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FilmIran

Regisseur Rasoulof flieht vor Haft und Folter aus dem Iran

14. Mai 2024

Um einer mehrjährigen Haftstrafe und der Auspeitschung zu entgehen, hat sich der preisgekrönte Regisseur Mohammad Rasoulof für die Flucht ins Ausland entschieden. Bei den Filmfestspielen in Cannes wird er dabei sein.

Porträt von Mohammad Rasoulof
Mit schwerem Herzen ins Exil: Mohammad RasoulofBild: Crystal Pictures/xim.gs/picture alliance

"Ich musste mich zwischen dem Gefängnis und dem Verlassen Irans entscheiden. Schweren Herzens habe ich mich für das Exil entschieden", so Rasoulof. "Ich bin meinen Freunden, Bekannten und den Menschen dankbar, die mir - teils unter Einsatz ihres Lebens - geholfen haben, die Grenze zu überqueren und mich in Sicherheit zu bringen", schrieb der 52-jährige Iraner auf seinem Instagram-Account. Auf dem Video dazu sind verschneite Berge zu sehen. Wahrscheinlich ist er über die gebirgige Landesgrenze zur Türkei nach Europa gelangt.

Der international bekannte Regisseur war wegen "Verschwörung gegen die nationale Sicherheit" verurteilt worden. Schon 2017 war ihm sein Pass entzogen worden, er durfte Iran nicht mehr verlassen. Vergangene Woche teilte Rasoulofs Anwalt, Babak Paknia, auf X mit, dass der Regisseur zu acht Jahren Gefängnis, Peitschenhieben und Beschlagnahmung von Eigentum verurteilt worden sei. Rasoulof werde dafür bestraft, Filme zu machen, hieß es.

Er lehne sein Urteil entschieden ab, so der Regisseur, der auch darauf hinwies, dass viele andere im Zuge der Niederschlagung der Proteste in Iran zum Tode verurteilt worden seien. "Das Ausmaß und die Intensität der Repression haben einen Punkt der Brutalität erreicht, an dem die Menschen jeden Tag Nachrichten über ein weiteres abscheuliches Verbrechen der Regierung erwarten", sagte Rasoulof. "Die kriminelle Maschinerie Irans verletzt kontinuierlich und systematisch die Menschenrechte."

Im Iran verfolgte Regisseure: Jafar Panahi, Mohammad Rasoulof, Mostafa AlahmadBild: dpa/picture alliance/eghtesadnews

Nachdem das Urteil bestätigt worden sei, entschied sich Rasoulof zur Flucht. In seiner Heimat werden Angeklagte erst nach der Urteilsverkündung zur Verbüßung ihrer Gefängnisstrafe aufgefordert, deswegen befand er sich noch auf freiem Fuß. Erst im Februar 2023 war der Filmemacher nach rund sieben Monaten Haft aus dem berüchtigten Teheraner Gefängnis Ewin entlassen worden. Zuvor hatte er sich kritisch zu dem Einsturz einer Einkaufspassage in der südwestiranischen Stadt Abadan mit vielen Toten geäußert.

Im Geheimen gedreht

Trotz aller Repressalien seitens des Regimes und Berufsverbot hat Rasoulof weiter Filme gedreht und die Unterdrückung im Land angeprangert. "Nachdem ich zum ersten Mal im Gefängnis gewesen war, habe ich meine Familie gebeten, das Land zu verlassen, sagte er 2020 der DW. "Ich wollte das eigentlich nicht, aber ich konnte ihre ständigen Ängste und Qualen nicht mehr mit ansehen. Die Auswanderung war zwar ein Ausweg, sie hat aber natürlich ihren eigenen Preis gefordert. Wegen meiner diversen Ausreiseverbote bin ich oft von meiner Familie getrennt gewesen."

"Einer der Gründe, warum die Menschen so stark von Mohammad Rasoulofs Filmen gefesselt sind, ist, dass er seine eigenen Erfahrungen einbringt", so sein Produzent Kaveh Farnam 2020 gegenüber der DW.

Regisseur stellt in Cannes seinen neuen Film vor

Rasoulofs neuestes Werk, "Der Samen der heiligen Feige" feiert bei den Filmfestspielen von Cannes Premiere. "In dem Wissen, dass Neuigkeiten zu meinem neuen Film sehr bald bekannt werden würden, war mir klar, dass diesen acht Jahren ohne Zweifel eine neue Strafe hinzugefügt werden würde", so der Regisseur. Iranische Behörden hatten Rasoulof unter Druck gesetzt, den Film zurückzuziehen. Laut seinem Anwalt wurden einige Mitglieder der Filmcrew Ende April verhört, Schauspielerinnen und Schauspielern sei die Ausreise aus Iran untersagt worden. Rasoulof forderte die Weltkinogemeinschaft in einer Erklärung auf, den Filmemachern, die mit Zensur konfrontiert sind, zur Seite zu stehen und die Meinungsfreiheit zu verteidigen.

2020 war Rasoulof  bei der Berlinale mit dem Goldenen Bären für seinen Film "Doch das Böse gibt es nicht" ausgezeichnet worden. Darin geht es um es um die Todesstrafe in Iran und um die Frage, wie jeder Einzelne Verantwortung für sein Handeln in einem System der Willkürherrschaft übernimmt. Gedreht wurde im Geheimen und unter anderen Namen. Bei der Preisverleihung war Rasoulof nicht anwesend, weil er den Iran nicht verlassen durfte. Damals nahmen seine Tochter Baran und sein Produzent den Preis stellvertretend entgegen.

2020 war der Gewinner des Goldenen Bären nur per Skype dabei - Tochter Baran sprach mit ihm Bild: Gregor Fischer/dpa/picture alliance

Bei den Filmfestspielen in Cannes wird Rasoulof wohl dabei sein, so sein Anwalt Babak Paknia gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Auf seinem Instagram-Account schrieb Rasoulof, er müsse noch an den letzten technischen Phasen der Postproduktion seines Filmbeitrags arbeiten. Weiter hieß es darin, er schließe sich einem "kulturellen" Iran von Millionen Menschen im Exil an, das "geografische" Iran leide "unter den Stiefeln Eurer religiösen Tyrannei". Die Iraner im Exil warteten "ungeduldig darauf, Euch und Euer Unterdrückungssystem in den Tiefen der Geschichte zu beerdigen".

In Cannes hatte Rasoulof bereits 2017 mit seinem Film "A Man of Integrity" (auf Deutsch: "Kampf um die Würde") den Hauptpreis in der Kategorie "Un Certain Regard" ("Ein gewisser Blick") gewonnen.

suc/sw (mit AFP, dpa) 

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