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Reaktionen aus Kroatien auf die Zeugenaussage von Präsident Mesic im Milosevic-Prozess

2. Oktober 2002

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Köln, 2.10.2002, DW-radio / Kroatisch

Das "Kroatische Fernsehen", HTV, überträgt die Zeugenaussage von Kroatiens Präsident Stjepan Mesic gegen Slobodan Milosevic direkt. Milosevic wird der Kriegsverbrechen in Kroatien und Bosnien-Herzegowina beschuldigt. Sämtliche Tageszeitungen berichten ausführlich über seine Aussage. Das Zagreber Blatt "Vjesnik" veröffentlichte Mesics Antworten auf die Fragen des Staatsanwalts im Volltext.

Nach einer Umfrage des "Jutarnji List" verfolgten 39,5 Prozent der Bevölkerung die Zeugenaussage Mesics direkt. Sogar 73,84 Prozent der Befragten pflichteten seiner Aussage bei, dass Milosevic auf die Kriegshandlungen in Kroatien Einfluss genommen habe. Mehr als 50 Prozent der Bürger glauben, dass die Aussage des Präsidenten der Republik die Position Kroatiens in der internationalen Öffentlichkeit verbessern wird. Denn augenblicklich ist die internationale Stellung Kroatiens erschüttert, da die Regierung sich weigerte, General Janko Bobetko an das Internationale Kriegsverbrecher Tribunal (ICTY – MD) in Den Haag auszuliefern. Sowohl die meisten Bürger als auch die meisten Politiker glauben, dass die Zeugenaussage Mesics zu einer Verurteilung Milosevics beitragen wird.

Untersuchungen des "Vecernji List" ergaben im Gegensatz zu denen des "Jutarnji List", dass lediglich zwei Prozent der Bevölkerung die Zeugenaussage Mesics verfolgt habe. Auch bei der HTV-Zuschauer-Hotline wurde keine höhere Anruferzahl verzeichnet.

Bei den ersten Reaktionen der politischen Führung überwiegt die Überzeugung, dass die Zeugenaussage Mesics die Rolle Milosevics bei der Aggression gegen Kroatien aufklären wird. Insbesondere da Mesic als Vorsitzender der Präsidentschaft der ehemaligen Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien das Verhalten Milosevics und seiner Trabanten verfolgen konnte. Für den Fraktionsvorsitzenden der HDZ (Kroatische Demokratische Gemeinschaft, ehemalige Regierungspartei – MD) Vladimir Seks sind die Aussagen Mesics unannehmbar. Denn damit habe er nicht nur das Opfer und den Aggressor gleichgesetzt, sondern auch den verstorbenen Präsidenten Franjo Tudjman und die HDZ des Versuchs beschuldigt, Bosnien-Herzegowina aufzuteilen. Seks‘ Reaktion bezieht sich auf die Aussage Mesics, dass ihm Tudjman nach einem Treffen mit Milosevic in Karadjordjevo gesagt habe, sie hätten vereinbart, dass das Banovina-Kroatien Kroatiens Staatsgebiet sein soll (Während des Königreiches Jugoslawien hießen die Regionen Banovina. Dieses kroatische Gebiet erstreckte sich damals auch auf Teile Bosnien-Herzegowinas – MD) und dass Kroatien die Cazinska Krajina (Gebiet um Cazin, Bosnien-Herzegowina – MD) zufallen soll. (...) (md)