Duque und Petro gehen in Stichwahl in Kolumbien
28. Mai 2018Kolumbien ist tief gespalten: Ein entschiedener Gegner oder ein leidenschaftlicher Fürsprecher des Friedensvertrag mit den linken Rebellen wird der künftige Präsident des Landes werden. Iván Duque von der rechten Partei Centro Democrático kam in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl auf 39,12 Prozent, wie das Wahlamt mitteilte. An zweiter Stelle lag mit 25,09 Prozent demnach Gustavo Petro von der linken Bewegung Colombia Humana. Die beiden Bestplatzierten treten bei der Stichwahl am 17. Juni gegeneinander an. Der Mitte-Links-Bewerber Sergio Fajardo landete mit 23,80 Prozent auf dem dritten Rang und schied somit aus dem Rennen aus.
Es ist die erste Präsidentenwahl seit der Unterzeichnung eines Friedensabkommens mit der linken Guerillabewegung FARC. Die Vereinbarung von 2016 zog einen Schlussstrich unter einen fünf Jahrzehnte währenden Konflikt. Der amtierende Präsident Juan Manuel Santos wurde dafür mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Er darf nach zwei Amtszeiten nicht erneut antreten.
Bei der Abstimmung ging es vor allem um die Zukunft des historischen Friedensabkommens. Der international bejubelte Friedensprozess ist in dem südamerikanischen Land selbst äußerst umstritten. Der von Ex-Präsident Alvaro Uribe unterstützte Duque hat angekündigt, im Falle eines Wahlsiegs das Abkommen mit der FARC zu ändern. Er will ehemalige Rebellen wegen Kriegsverbrechen ins Gefängnis bringen. Kritiker fürchten, dass es zu einem Wiederaufflammen der Gewalt kommen könnte. Petro hingegen will an dem Abkommen festhalten.
Die Regierung und die FARC hatten den Bürgerkrieg im Herbst 2016 mit einem Friedensvertrag beigelegt. In dem mehr als 50 Jahre andauernden Konflikt waren über 220.000 Menschen ums Leben gekommen und Millionen vertrieben worden. Die FARC haben nun die Waffen niedergelegt und wollen künftig als politische Partei für ihre Ziele eintreten. Für ihre schweren Verbrechen haben sie laut Vertrag nur mit relativ milden Strafen zu rechnen. Zudem erhalten die Ex-Rebellen für zwei Legislaturperioden zehn Sitze im Kongress.
Zwar hat die Gewalt in Kolumbien seit dem Friedensvertrag deutlich nachgelassen und Experten erwarten in den kommenden Jahren ein solides Wirtschaftswachstum. Trotzdem sind viele Menschen mit dem Abkommen unzufrieden. Nach dem Geschmack der Rechten machte der Staat den Rebellen zu viele Zugeständnisse, nach Ansicht der Linken erfüllt die Regierung ihre Zusagen nicht.
Duque gilt als wirtschaftsfreundlich. Er hat versprochen, Unternehmenssteuern zu senken und Öl- und Bergbauprojekte zu unterstützen.
Petro will die politischen und gesellschaftlichen Eliten entmachten und strebt einen kompletten ökonomischen Umbau des Landes an. Statt auf Öl und Kohle, die beiden wichtigsten Exportgüter Kolumbiens, will er verstärkt auf erneuerbare Energien setzen.
stu/haz (dpa, rtr, afp)