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Reisende als Zielscheibe

Gaby Reucher 11. März 2003

Der Irak-Konflikt und der drohende Krieg waren auch auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin ein wichtiges Thema. Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 steckt die Branche in der Krise.

Horror für Touristen: Anschlag auf Bali im Oktober 2002Bild: AP

Zu Beginn dieses Jahres waren die Buchungen für Urlaubsreisen, insbesondere in die arabische Region, immer noch rückläufig. Das deutsche Auswärtige Amt spricht zur Zeit Reisewarnungen für elf Länder aus. Selbst beliebte Urlaubsziele wie die Türkei werden zur Zeit weniger gebucht. "Tourismus als Zielscheibe - Reist die Angst in Zukunft überall mit?" lautete darum auch das Thema einer Podiumsdiskussion, die die Deutsche Welle in Zusammenarbeit mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "Tagesspiegel" auf der Internationalen Tourismusbörse veranstaltete.

Absolute Sicherheit gibt es nicht

Aus gutem Grund: Das Thema Sicherheit steht zur Zeit laut Umfragen bei deutschen Urlaubern an erster Stelle. Dabei geht es sowohl um Sicherheit beim Transport, als auch um die Sicherheit am Urlaubsziel. Weitgehend einig waren sich die Diskussionsteilnehmer in Berlin, dass es eine absolute Sicherheit an keinem Ort der Welt gibt. Klaus Laepple vom Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft wandte jedoch ein, dass aufgrund von Erfahrungen manche Orte stärker von potenziellen Terroranschlägen bedroht sind als andere: "Wir müssen sehr genau beobachten, wo gewisse Entwicklungen sind - und wir müssen unsere Kunden mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln darüber aufklären", sagte der Tourismusexperte.

Das sei auch im eigenen Interesse der Reiseveranstalter, die sich in eine nicht unerhebliche Haftung begeben, wenn sie Urlauber irgendwo hinschickt, wo damit gerechnet werden muss, dass diese dort gefährdet sind. "Deshalb sind wir uns in der Branche über eines im Klaren: Die Sicherheit des Urlaubers hat absolut höchste Priorität", sagte Laepple. Es stellt sich aber die Frage, wie viel Sicherheit der Reiseveranstalter wirklich gewährleisten könne? Große Veranstalter sind bereits dabei, eigene Sicherheitsbeauftragte einzustellen. Außerdem richtet man sich darauf ein, bei Krisensituationen im Nahen Osten Ausweichgebiete etwa in der Karibik anzubieten.

Hotels in der Hochsicherheitszone

Karl Born, Professor für Tourismusmanagement in Wernigerode, stellte die provokante These auf, dass Urlauber in Zukunft ihre Ferienzeit immer mehr in so genannten Hochsicherheitszonen verbringen werden. Das heißt beispielsweise in abgesperrten, polizeilich bewachten Hotelanlagen.

"Wenn Sie heute in ein Tourismusgebiet in Ägypten fahren, haben sie - bevor die Tourismuszone kommt - eine Sperre. Sie werden kontrolliert, wenn sie durchgehen. Und dann können sie sich darin frei bewegten. Born heißt diese Entwicklung im Prinzip gut: "Ich frage mich: Warum muss es sein, wenn ich irgendwo Urlaub mache, dass einfach jeder in mein Hotel marschieren kann?" Sein Denkanstoß lautet: "Liebe Tourismusindustrie, versucht nicht, das Problem herunterzuspielen, sondern stellt Euch dem offensiv."

"Das Paradies ist eine Illusion"

Mit dem Thema Terrorismus und Gefahren am Urlaubsziel offen umzugehen, dabei aber gleichzeitig größtmögliche Sicherheit vor Ort anzubieten, hält Born für den richtigen Weg. Das bringe dem Reisenden zumindest ein Gefühl von Sicherheit und nehme vielleicht ein Stück weit die Angst.

Günter Knabe, Leiter der Asien-Programme der Deutschen Welle, wies jedoch darauf hin, dass gerade die Tourismusbranche auf diese Weise Illusionen von einem Paradies verkaufe, das der Urlauber zwar erwarte, das aber nicht mehr mit der heutigen Realität übereinstimme. "Zum Tourismusgeschäft gehört es, unterschwellig immer damit zu werben, es gäbe das Paradies. Das ist aber eine Illusion."

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