Rebecca Welch wird als erste Frau ein Spiel der englischen Fußball-Eliteklasse pfeifen: am 23. Dezember die Premier-League-Partie zwischen dem FC Fulham und Aufsteiger FC Burnley.
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Kurz vor Weihnachten schreibt die 40-Jährige damit englische Fußballgeschichte. Schon Anfang November war Rebecca Welch die erste Frau, die ein Premier-League-Spiel als Vierte Offizielle begleitete. Auch in der zweiten Liga der Männer leitete die FIFA-Schiedsrichterin bereits mehrere Meisterschaftsspiele. Dort kam es allerdings kürzlich zu einem Zwischenfall: Während der Begegnung zwischen Birmingham City und Sheffield Wednesday (2:1) wurde Welch durch frauenfeindliche Gesänge beleidigt, zwei Jugendliche wurden anschließend festgenommen.
Rebecca Welch begann ihre beeindruckende Schiedsrichterinnen-Laufbahn im Jahr 2010 und hat seitdem nicht nur nationale, sondern auch internationale Anerkennung erlangt. Zu Beginn arbeitete sie nebenher als Verwaltungsfachangestellte im National Health Service, wechselte jedoch im Jahr 2019 zur Vollzeit-Tätigkeit als Profischiedsrichterin.
Ihr Durchbruch kam 2021, als sie ein Spiel der English Football League (EFL) leitete. Welch war damit die erste Frau, die offiziell als Schiedsrichterin auf EFL-Ebene, dem Unterbau der Premier League, berufen wurde. Aktuell ist Welch Schiedsrichterin in der englischen FA Women’s Super League. Ihr Debüt in der UEFA Women’s Champions League gab sie im Oktober 2017.
FIFA-Schiedsrichterin seit 2015
Welch ist auch außerhalb Großbritanniens eine gefragte Schiedsrichterin. Seit 2015 steht sie auf der FIFA-Liste und leitet internationale Fußballspiele. Von der U19-Europameisterschaft der Frauen 2018 bis zur Frauen-Weltmeisterschaft 2023 in Australien und Neuseeland hat sie sich als verlässliche Schiedsrichterin bewiesen. Bei der Frauen-EM 2022 in England leitete sie unter anderem ein Viertelfinale.
Darüber hinaus pfiff Welch im November 2020 das Finale des FA Women’s Cup 2020 und im Januar 2022 das Pokalspiel der Männer zwischen Birmingham City und Plymouth Argyle. Damit wurde sie zur ersten Frau, die als Schiedsrichterin ein Spiel der dritten Runde des FA Cups leitete.
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Steinhaus und Frappart als Vorreiterinnen
International waren schon mehrere Schiedsrichterinnen auf höchstem Niveau bei Männer-Fußballspielen im Einsatz. Eine Vorreiterin ist die Deutsche Bibiana Steinhaus, die bereits 2007 in der 2. Liga Spiele pfiff und ab der Saison 2017/18 die erste Schiedsrichterin in der Bundesliga der Männer wurde. Steinhaus war zudem die erste Frau, die sowohl das Finale einer Frauen-Weltmeisterschaft (2011) als auch das Endspiel eines olympischen Fußballturniers der Frauen (2012) leitete.
Stéphanie Frappart aus Frankreich stand im April 2019 erstmals als Schiedsrichterin in der französischen Ligue 1 auf dem Platz und leitete 2022 bei der Weltmeisterschaft in Katar als erste Frau ein WM-Spiel der Männer: Costa Rica gegen Deutschland. Das DFB-Team gewann das letzte Gruppenspiel der Vorrunde mit 4:2, schied aber aus dem Turnier aus. Frappart machte bereits 2020 international Schlagzeilen, als sie beim Champions-League-Spiel zwischen Juventus Turin und Dynamo Kiew eingesetzt wurde. Im Februar 2021 agierte sie auch als Schiedsrichterin bei der FIFA-Klub-Weltmeisterschaft, die mit dem Sieg des FC Bayern München endete.
In Italien wurde Maria Sole Ferrieri Caputi in der Saison 2020/21 FIFA-Schiedsrichterin. Am 2. Oktober 2022 gab sie ihr Debüt in der Serie A der Männer, ein Meilenstein im italienischen Fußball. Ferrieri Caputi pfiff im vergangenen März in Mainz auch das Testspiel des DFB-Teams gegen Peru (2:0).
In der spanischen La Liga kam bisher noch keine Frau als Hauptschiedsrichterin zu Einsatz. Guadalupe Porras Ayuso gab in der ersten Liga der Männer 2019 ihr Debüt als Linienrichterin und war auch als Assistentin in der Männer-Champions League dabei. Marta Huerta de Aza leitete 2019 ein Zweitligaspiel der Männer.
Pionierinnen des Sports
Frauen, die gleichberechtigt mit Männern ihren Sport ausüben - das war und ist nicht selbstverständlich. Es gibt einige Vorkämpferinnen, die in Männerdomänen eindringen - nachhaltig ist ihr Erfolg aber nicht immer.
Bild: Imago Images/Sven Simon
Sport nur für Männer?
Dass sportlicher Wettbewerb nur etwas für das männliche Geschlecht sein soll, damit will sich Alice Milliat nicht abfinden. Die 1884 geborene Französin spielt Hockey, rudert und fährt Autorennen. 1917 gehört sie zu den Begründerinnen des französischen Frauensportverbands FSFSF und des Internationalen Frauensportverband FSFI, der 1921 die ersten Frauen-Weltspiele veranstaltet.
Bild: akg images/picture alliance
Publikumsliebling
Die Radsportlerin Alfonsina Strada schreibt sich 1924 als Alfonsin Strada beim Giro d'Italia ein. Die Veranstalter halten sie für einen Mann. Als die Wahrheit herauskommt, darf sie dennoch starten. Sie scheidet nach einigen Etappen wegen Zeitüberschreitung aus, bleibt aber im Feld, weil das Publikum sie so liebt. Sie ist die einzige Frau, die je bei einer großen Rundfahrt bei den Männern startete.
Bild: Imago Images/Leemage
Als "Pilota" in die Königsklasse
Maria Teresa de Filippis ist Ende der 50er-Jahre die erste Frau in einem Formel-1-Boliden. Die Italienerin findet 1948 als 22-Jährige zum Rennsport. Maserati verpflichtet sie als Werksfahrerin. Daraufhin nimmt sie 1958 an einigen Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft teil, die heute als Formel 1 bezeichnet wird. Als ein Jahr später ein enger Freund tödlich verunglückt, beendet sie ihre Karriere.
Bild: LATPhotographic/picture alliance
Gegen jeden Widerstand
Obwohl der erboste Renn-Direktor des Boston Marathon (2.v.r.) versucht, ihr die Startnummer zu entreißen, läuft Kathrine Switzer 1967 als erste Frau bei einem Marathon mit und beendet ihn auch erfolgreich. Sie hatte sich heimlich angemeldet. Die längste erlaubte Frauen-Distanz sind damals die 800 Meter. Einige Jahre nach Switzers Coup werden Frauen auch offiziell bei Langstreckenrennen zugelassen.
Bild: picture alliance/dpa/UPI
Keine Unterschiede
Anfang der 1970er-Jahre kämpft Billie Jean King dafür, dass männliche und weibliche Tennisprofis gleiche Preisgelder erhalten. Aus Protest gründet die zwölfmalige Grand-Slam-Gewinnerin mit anderen Spielerinnen eine eigene Turnierserie, aus der später die Women's Tennis Association WTA entsteht. 1973 haben King und Co. Erfolg: Bei den US Open sind die Siegprämien für Frauen und Männern gleich.
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Recht aufs Fliegen
Bis Anfang der 1990er-Jahre ist Frauen-Skispringen vom Weltverband nicht zugelassen. Eva Ganster kann sich nur als Vorspringerin bei den Männern zeigen. 1997 springt die Österreicherin als erste Frau von einer Skiflugschanze. Gansters Vorarbeit wirkt: Seit 2011 gibt es einen Frauen-Weltcup, 2014 ist ihre Sportart erstmals olympisch. Wunschziel ist eine eigene Vierschanzentournee.
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Sehr oft "die Erste"
2003 übernimmt Meredith Michaels-Beerbaum als erste und bisher einzige Frau die Führung in der Weltrangliste der Springreiter. Sie ist auch die erste Frau in der deutschen Equipe bei einem großen Championat und stößt damit Türen auf für jüngere Reiterinnen. "Als ich nach Deutschland kam, war sehr deutlich, dass Frauen in meinem Sport zweitrangig sind", sagt die gebürtige US-Amerikanerin später.
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Respektiert an der Pfeife
Die Schweizerin Nicole Petignat ist 2003 die erste Frau, die ein Fußball-Europapokalspiel der Männer leitet: die UEFA-Cup-Qualifikation zwischen AIK Solna und Fylkir Reykjavik. Petignat pfeift außerdem Erstligaspiele der Männer in der Schweiz und in Österreich. Hauptsächlich wird sie aber bei Frauen-Spielen eingesetzt. Höhepunkte sind das EM-Finale 2001 und das WM-Endspiel 1999.
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Anerkannte Autorität
Bis eine Frau auch ein WM-Spiel der Männer leitet, dauert es allerdings mehr als zwei Jahrzehnte. Stéphanie Frappart wird bei der WM in Katar von der FIFA in der Partie zwischen Deutschland und Costa Rica eingesetzt. Die Französin hat zuvor bereits in der Nations League, der Champions League sowie der EM- und WM-Qualifikation Männerspiele gepfiffen. Sie bleibt aber eine absolute Ausnahme.
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First Down!
Erstmals in der Geschichte des Super Bowl gehört 2021 mit Sarah Thomas eine Frau zur Schiedsrichter-Crew im Finale der American-Football-Liga NFL. Sie setzt sich damit gegen viele Vorurteile durch. "Kollegen, Trainer und Spieler sehen mich mittlerweile einfach als Offizielle. So will ich es haben", sagt Thomas. "Ich habe nie zugelassen, dass mein Geschlecht Ausrede oder Vorwand für Menschen ist."
Bild: Aaron Josefczyk/Newscom/picture alliance
"Nicht menschlich"
"Ich fühle mich im Moment weder weiblich noch männlich oder gar menschlich", sagt Rachael Blackmore nach ihrem Sieg im Grand National. Die 31-jährige Irin hat auf ihrem Pferd Minella Times soeben Sportgeschichte geschrieben: Als erste Frau gewinnt sie das härteste Hindernis-Galopprennen der Welt, das seit 1839 ausgetragen wird. Die erste Frau überhaupt im Grand National ist 1977 Charlotte Brew.
Bild: Tim Goode/empics/picture alliance
Durch die Wüste
Hitze, Staub, unwegsames Gelände und die zahlreiche männliche Konkurrenz - all das macht Rallyepilotin Jutta Kleinschmidt nichts aus, als sie 2001 als erste Frau die Rallye Dakar gewinnt. Nach dem Sieg wird sie in Deutschland auch zur "Sportlerin des Jahres" gewählt. Die gelernte Diplom-Ingenieurin nimmt insgesamt 18 Mal an der härtesten Rallye der Welt teil, außerdem an etlichen anderen Rennen.
Bild: picture alliance/dpa
Schnellste auf zwei Rädern
Die deutsche Motorrad-Rennfahrerin Katja Poensgen ist eine der wenigen Frauen, die in der WM starten. Einige von ihnen schaffen es in der Moto3-Serie, die bis 125 ccm geht, in die Punkte, allerdings ist Poensgen die Einzige, die in der 250-ccm-Klasse unter den besten 15 landet. 2001 und 2003 tritt sie auf einer Honda-Maschine an und fährt insgesamt 25 WM-Rennen.
Bild: Sven Simon/picture alliance
Treffsicher
Als im Dezember 2019 ihr letzter Dart im Ziel landet, steht der "Ally Pally" in London Kopf. Zum ersten Mal hat eine Frau ein Duell bei der Darts-WM gewonnen. Fallon Sherrock, eine Friseurin aus England, schreibt damit in der ersten Runde Dart-Geschichte und scheitert nach einem weiteren Sieg erst in Runde drei.
Bild: Getty Images/J. Mansfield
Frauen stark machen
Eine echte Pionierin ist die deutsche Fußballtrainerin Monika Staab. Seit Jahren ist Staab als Fußball-Entwicklungshelferin in der Welt unterwegs und veranstaltet Trainingsprogramme für Frauen und Mädchen - besonders in Ländern, in denen Frauenrechte keine große Rolle spielen. "Positives Feedback im Sport stärkt das Selbstbewusstsein", sagt sie. "Das brauchst du, um durchs Leben zu gehen."
Bild: FAYEZ NURELDINE/AFP
Männer besser machen
Als Corinne Diacre 2014 als Trainerin bei Frankreichs Zweitligist Clermont Foot anfängt, dauert es nicht lange, bis sie ihre Kritiker überzeugt. Die Ex-Nationalspielerin ist damals die erste Frau, die ein Männer-Profi-Team coacht. Sie bleibt drei erfolgreiche Jahre im Amt. Allerdings ist Diacre eine seltene Ausnahme. Auch viele erfolgreiche Frauenteams werden nach wie vor von Männern trainiert.
Bild: picture-alliance/dpa
Klarer Sieg gegen die Männer
Mit neun Schlägen Vorsprung verweist die Schwedin Linn Grant beim Scandinavian-Mixed-Turnier die - auch männliche - Konkurrenz in die Schranken. Als erste Frau gewinnt sie ein offizielles Golf-Turnier der DP World Tour. "Ich hatte die ganze Woche das Gefühl, dass die Frauen gegen die Männer spielen und wer auch immer diesen Pokal holt, das entsprechende Feld repräsentiert", sagt sie.