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Politik

Reisen ja - aber nur in Europa

10. Juni 2020

Die weltweite Reisewarnung gilt nur noch für wenige Tage, ab dem 15. Juni soll sich das schrittweise ändern. Zumindest für Europa. Exotischere Reiseziele bleiben aber noch länger unerreichbar.

Der Naturstrand Es Trenc auf Mallorca
Der Naturstrand Es Trenc auf MallorcaBild: picture-alliance/imageBROKER

Der Sommerurlaub in Europa ist gerettet. Die Bundesregierung will die Reisewarnung für 31 europäische Länder am 15. Juni aufheben - zunächst allerdings nur für die 26 Partnerländer Deutschlands in der EU, das aus der EU ausgetretene Großbritannien sowie die vier Schengen-Länder Island, Norwegen, Schweiz und Liechtenstein. Doch mehr als 160 Länder außerhalb der Europäischen Union sollen noch bis zum 31. August "gesperrt" bleiben.

Das Bundeskabinett beschloss dazu ein entsprechendes Eckpunktepapier, das aber Ausnahmen zulässt. Bundesaußenminister Heiko Maas erklärte, anders als bei den europäischen Nachbarn gebe es für den Rest der Welt "noch nicht die gemeinsamen belastbaren Datengrundlagen, Kriterien und Abstimmungsprozesse, die einen uneingeschränkten Reiseverkehr ohne unkalkulierbare Risiken wieder möglich machen". Maas betonte: "Wir können und werden nicht riskieren, dass im Sommer erneut Deutsche in aller Welt stranden oder Urlaubsrückkehrer das Virus unentdeckt nach Deutschland tragen."

Auf Initiative von Bundesinnenminister Horst Seehofer beschloss das Bundeskabinett zudem, die derzeit noch bestehenden Einreisekontrollen an den Grenzen zu den meisten europäischen Staaten am kommenden Montag zu beenden. 

Türkei macht Druck

Für Ausnahmen von den Reisebeschränkungen für nicht EU-Staaten müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein. Dazu gehört die Entwicklung der Infektionszahlen und die Leistungsfähigkeit des jeweiligen Gesundheitssystems.

Zudem sollen Testkapazitäten, Hygieneregeln und Einreisebeschränkungen der einzelnen Länder berücksichtigt werden. Dazu zählen auch Hauptreiseländer der Deutschen außerhalb der Europäischen Union, allen voran die Türkei. Das drittbeliebteste Urlaubsland wirbt bereits offensiv um deutsche Touristen.

Der türkische Botschafter in Deutschland, Ali Kemal Aydin, hatte bereits im Mai gesagt, dass er eine Aufhebung der Reisewarnung erwarte. "Es ist offensichtlich, dass wir im Gegensatz zu vielen anderen Ländern die Covid-19-Krise erfolgreich überwinden", sagte er der Deutschen Presseagentur (dpa). "Wir sind in einer viel besseren Lage im Vergleich auch zu einigen EU-Ländern." Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will nach dpa-Informationen noch in dieser Woche mit Bundeskanzlerin Angela Merkel telefonieren. Aber auch den Tourismusbetrieben in nordafrikanischen Ländern wie Ägypten, Marokko oder Tunesien dürfte eine verlängerte Reisewarnung kaum schmecken.

Ein Buchenwald bis an der Ostseestrand: Orzechowo in PolenBild: picture-alliance/DUMONT Bildarchiv

Verwirrte Reisebranche

Für die Bundesregierung wird es nun schwierig: Jede Aufhebung einer Reisewarnung für ein Land außerhalb der EU könnte andere Länder verärgern. Vor allem aber soll so etwas wie die Rückholaktion für 240.000 deutsche Touristen nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie auf keinen Fall wiederholt werden. Innerhalb der EU gab es kaum Probleme bei der Rückkehr von Touristen. In Marokko, Südafrika oder auch Neuseeland sah das allerdings ganz anders aus.

Für die Reiseveranstalter entsteht nun eine schwierige Situation, ihre Planungssicherheit ist nicht so umfassend wie erhofft. Der tourismuspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Marcel Klinge, kritisierte die Verlängerung der Reisewarnung bereits als "Todesstoß für die deutsche Reisewirtschaft".

rb/qu (dpa, afp)

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