Reklame-Einwurf verboten
24. September 2004Im Kampf gegen die Flut von zahllosen Werbemails wird die deutsche Internetwirtschaft weiter aufrüsten. Auf dem Zweiten Anti-Spam-Kongress in Köln wurde eine "Positiv-Liste" für vertrauenswürdige Absender angekündigt. Mit dieser Liste soll sichergestellt werden, dass E-Mail-Empfänger einerseits besser vor ungewünschten Werbe-Mails (Spam) geschützt werden, aber anderseits angeforderte Newsletter auch tatsächlich erhalten.
Gute Mails, schlechte Mails
In die "Positiv-Listen" sollen nur seriöse Versender aufgenommen werden. Ein Kontrollgremium wird die strikte Einhaltung der Richtlinien für den korrekten E-Mail Versand überwachen. Mit dem Projekt wird erstmals ein standardisiertes Verfahren mit einer zentralen Anlaufstelle sowohl für Massenversender wie auch für Internet Service Provider (ISP) geschaffen. Auf dieser Grundlage können die ISPs in Deutschland ihre Spam-Filter optimieren, um Verbraucher und Firmen wirkungsvoll zu schützen und um gleichzeitig zu gewährleisten, dass die E-Mails der teilnehmenden Versender zum Empfänger gelangen.
Als ein Kernproblem bei der Spam-Bekämpfung nennt die Anti-Spam-Task-Force des eco-Verbandes "false positives". Hierbei handelt es sich um E-Mails, die zwar vom Adressaten erwünscht sind, aber von den technischen Spamfiltern im Netz zu Unrecht als Werbemüll aussortiert wurden. "Über 40 Prozent aller E-Mails in Deutschland sind Spam. Bei der Bekämpfung dieser Werbeflut werden heute bis zu 20 Prozent aller erwünschten E-Mail aussortiert. In dieser Situation bestand dringender Handlungsbedarf, damit das Kommunikationsmittel E-Mail überhaupt noch eine Zukunft hat", erklärt Harald A. Summa, Geschäftsführer des Verbandes der deutschen Internetwirtschaft. Dazu kommt ein weiteres Problem "Spam ist auch subjektiv. Was für den einen Werbemüll ist, stellt für den anderen vielleicht eine wichtige Information dar."
Für Spammer ein gutes Geschäft
Für die so genannten Spammer ist das Geschäft mit dem Werbemüll äußerst lukrativ. Da auch massenhaft verschickte E-Mails fast nichts kosten, lohnt es sich, auf diese Weise für ein Produkt zu werben, auch wenn nur ein Bruchteil der Empfänger antwortet. "Schon wenn nur jeder Tausendste auf unerwünschte Werbemails eine Kaufbestellung abgebe, lohne sich aufgrund der niedrigen Kosten das Geschäft für die Spam-Versender", sagt Sven Karge vom Verband der deutschen Internetwirtschaft. Ziel ist es, die Spamszene auszutrocknen, indem die Werbesendungen durch technische Hürden immer teurer und somit unattraktiver werden. Weltweit gibt es rund 200 professionelle Spammer, deren Job es ist, das Internet nach E-Mail-Adressen zu durchforsten. Wer keinen leistungsfähigen und ständig aktualisierten Filter benutzt, erhält mittlerweile mehr Spam als persönliche Nachrichten.
Um die Herkunft ihrer Mails zu verschleiern, verschicken deutsche Spammer Teile ihrer Werbepost über international offene Server wieder zurück nach Deutschland. Meist geht es darum, auf dem Rechner einen Dialer zu installieren, der die Interneteinwahl unbemerkt auf eine teure 0190-Nummer umstellt. Sie öffnen meist den Zugang zu teuren Erotik-Angeboten auf ausländischen Servern. In den USA droht Spammern eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren und auch in Deutschland ist das unerwünschte Versenden von Werbepost verboten.
Doch die Spamflut nimmt trotzdem ständig zu. Die Versendung von Spam erfolgt in vielen Fällen unter Verwendung gefälschter IP-Adressen. Unverlangte Werbung per E-Mail ist nach überwiegender Rechtsauffassung in Deutschland illegal, wenn keine regelmäßige Geschäftsbeziehung besteht oder kein vorheriges ausdrückliches Einverständnis vorliegt. Im Dezember 2001 ist diese Form der Werbung auch von der EU als rechtswidrig eingestuft worden. Die Empfänger von Spam-Mail könnten den Absender zur Unterlassung auffordern oder ihn durch einen Anwalt abmahnen lassen. Doch dies hilft wenig, wenn der Verursacher aufgrund der gefälschten Absender-Adressen nicht ausfindig gemacht werden kann.