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Regensburg und Bayerns neue Corona-Regeln

Miodrag Soric
19. Januar 2021

Schon seit Tagen gelten in Bayern strengere Corona-Regeln. Dazu gehört eine FFP2-Maskenpflicht. Auf den Straßen von Regensburg sieht man sie kaum, hat Miodrag Soric beobachtet. Stattdessen: Gewöhnung an das Virus.

Ansicht des winterlichen Regensburg mit Dom, Donau, Stadt
Donau, Dom und 150.000 Einwohner: RegensburgBild: Miodrag Soric/DW

Bayerns strenge Corona-Regeln

03:05

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Ein Gefühl liegt über der Donaustadt, wie Mehltau: Das Gefühl der Gewöhnung an die Pandemie. Die Einwohner der viertgrößten bayerischen Stadt scheinen sich mit damit abzufinden, dass das Coronavirus so schnell nicht verschwinden wird. Und schenken dem gefährlichen Erreger im Alltag erkennbar weniger Aufmerksamkeit als noch im Frühjahr letzten Jahres.

Dabei gelten seit Wochenbeginn in Bayern deutlich verschärfte Corona-Regeln. Zentrales Element: In den öffentlichen Verkehrsmitteln und beim Einkaufen müssen die Bürger jetzt so genannte FFP2-Masken (Face Filtering Piece) tragen. Diese Masken versprechen einen besseren Schutz  vor den Viren als die bislang gebräuchlichen Alltagsmasken. Die Regierung des Freistaates hofft so die in Teilen Bayerns nach oben schnellenden Corona-Zahlen eindämmen zu können.

Stoffmasken statt FFP2

Auf den Straßen von Regensburg ist von der neuen FFP2-Maskenpflicht erst einmal wenig zu sehen. Nur wenige Anwohner sind mit FFP2-Masken unterwegs. In der malerischen Donaustadt sieht man vor allem weiterhin die üblichen Stoffmasken. Manche tragen auch gar keine Mund-Nase-Bedeckung.

Es drohen hohe Bußgelder: Polizeihauptkommissar Dmitri SchreiberBild: Miodrag Soric/DW

Wer dabei von der Polizei erwischt wird, muss mit einer Anzeige wegen einer "Ordnungswidrigkeit" rechnen, erklärt Kriminalhauptkommissar Dimitri Schreiber. Geldbußen bis zu 500 Euro für Privatpersonen und mehreren Tausend Euro für Gewerbetreibende könnten fällig werden - theoretisch. In der Praxis gilt zunächst eine Kulanzwoche bis zum 24. Januar. Man will erst einmal sehen, wie die Bürger die neue Verordnung umsetzen - und ihnen Zeit geben, sich mit den Masken zu versorgen.

Kurz vor der Einführung der strengeren Corona-Regeln gingen in Regensburgs Drogerie- und Supermärkten die FFP2-Masken weg wie "warme Semmeln". Nicht immer ganz billig. Das ist deshalb für viel ein Problem, weil FFP2-Masken höchstens einen Tag lang getragen werden dürfen.

Jetzt hat die Regierung in München versprochen, Millionen FFP2-Masken kostenlos an ihre Bürger zu verteilen. Auch die Regensburger Verkehrsbetriebe wollen sie an ihre Kunden vergeben, einige Krankenversicherungen in Bayern ebenfalls. Doch bis diese Versprechen eingelöst werden, könnte es Wochen dauern. Um Geld zu sparen, spielen viele Bayern auf Zeit. 

Selbstlob und die Macht der Zahlen

Vielleicht macht sich dieses Gefühl der Gewöhnung an Corona auch deshalb in Regensburg breit, weil Politiker und Medien sich ständig selbst auf die Schultern klopfen nach dem Motto: So schlimm sei es in Regensburg doch nicht. Tatsächlich liegt die 7-Tage Inzidenz pro 100.000 Einwohner im Landkreis bei rund 70. Richtig ist aber auch: Vielerorts ist die Lage in Bayern sehr viel schlimmer als in der malerischen Donaustadt mit ihren 150.000 Einwohnern. In Ansbach oder Bayreuth zum Beispiel ist die die 7-Tage Inzidenz viermal so hoch.

Regensburgs Zweite Bürgermeisterin Astrid Freudenstein (CSU), zuständig für SozialesBild: Miodrag Soric/DW

Regionale Zeitungen in Regensburg machen darauf aufmerksam, dass niemand einen wirklichen Überblick über die Lage hat. Es habe technische Probleme bei der Übermittlung von Corona-Zahlen gegeben, heißt es. Die Schnittstelle zwischen Laboren und dem Gesundheitsamt in Regensburg hat offenbar einige Zeit nicht funktioniert. Personen, die sich infiziert hatten, wurden nicht gemeldet. "Wir stochern keinesfalls im Nebel", widerspricht die zweite Bürgermeisterin von Regensburg, Astrid Freudenstein, im Gespräch mit der Deutschen Welle. Das Rathaus habe selbst Daten erhoben, etwa in stadteigenen Pflegeheimen. Bayerns Gesundheitsämter würden vom Freistaat mit Software versorgt. Anfängliche technische Pannen seien mittlerweile behoben.   

Während in anderen Teilen Deutschlands die Intensiv-Mediziner an der Grenze ihrer Kapazitäten arbeiten, sind im Caritas Krankenhaus St. Josef in Regensburg noch Betten frei. So schlimm wie kurz vor Weihnachten sei die jetzige Lage nicht, erklärt Dr. Sylvia Pemmerl vom Leitungsteam gegenüber der DW. Und doch macht sie sich Sorgen um die Zukunft: Wegen der verschiedenen Mutationen des Coronavirus, die sich jetzt auch im Süden Bayerns ausbreiten, etwa in Garmisch-Partenkirchen. Sie hält eine dritte Welle der Pandemie für möglich. Auch deshalb steht sie hinter den strengeren Corona-Verordnungen der Münchner Landesregierung.

Sorge wegen der Mutationen: Sylvia Pemmerl vom St Josephs KrankenhausBild: Miodrag Soric/DW

Wenige Minuten vom Krankenhaus entfernt ist das "Elisabethinum", eines von Dutzenden Pflegeheimen für Senioren, die im Bistum Regensburg von der Caritas betrieben werden. Seit vier Jahren werden sie von Direktor Michael Weißmann geleitet. Davor arbeitete der 52-Jährige lange als Diakon. Vielleicht hat er deshalb eine besondere Sensibilität für das, was Corona mit Menschen macht, die sich nicht bei der Arbeit oder im Kreis der Familie mit anderen austauschen können.

Richtig sei, so sagt er, dass der Staat - auch mit den neuen verschärften Regelungen - alles tut, um die Bevölkerung vor dem Virus zu schützen. Doch wenn dies nicht auf die richtige Art und Weise geschehe, "sterben die Menschen nicht am Corona, sondern an Einsamkeit." Auch deswegen sollten die Menschen sich nicht an die Pandemie gewöhnen.

Korrekturhinweis: Eine frühere Version des Artikels legte den Schluss nahe, Astrid Freudenstein sei die alleinige Bürgermeisterin Regensburgs. Tatsächlich ist die CSU-Politikern zweite Bürgermeisterin neben der Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD). Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.