Die Reichen rund um den Globus haben vor der Corona-Krise ihr Vermögen kräftig gemehrt. Dazu trugen auch gestiegene Aktienkurse bei. Ob der Boom in diesem Jahr so weitergeht, ist aber noch nicht ausgemacht.
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Die Reichen und Superreichen dieser Welt sind mit einem kräftigen Finanzpolster in die Corona-Krise gegangen. Sie profitierten im vergangenen Jahr unter anderem vom Anstieg der Aktienkurse. Zugleich gewann der Club der Reichen mehr Mitglieder.
Insgesamt legte das Vermögen der Dollar-Millionäre weltweit gegenüber dem Vorjahr um 8,6 Prozent auf 74 Billionen Dollar (65,58 Billionen Euro) zu, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung des Beratungsunternehmens Capgemini hervorgeht. Capgemini wertet für den "World Wealth Report"statistische Daten verschiedener Länder und internationaler Organisationen wie der Weltbank aus.
Geld kennt keine Grenzen
Rund um den Globus gab es im vergangenen Jahr 19,6 Millionen Menschen, die über ein anlagefähiges Vermögen von mehr als einer Million Dollar verfügten. Das waren 8,8 Prozent mehr als im Jahr 2018. Knapp ein Prozent kamen auf mehr als 30 Millionen Dollar.
Welche Folgen die Corona-Krise, die die Weltwirtschaft nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds in eine beispiellose Krise stürzen wird, lässt sich den Angaben zufolge aktuell schwer abschätzen. "Die Ungewissheit ist groß", sagte Capgemini-Experte Klaus-Georg Meyer.
Die Wirtschaftsberater schätzen den Rückgang des globalen Vermögens der Reichen zum Stichtag Ende April 2020 im Vergleich zu Ende Dezember 2019 auf 6 bis 8 Prozent. Ein Teil der Verluste sei durch die jüngste Erholung an den Börsen allerdings aufgeholt worden. "Nach dem starken Einbruch im März gab es wieder einen erstaunlich starken Anstieg", sagte Meyer.
Auch hier lässt sich gut reich sein
In Deutschland stieg die Zahl der vermögenden Privatanleger den Angaben zufolge um 8,6 Prozent auf 1,466 Millionen. Ihr Vermögen aus Aktien, festverzinslichen Wertpapieren, alternativen Investments, Bargeld sowie nicht selbst genutzter Immobilien stieg um 8,8 Prozent auf rund 4,86 Billionen Euro. Die Dollar-Millionäre in Deutschland profitierten insbesondere von gestiegenen Kursen am Aktienmarkt und höheren Immobilienpreisen.
Zum Vergleich: Das Geldvermögen aller privaten Haushalte in Deutschland summierte sich Ende 2019 nach Angaben der Bundesbank auf rund 6,46 Billionen Euro. Dabei handelt es sich um Bargeld, Wertpapiere, Bankeinlagen sowie Ansprüchen gegenüber Versicherungen. Das Deutsche Instituts für Wirtschaftsforschung hat errechnet, dass die reichsten zehn Prozent der Deutschen zuletzt mehr als die Hälfte des gesamten Vermögens (56 Prozent) besitzen - die ärmere Hälfte hat dagegen nur einen Anteil von 1,3 Prozent.
Capgemini zufolge zählt Deutschland weiterhin zu den Ländern mit den meisten Dollar-Millionären. An der Spitze liegen erneut die USA, gefolgt von Japan, Deutschland und China. Diese Länder stehen zusammen für nahezu 62 Prozent der Vermögenden weltweit.
Die Reichsten der Reichen
Es ist wieder soweit: Das "Forbes"-Magazin hat seine jährlich erscheinende Liste der wohlhabendsten Menschen der Welt veröffentlicht. Vor allem an der Spitze hat sich was getan.
Bild: picture-alliance/dpa/M.Ciftci
Steil nach oben
Dank nach oben schießender Aktienkurse hat Amazon-Gründer Jeff Bezos die langjährige Nummer eins, Bill Gates, den Rang abgelaufen. Bezos' Amazon-Anteile haben ihren Wert allein im vergangenen Jahr fast verdoppelt. Bezos ist mit einem geschätzten Vermögen von 112 Milliarden auch der erste Mensch, der die 100-Milliarden-Marke geknackt hat.
Bild: Getty Images/AFP/E. Dunand
Wo ist die Obergrenze?
Bill Gates ist sichtlich gealtert und gereift. Das wird dem Microsoft-Gründer sicher helfen, sich mit dem Abstieg abzufinden. Der ist ohnehin nur relativ: Gates hat sein Vermögen auf 90 Milliarden Dollar erhöht, aber Bezos' Aufstieg war einfach schneller. Seinen drei Kindern will Gates übrigens nur je zehn Millionen Dollar vermachen. Zuviel ererbtes Geld, meint der Vater, tue keinem Menschen gut.
Bild: Getty Images/AFP/E. Dunand
Geschäftstüchtig seit Kindesbeinen
Auf Platz drei mit 84 Milliarden Dollar liegt der Großinvestor Warren Buffett. Schon als Kind machte er Geschäfte: Er trug Zeitungen aus, verkaufte gebrauchte Golfbälle, wusch Autos. Als Elfjähriger kaufte er seine ersten drei Aktien. Doch die Harvard Business School lehnte seine Bewerbung ab. In China werben Supermärkte für Coca-Cola mit dem Bild Buffetts. Seine Firma ist an Coca-Cola beteiligt.
Bild: picture-alliance/dpa/Imaginechina/Z. Min
Der Schöngeist unter den Reichen
Die drei reichsten Menschen der Welt sind Amerikaner. Der reichste Nichtamerikaner ist der Franzose Bernard Arnault mit einem geschätzten Vermögen von 72 Milliarden Dollar. Der Chef des Luxuswarenkonzerns LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton ist nicht nur begeisterter Kunstsammler und betreibt ein Weingut, er tritt auch als Pianist auf.
Bild: picture-alliance/dpa/Sputnik/E. Odinokov
Die Walmart-Erbin
Sucht man nach der reichsten Frau der Welt, muss man bis auf Platz 16 gehen. Die Amerikanerin Alice Walton besitzt 46 Milliarden. Sie ist die jüngste Tochter des Walmart-Gründers Sam Walton und erbte bei dessen Tod Anteile der Kette. Die gesamte Familie Walton hält heute gut die Hälfte von Walmart. Mit einem Gesamtvermögen von 173 Milliarden Dollar ist sie die reichste Familie Amerikas.
Bild: Imago/Zuma Press/
Bescheiden fing es an
Die reichsten Deutschen mit einem Vermögen von 30 Milliarden Dollar sind die Aldi-Süd-Erben Karl Albrecht junior und seine Schwester Beate Heister. Aldi-Nord-Erbe Theo Albrecht junior ist nur wenig "ärmer". Den Grundstein für die spätere international operierende Supermarktkette war ein Tante-Emma-Laden in Essen.
Bild: ALDI Einkauf GmbH & Co. oHG via Getty Images
Und Geld macht doch glücklich!
Mit 25 Milliarden Dollar ist Susanne Klatten die reichste deutsche Frau, hier mit ihrem Ehemann Jan Klatten. Sie ist gleichzeitig die viertreichste Person in Deutschland. Auch ihr Reichtum ist vor allem ererbt. Als Tochter des Industriellen Herbert Quandt erbte sie 1982 zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Bruder Stefan sein Vermögen, darunter Anteile an BMW.
Bild: picture-alliance/dpa/A. Dedert
Jung und reich
Nur 63 der mehr als 2200 Milliardäre in diesem Jahr sind unter 40. Facebook-Chef Mark Zuckerberg, 33, senkt den Durchschnitt sehr. Doch die jüngsten Milliardärinnen sind die erst 21-jährige Norwegerin Alexandra Andresen (r.) und ihre 22jährige Schwester Katharina (M.). Vater Johan (l.) überschrieb den Töchtern Anteile der Investmentfirma Ferd, die heute je 1,4 Milliarden Dollar wert sind.
Bild: Screenshot Instagram/alexandraandresen
Präsidentschaft zahlt sich nicht aus
Und wo bleibt der Milliardär Donald Trump? Seit seinem Amtsantritt ist er um 200 Plätze abgerutscht. Sein Vermögen wird heute mit 400 Millionen weniger angegeben auf nur noch schlappe 3,1 Milliarden. Eingreifen kann der Präsident nicht. Solange er im Weißen Haus sitzt, leiten die beiden ältesten Söhne den Konzern, um Interessenskonflikte zu vermeiden.