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Politischer Frühling in Bosnien?

10. Februar 2014

Die Demonstranten in Bosnien fordern eine "politische Revolution" als Ausweg aus sozialer Not und Korruption. Zwei der Regierungsparteien bieten schnelle Neuwahlen an. Ob die Gewalt in den Städten so zu stoppen ist?

Demonstration gegen Regierung in Bosnien (foto: dpa)
Bild: dpa

Nach tagelangen, oft gewaltsamen Unruhen in Bosnien-Herzegowina haben sich zwei Parteien der Regierungskoalition für rasche vorgezogene Neuwahlen stark gemacht. "Die Gewalt muss gestoppt, die Sicherheit der Bürger wiederhergestellt und rasch eine Neuwahl organisiert werden", erklärte die Sozialdemokratische Partei in Sarajewo. Auch der bosnische Vertreter des dreiköpfigen Staatspräsidiums und Chef der Muslim-Partei SDA, Bakir Izetbegovic, forderte möglichst baldige Neuwahlen. Den Menschen müsse die Möglichkeit gegeben werden, Politiker zu wählen, denen sie vertrauten, sagte Izetbegovic. Regulärer Wahltermin wäre der Oktober.

Empörung über Misere und Korruption

Die Massenproteste gegen die verbreitete Armut, Korruption und Misswirtschaft in dem Balkanland dauern seit Mittwoch an und haben sich auf mehrere Städte ausgeweitet. In der Hauptstadt waren sie am Freitag in offene Gewalt umgeschlagen, rund 150 Menschen wurden verletzt. In mehreren Städten gingen Rathäuser und Parteigebäude in Flammen auf.

In Sarajewo und in Bihac gingen am Sonntag wieder einige tausend Menschen für eine "politische Revolution" auf die Straße. Sie fordern den Rücktritt aller in der verantwortlichen Führungsschicht und einen "Machtwechsel auf allen Ebenen". Erste regionale Verwaltungschefs traten bereits zurück. Die Regierungsgegner beschuldigten zudem die Polizei, festgenommene Demonstranten misshandelt zu haben.

Die landesweite Protestwelle ist die größte seit dem Bosnien-Krieg (1992-95). Sie ist Ausdruck der Verzweiflung der Menschen und ihrer Wut über eine vielfach korrupte Führung, die es nicht schafft, die verheerende Wirtschaftslage in den Griff zu bekommen. Die Arbeitslosenquote in Bosnien liegt bei mehr als 44 Prozent. Nach amtlichen Angaben lebt ein Fünftel der 3,8 Millionen Bosnier in Armut, viele leiden Hunger.

SC/wa (afp, APE, dpa)

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