Reform UK legt bei Wahlen in Großbritannien zu
2. Mai 2025
Bei der Wahl am Donnerstag im Nordwesten Englands hat die rechtsgerichtete Partei Reform UK unter Nigel Farage einen Parlamentssitz gewonnen. Die Reform-UK-Kandidatin Sarah Pochin setzte sich in dem Wahlkreis Runcorn and Helsby mit nur sechs Stimmen Vorsprung gegen ihre Labour-Konkurrentin Karen Shore durch.
Der Parlamentssitz für den Wahlkreis wurde neu besetzt, nachdem der bisherige Mandatsinhaber von der Labour-Partei wegen Körperverletzung verurteilt worden war. Bei der Unterhauswahl im vergangenen Sommer hatte noch die Labour-Partei Runcorn and Helsby mit 53 Prozent der Stimmen haushoch gewonnen, während Reform UK nur 18 Prozent erreichte.
Für die Partei des früheren Brexit-Aktivisten Farage ist es der erste Sieg bei einer Nachwahl in der jungen Parteigeschichte. Mit dem neu gewonnenen Parlamentssitz stellt Reform UK im britischen Unterhaus künftig sechs von 650 Abgeordneten. Für den britischen Premierminister Keir Starmer und seine Partei ist es die erste große Niederlage seit der vergangenen Parlamentswahl.
Deutlicher Zuwachs auch bei den Kommunalwahlen
Auch bei den Kommunalwahlen in England zeichneten sich ersten Ergebnissen zufolge deutliche Zugewinne für Reform UK sowie für die linksgerichteten Grünen und die Liberalen ab. Labour und die konservativen Tories, die beiden traditionell tonangebenden Parteien im vom Mehrheitswahlrecht geprägten britischen Parteiensystem, erlitten dagegen Einbußen. Gewählt wurden landesweit rund 1600 Gemeinderäte und viele Bürgermeister.
Unter anderem im Großraum Lincolnshire hat Reform UK das Rennen um das Bürgermeisteramt gewonnen. Damit wird die Kandidatin Andrea Jenkyns zur bisher mächtigsten gewählten Politikerin der Reform UK. Sie ist künftig für ein Gebiet mit einer Million Einwohnern zuständig. Jenkyns sagte in ihrer Dankesrede, sie werde dem "weichgespülten Großbritannien" ein Ende bereiten. So sollten Asylbewerber künftig in Zelten und nicht in Hotels untergebracht werden.
Wahl als Stimmungsbarometer für Starmer-Regierung
Die Wahlen in Großbritannien galten als Stimmungstest für Starmers Labour-Partei. Bei der Parlamentswahl im vergangenen Juli hatte die Arbeiterpartei sich gegen die konservative Partei um den damaligen Premier Rishi Sunak durchgesetzt und die Tories nach 14 Jahren an der Macht abgelöst.
Ein Labour-Sprecher sagte, die Ergebnisse zeigten, dass die Wähler von der Regierung erwarteten, dass sie schneller handele, um Großbritannien zu verändern. Die nächsten Parlamentswahlen sind 2029. In einigen landesweiten Umfragen hatte Reform UK zuletzt Labour und die konservativen Tories überholt.
ch/se (rtr, afp)