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RB Leipzig: Wenn der Knipser fehlt

30. Januar 2021

Leipzig ist Tabellenzweiter - obwohl dem Team ein Torjäger fehlt. Trainer Julian Nagelsmann macht aus der Not eine Tugend. Sein Rezept: mit Flexibilität überraschen.

Deutschland Bundesliga  RB Leipzig vs Bayer  Leverkusen | Nkunku
Bild: Hannibal Hanschke/REUTERS

"Wir brauchen einen Goalgetter", sagte Julian Nagelsmann schon vor dem Anpfiff dem Fernsehsender "Sky" und räumte ein: "Wir haben keinen 1:1-Ersatz für Timo." Der Trainer von RB Leipzig meinte seinen Ex-Torjäger Timo Werner. Der Nationalstürmer, in den vergangenen Spielzeiten eine sichere Torbank der Leipziger, verdient seit vergangenem Sommer sein Geld beim FC Chelsea (und wird seit dieser Woche dort von Thomas Tuchel trainiert).

Doch auch ohne Werner steht Leipzig in der Tabelle der Fußball-Bundesliga nach 19 Spieltagen auf Platz zwei hinter dem FC Bayern - nach dem 1:0 (0:0)-Erfolg gegen Bayer 04 Leverkusen sogar mit einem satten Polster von fünf Punkten vor dem neuen Tabellendritten Eintracht Frankfurt.

Sörloths ungenutztes Potential

Das Verfolgerduell offenbarte, was in der Regel passiert, wenn sich zwei Mannschaften ohne "Knipser" gegenüberstehen: Tore sind Mangelware. "In so einem Spiel bekommt man nicht viele Großchancen", sagte ein enttäuschter Bayer-Trainer Peter Bosz, "und die wenigen musst du reinmachen."

Das fiel auch den Leipzigern sichtlich schwer. Der Norweger Alexander Sörloth, als Ersatz für Timo Werner verpflichtet, enttäuschte erneut über weite Strecken. Bis auf einen Pfostenschuss blieb er blass. Erst einmal hat er bisher in der Bundesliga für Leipzig getroffen. "Sörloth hat Potential, das er bisher noch nicht abgerufen hat", sagte RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff nach der Partie gegen Leverkusen. "Daran muss der Junge noch arbeiten."

Kein RB-Profi traf bisher häufiger als viermal

Den Unterschied in einem kampfbetonten Spiel machte am Ende ein technisches Kabinettstückchen. Der 23 Jahre alte Franzose Christopher Nkunku legte sich den Ball per Lupfer an drei verdutzten Leverkusener Spielern vorbei auf den rechten Fuß und vollstreckte dann mit einem satten Schuss aus 13 Metern ins linke Eck.

Nkunku (r.) hat abgezogen - Leverkusens Torwart Hradecky streckt sich vergebensBild: Hannibal Hanschke/REUTERS

Für den Mittelfeldspieler war es der dritte Saisontreffer. Damit rückte Nkunku schon in die Nähe der erfolgreichsten RB-Torschützen Emil Forsberg, Yussuf Poulsen und Angelino, die bisher jeweils viermal trafen. Nur viermal, ließe sich hinzufügen. "Mit Flexibilität überraschen", nennt RB-Geschäftsführer Mintzlaff die Fähigkeit von Trainer Nagelsmann, das Fehlen eines klassischen Torjägers zu kompensieren.

Was wäre wenn?

Kein Wunder, dass Nagelsmann in seiner Analyse des Spiels gegen Leverkusen vor allem die Defensive lobte: "In der zweiten Halbzeit haben wir sehr leidenschaftlich verteidigt und reichlich Kontergelegenheiten gehabt, ein Tor erzielt und hätten noch mehr machen können." Was wäre, so fragt sich der Beobachter, wenn die Leipziger einen Torjäger wie den Frankfurter Andre Silva (16 Saisontore) in ihren Reihen hätten? Den Dortmunder Erling Haaland (14) oder den Hoffenheimer Andrej Kramaric (13) – von Weltfußballer Robert Lewandowski (24) ganz zu schweigen? Dann wäre RB nicht nur Tabellenzweiter, sondern könnte den FC Bayern auch wirklich ins Schwitzen bringen.