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Politik

Regierung: Kein Militärputsch in Burkina Faso

23. Januar 2022

Einen Tag nach heftigen Protesten gegen die Führung des westafrikanischen Staates waren aus mehreren Kasernen Schüsse zu hören. Burkina Fasos Regierung versucht, den Ernst der Lage herunterzuspielen.

Soldaten in Burkina Faso auf Patrouillenfahrt nahe der Gemeinde Gorgadij im Nordosten des Landes (Archivbild)
Soldaten in Burkina Faso auf Patrouillenfahrt nahe der Gemeinde Gorgadij im Nordosten des Landes (Archivbild)Bild: LUC GNAGO/Reuters

Einen Tag nach heftigen Ausschreitungen in Burkina Faso sind in mehreren Militärkasernen des westafrikanischen Landes Schüsse gefallen. Entsprechende Berichte aus Militärkreisen und von Anwohnern bestätigte die Regierung in Ouagadougou. Gerüchte, wonach das Militär die Macht an sich gerissen habe, bezeichnete die Regierung jedoch als falsch.

In der von einem Regierungssprecher verbreiteten Erklärung hieß es, "in den sozialen Netzwerken verbreitete Informationen" erweckten den Eindruck einer "Machtübernahme der Armee". Die Regierung weise diese Informationen zurück und rufe "die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren". Dass es Schüsse gab, räumte der Sprecher ein.  Auch Verteidigungsminister Barthélémy Simporé erklärte wenige Stunden später in einer Fernsehansprache, die Situation sei unter Kontrolle. Er dementierte zugleich Gerüchte, dass Präsident Roch Marc Kaboré von Soldaten festgesetzt worden sei. Der Grund für den Aufruhr blieb bislang unklar. 

Schussgeräusche in mindestens fünf Militärbasen

Soldaten und Bewohner in der Hauptstadt und im Norden des Landes hatten zuvor Schussgeräusche aus mehreren Kasernen gemeldet. So seien seit 01.00 Uhr, Ortszeit (02.00 MEZ) aus der Militärbasis Sangoulé Lamizana im Westen Ouagadougous Schüsse zu hören gewesen, sagte ein Soldat der Nachrichtenagentur AFP. Schussgeräusche wurden aus Militärkreisen auch aus der Militärbasis Baba Sy im Süden der Hauptstadt und aus einer Luftwaffenbasis nahe des Flughafens gemeldet. Bewohner im Norden des Landes berichteten zudem von Schüssen in den Kasernen Ouahigouya und Kaya.

Auf dem Gelände des Hauptlagers Sangoulé Lamizana ist der Generalstab der Armee untergebracht. Zudem sitzen dort in einem Gefängnis Soldaten ein, die an einem gescheiterten Putschversuch von 2015 beteiligt waren. Erst Anfang Januar hatten die Behörden von Burkina Faso mehrere Soldaten wegen des Verdachts der Verschwörung festgenommen.

Anti-Regierungsprotest am Samstag in Burkina Fasos Kapitale Ouagadougou Bild: Sophie Garcia/AP Photo/picture alliance

Am Samstag gab es in Ouagadougou und anderen Städten trotz eines Verbots heftige Proteste gegen die Regierung gegeben, bei denen es auch zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften kam. Die Demonstranten warfen der Regierung massive Versäumnisse im Kampf gegen die dschihadistische Gewalt in Burkina Faso vor. Daher wurde auch der Rücktritt von Präsident Kaboré gefordert.

Seit Jahren dschihadistische Gewalt

Die Polizei setzte Tränengas gegen die Demonstranten ein, landesweit wurden dutzende Menschen festgenommen. Aus Sicherheitskreisen hieß es, im Norden des Landes seien zwei Soldaten getötet worden, als ihr Fahrzeug über eine selbstgebaute Bombe gefahren sei. Aus Kaya berichteten Anwohner, dass Demonstranten den dortigen Sitz der Regierungspartei gestürmt hätten.

Unter Beschuss: Burkina Fasos Staatschef Roch Marc Christian KaboréBild: PREFASO

Burkina Faso gilt als eines der ärmsten Länder der Welt. Dort und in anderen Sahel-Staaten gibt es seit 2015 immer wieder dschihadistische Angriffe. Nach einer AFP-Zählung wurden in der Region seit 2015 etwa 2000 Menschen von Dschihadisten getötet. Die meisten der Attacken in Burkina Faso ereignen sich in den Regionen entlang der Grenze zu Mali. Dort sind unter anderem Milizen aktiv, die mit dem islamistischen Al-Kaida-Netzwerk oder der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) verbunden sind.

In den vergangenen eineinhalb Jahren gab es in Mali und Guinea erfolgreiche Putschversuche. Im Tschad hatte das Militär 2021 die Macht übernommen, nachdem Präsident Idriss Deby bei Kämpfen getötet worden war.

sti/fab (afp, dpa, rtr)