessen, Südhessen und Südosthessen. Wie die "Stuttgarter Nachrichten" unter Berufung auf Sicherkreise berichteten, wurden in Baden-Württemberg Objekte in Jettingen bei Nagold, Crailsheim, Mannheim, Gerabronn sowie Räume in den Justizvollzugsanstalten Offenburg und Stuttgart Stammheim durchsucht. Demnach sitzen dort Anführer der "Osmanen Germania" in Untersuchungshaft.

In der Vergangenheit gingen die Behörden bereits gegen die Gruppierung vor. Im vergangenen Dezember erhob die Staatsanwaltschaft in Stuttgart Anklage gegen acht mutmaßliche Mitglieder der "Osmanen" wegen versuchten Mordes und versuchten Totschlags.

Das Logo der "Osmanen Germania"Bild: picture-alliance/dpa/P. Zinken

Verbindungen zu Erdogan und der AKP

Der Verein bezeichnet sich nach Angaben des Bundesinnenministeriums als Boxclub und gibt vor, Jugendliche von der Straße holen zu wollen. Der tatsächliche Zweck liege demnach aber in der gewalttätigen Machtentfaltung sowie in der Selbstbehauptung gegenüber konkurrierenden Gruppierungen. Den "Osmanen" werden schwere Körperverletzungs- und versuchte Tötungsdelikte vorgeworfen – vor allem bei Konflikten mit Angehörigen der inzwischen aufgelösten Rockergruppe "Bahoz". Diese hat überwiegend kurdischstämmige Mitglieder.

Die "Osmanen Germania" haben dem Bundesinnenministerium zufolge 22 Ortsgruppen und rund 300 Mitglieder mit zumeist türkischen Wurzeln. Sie stehen nach Einschätzung des NRW-Innenministeriums in Verbindung zur türkischen Regierungspartei AKP und zum Umfeld des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan. Die Gruppierung vertrete türkisch-nationalistische und rechtsextremistische Positionen.

mb/ww (dpa, afp)

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