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KonflikteMyanmar

Rebellen: 29 Tote nach Armeeangriff auf Lager in Myanmar

10. Oktober 2023

Das Flüchtlingscamp befindet sich im Norden Myanmars. Dort bekämpfen sich seit Jahrzehnten das Militär und die Rebellen der Bevölkerungsminderheit der Kachin. Seit dem Putsch 2021 ist es schlimmer denn je.

Mehrere Särge mit einem Kreuz über ausgehobenen Gräbern
Die Toten werden schon beerdigtBild: AFP

Bei einem Militärangriff auf ein Lager für Vertriebene im Norden Myanmars sind nach Angaben von Rebellen 29 Menschen getötet und 56 verletzt worden. Unter den Leichen seien "Kinder und ältere Menschen", sagte ein Sprecher der Rebellenorganisation Kachin Independence Army (KIA), welche die Region kontrolliert. Eine Mitarbeiterin des Lagers sprach von mindestens 13 getöteten Kindern. Die Attacke ereignete sich am späten Montagabend.

Möglicherweise ein Drohnenangriff

"Wir haben keine Flugzeuge gehört", sagte der Sprecher der Rebellen, Oberst Naw Bu. Es werde deshalb geprüft, ob das Militär eine Drohne eingesetzt habe, um das Lager in der Nähe der Stadt Laiza an der chinesischen Grenze anzugreifen. Örtliche Medien veröffentlichten Bilder von Rettungskräften, die Leichen aus Trümmern bergen. Zudem waren mindestens zehn leblose Körper zu sehen, die auf Handtüchern und Planen auf dem Boden lagen.

Kämpfer der Rebellenorganisation "Kachin Independence Army" (KIA) bewachen die Gegend oberhalb der Stadt Laiza Bild: Alexander F. Yuan/AP Photo/picture alliance

Der Sprecher der Militärjunta, Zaw Min Tun, wies jede Verantwortung der Armee für die Attacke zurück. Das Militär untersuche die Berichte. Womöglich habe ein Bombenlager der Rebellen in dem Gebiet eine Explosion verursacht, fügte er hinzu, ohne jedoch Belege dafür anzuführen.

Kachin überwiegend Christen

Seit Jahrzehnten kommt es in Myanmar immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen dem Militär und der Rebellenorganisation KIA, die Teile des Bundesstaates Kachin kontrolliert. Die Bevölkerungsminderheit der Kachin ist überwiegend christlichen Glaubens. Die KIA ist eine der ältesten und mächtigsten Rebellengruppen in dem Vielvölkerstaat.

Der Sprecher der Miliitärjunta von Myanmar, Zaw Min Tun, bestreitet eine Verwicklung der Armee in die Attacke auf das Vertriebenenlager Bild: Aung Shine Oo/AP/picture alliance

Seit dem Putsch durch das Militär im Jahr 2021 haben sich die Kämpfe verschärft. Mehr als 10.000 Menschen in Kachin wurden vertrieben. Bei Luftangriffen des Militärs auf ein von der KIA organisiertes Konzert waren vor einem Jahr 50 Menschen getötet und 70 weitere verletzt worden. Die Junta unter ihrem Anführer, General Min Aung Hlaing, bezeichnete damals Berichte über zivile Opfer als "Gerüchte".

Das Militär hatte im Februar 2021 die Macht in Myanmar an sich gerissen und die mit großer Mehrheit gewählte Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gestürzt. Die  heute 78-Jährige sitzt seitdem im Gefängnis. Die Generäle unterdrücken bislang jeden Widerstand mit brutaler Gewalt.

sti/djo (afp, dpa, rtr)