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KonflikteSierra Leone

Regierung verhängt Ausgangssperre in Sierra Leone

26. November 2023

Nach einem Überfall auf ein Waffenlager des Militärs hat die Regierung des westafrikanischen Staates eine landesweite Ausgangssperre verfügt. Das Waffenlager liegt in der Nähe der Präsidenten-Residenz in Freetown.

Sierra Leone Angriff auf Miltärlager in Freetown
Suche nach den Angreifern in der Hauptstadt FreetownBild: Umaru Fofana/REUTERS

Das Informationsministerium erklärte in einem Statement, dass am frühen Morgen eine bewaffnete Gruppe versucht habe, das Munitionslager im größten Militärstützpunkt in der Hauptstadt Freetown anzugreifen. Es habe einen Schusswechsel gegeben. Die Sicherheitskräfte hätten die Situation unter Kontrolle und suchten nach den Angreifern, trotzdem seien alle Bürger aufgefordert, mit sofortiger Wirkung zu Hause zu bleiben.

Nach Informationen des britischen Rundfunksenders BBC haben Bewaffnete außerdem ein Hochsicherheitsgefängnis gestürmt und Gefangene befreit. Ein BBC-Reporter berichtete  in einem Artikel auf der Internetseite des Senders von chaotischen Zuständen in Freetown. Inzwischen bestätigte die Regierung einen Angriff auf Gefängnisse des Landes, ohne Details zu nennen.

Seit 2018 an der Macht: Julius Maada Bio (Archivbild)Bild: JOHN WESSELS/AFP/Getty Images

Sierra Leones Luftfahrtbehörde forderte sämtliche Fluggesellschaften auf, ihre Flüge bis zur Aufhebung der Ausgangssperre zu verschieben.

Präsident Julius Maada Bio erklärte, er sei entschlossen, die Demokratie und das Land zu verteidigen "gegen die Kräfte, die unsere viel beschworene Stabilität zerstören wollen".

Nach den Zusammenstößen versicherte die Regierung des westafrikanischen Landes am Sonntagabend, dass Ruhe und Stabilität wieder hergestellt worden seien. Die meisten Verantwortlichen für den Aufruhr seien gefasst worden, teilte Präsident Bio im Staatsfernsehen mit. In der Hauptstadt waren aber weiter Kontrollposten mit schwer bewaffneten Sicherheitskräften aufgebaut.

Ende Juni war Bio trotz einer schweren Wirtschaftskrise in dem kleinen Küstenstaat mit 8,8 Millionen Einwohnern knapp wiedergewählt worden. Wahlbeobachter kritisierten den unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt durch die Sicherheitskräfte im Zusammenhang mit der Wahl. Einen Monat später nahm die Polizei mehrere ranghohe Offiziere wegen der Vorbereitung eines Aufstands fest.

Lage in Westafrika bleibt fragil

Die Vertretung der Europäischen Union in Sierra Leone forderte die Achtung der verfassungsmäßigen Ordnung im Land. "Es gibt keine Rechtfertigung für die gewaltsame Besetzung von Militärkasernen", heißt es in einem X-Post. Die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas bekräftigte ihre "Null-Toleranz gegenüber verfassungswidrigen Regierungswechseln".

In Westafrika gab es zuletzt eine Reihe von Militärputschen, in Mali, Burkina Faso und Niger - aber auch im an Sierra Leone angrenzenden Guinea.

Sierra Leone erlebte von 1991 bis 2002 einen der schlimmsten Bürgerkriege Afrikas mit Zehntausenden Toten. 2014 stürzte ein Ausbruch der Seuche Ebola das Land in eine weitere jahrelange Krise. Die Wirtschaft hat sich seitdem nicht erholt. Viele Menschen vor allem auf dem Land leben in extremer Armut.

qu/haz/kle (dpa, afp, rtr, epd)

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