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Die Ahmed-Baba-Bibliothek

Fischer, Nikolas28. Februar 2013

Ulrich Rebstock, Orientalist an der Universität Freiburg, kennt den Bestand der Ahmed-Baba-Bibliothek wie kaum ein Zweiter. Die von den Medien kolportierten Informationen über die Schriften sind fehlerhaft, sagt er.

Prof. Dr. Ulrich Rebstock, Islamwissenschaftler vom Orientalischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Mali-Experte Prof. Dr. Ulrich RebstockBild: Ulrich Rebstock

Ulrich Rebstock vom Orientalischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg war beteiligt am Projekt "Al Furqan", das sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat, die Bestände der Ahmed-Baba-Bibliothek zu katalogisieren. Er ist einer der wenigen Forscher, die die fünf Kataloge mit einer Gesamtsumme von etwa 8000 gebundenen Manuskripten vollständig durchgearbeitet haben. Im Gespräch mit der Deutschen Welle berichtet Ulrich Rebstock über den Inhalt der Manuskripte und die Berichterstattung der Medien, die Anzahl und Alter der wertvollen Handschriften häufig falsch wiedergeben.

Eine Handschrift in der Ahmed-Baba-BibliothekBild: Jordi Cami/Cover/Getty Images

DW: Mit welchen Themen befassen sich die Handschriften?

Ulrich Rebstock: Es geht um islamisches Recht, um religiöse Rituale und Litaneien, um frühislamische Geschichte sowie um arabische Lokalgeschichte der Westsahara. Die islamwissenschaftliche Literatur wird auch durch die anderen Bibliotheken Timbuktus abgedeckt. Aber gerade dieses lokale Literaturgut, inklusive Handschriften aus Spanien, Nordafrika und Ägypten, findet sich in der Ahmed-Baba-Bibliothek. Und das sind die wirklich interessanten Schriften, aus denen wir am meisten lernen können.

In den Medien kursieren unterschiedliche Angaben zur Anzahl der Manuskripte. Welche sind denn jetzt richtig?

Multipliziert man die 8.000 beim Projekt "Al Furqan" gezählten Manuskripte mit dem Faktor, 3, 4, vielleicht auch 5, dann kommt man in etwa auf eine realistische Zahl der Manuskripte, die es in und um Timbuktu gibt. Entscheidend ist, was man als Handschrift definiert. Zählt der kleine, schwer zu entziffernde Fetzen Papier auch schon dazu? Wir haben einfach keine zuverlässigen Bezugsgrößen, daher werden in den Medien auch die wildesten Zahlen durcheinandergeworfen. Diese kolportierten Zahlen kommen aus dritter oder vierter Hand, von Menschen ohne Ortskenntnis. Selbst vor Ort wissen ja die Menschen, mit denen ich gesprochen habe, nichts Genaues. Außerdem herrscht ein großer Neid und eine Rivalität untereinander. Die Familien erlauben so gut wie nie, dass die Manuskripte, die sich in ihrem Privatbesitz befinden, kopiert werden.

Säulenhalle des Ahmed-Baba-InstitutsBild: picture-alliance/dpa

Sie haben einen "Katalog der arabischen Handschriften in Mauretanien" veröffentlicht. Lassen sich von ihren Forschungen dort Rückschlüsse auf die Handschriften in Mali ziehen?

In Mauretanien kann man in der Summe von 80.000 bis 100.000 Exemplaren ausgehen – ich glaube nicht, dass es in Mali auch nur annähernd so viele Schriftstücke gibt. In Mauretanien war die Gelehrsamkeit breiter über das Land verteilt, in Mali konzentrierte sich das doch sehr auf Timbuktu und das Umland. Dazu kommt: Nur ein kleiner Teil der Bestände der Ahmed-Baba-Bibliothek ist wissenschaftlich wirklich bedeutsam. Der übergroße Teil, etwa 80 bis 90 Prozent der Schriften, ist von beschränktem wissenschaftlichen Wert, da es sich dabei meist um Fragmente, beschädigte Dokumente oder Duplikate handelt, die sich in vielen anderen Bibliotheken auch finden lassen.

Was können Sie uns über das Alter der Manuskripte sagen?

Nicht nur, was die Zahl, auch was das Alter der Schriften angeht, gerät in den Medien einiges durcheinander. Bisweilen wird hier von bis zu 1000 Jahre alten Schriften gesprochen – das ist Quatsch. Das älteste Exemplar, was ich bisher sichten konnte, war ein aus Granada importiertes Buch aus dem 15. Jahrhundert. Es ist aber sehr gut möglich, dass sich im Familienbesitz noch Schriften aus dem 11. oder 12. Jahrhundert befinden.

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