Rekordanstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre
15. Oktober 2025
Die Konzentration von klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre ist im Jahr 2024 so stark gestiegen wie seit Beginn der modernen Messungen 1957 nicht. Das berichtet die Weltwetterorganisation (WMO) in ihrem jährlichen Treibhausgas-Bulletin. Auch die Konzentrationen der Treibhausgase Methan und Lachgas haben Rekordwerte erreicht.
Zwischen 2011 und 2022 lag der durchschnittliche jährliche CO2-Anstieg bereits dreimal höher als in den 1960er Jahren. Von 2023 auf 2024 stieg die Konzentration nun um fast das Fünffache im Vergleich zu dieser Dekade. Es handele sich um den höchsten innerhalb eines Jahres registrierten Anstieg seit Beginn der Aufzeichnungen.
Klimawandel führt zu mehr Klimawandel
CO2 hat über Jahrhunderte hinweg Auswirkungen auf das Klima, da es sehr lange in der Atmosphäre verbleibt. Nach Schätzungen von Expertinnen und Experten sind selbst nach 1000 Jahren noch etwa 15 bis 40 Prozent des ausgestoßenen CO2 vorhanden. Das Gas entsteht bei der Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas - etwa in der Strom- und Wärmeerzeugung, im Verkehr, in der Industrie und in privaten Haushalten.
Als Ursachen für den drastischen Anstieg nennt die WMO neben den menschengemachten Emissionen auch zunehmende Wald- und Buschbrände. Zugleich nehme die Fähigkeit der Wälder und Ozeane ab, CO2 aufzunehmen - ebenfalls eine Folge des Klimawandels. Die Organisation spricht von einem "drohenden Teufelskreis".
Verstärkt wurde das Problem 2024 durch das natürliche Wetterphänomen El Niño, das regelmäßig auftritt und für extreme Dürren etwa in Südamerika und im südlichen Afrika sorgt. Dadurch steigt die Zahl der Waldbrände, während ausgetrocknete Ökosysteme weniger CO2 binden können.
Pariser Klimaziel in Gefahr
Das Jahr 2024 war nach Angaben der WMO zudem das bislang wärmste seit Beginn der Industrialisierung um 1750 - mit einer globalen Durchschnittstemperatur von rund 1,55 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Auch die Ozeane waren im vergangenen Jahr so warm wie nie zuvor, sowohl an der Oberfläche als auch bis in 2000 Meter Tiefe.
Etwa die Hälfte der ausgestoßenen CO2-Menge verbleibt dauerhaft in der Atmosphäre. Die andere Hälfte wird von Land- und Meeresökosystemen aufgenommen. "Mit steigender globaler Temperatur nehmen die Ozeane weniger CO2 auf, da die Löslichkeit bei höheren Temperaturen abnimmt, während die Landsenken in vielerlei Hinsicht beeinträchtigt werden - unter anderem durch die Gefahr länger anhaltender Dürren", betont die WMO.
Die Organisation fordert daher eine drastische Senkung der Treibhausgasemissionen, um das Pariser Klimaziel nicht zu gefährden. Dieses sieht vor, die globale Erwärmung deutlich unter zwei Grad und möglichst bei 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu halten.
Zwar lag die globale Temperatur 2024 bereits über dem 1,5-Grad-Wert, doch für das Klimaziel zählt nicht ein einzelnes Jahr, sondern der langfristige Durchschnitt über mindestens ein Jahrzehnt. Die entsprechenden Vereinbarungen wurden 2015 bei der Weltklimakonferenz in Paris getroffen. Die nächste Konferenz findet im November in Brasilien statt.
Neue CO2-Bepreisung in der Schifffahrt
Ein bedeutender Faktor für den Ausstoß von CO2 ist die internationale Schifffahrt. Künftig soll eine Bepreisung der CO2-Emissionen dafür sorgen, dass Schiffe verstärkt auf klimafreundlichere Kraftstoffe umgerüstet werden. Bei einem Treffen der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) in London - einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen - bekräftigten Länder wie China und die Europäische Union trotz Drohungen der USA ihre Unterstützung für das geplante System.
In dieser Woche steht in London die finale Abstimmung über das Rahmenwerk an. Auf die neuen Regeln, die ab 2027 gelten sollen, hatte sich die IMO bereits im April grundsätzlich geeinigt. Betroffen sind große Schiffe mit mehr als 5000 Tonnen Ladekapazität. Sie verursachen laut IMO rund 85 Prozent der CO2-Emissionen der internationalen Schifffahrt, die wiederum knapp drei Prozent der weltweiten Treibhausgase ausmacht.
Ziel ist es, die Emissionen bis 2050 deutlich zu senken und perspektivisch Klimaneutralität zu erreichen. Schiffe, die bereits auf alternative Kraftstoffe umgestiegen sind oder unterhalb der zulässigen Emissionsschwelle liegen, sollen von dem neuen System profitieren. Wer die Vorgaben überschreitet, muss künftig höhere Abgaben zahlen.
USA drohen mit Sanktionen
Bei der Abstimmung im April hatten sich 63 Staaten für das CO2-Preissystem ausgesprochen, darunter China, Indien, Japan, Brasilien und die EU. 16 Staaten, darunter große Ölproduzenten wie Saudi-Arabien, Russland und die Vereinigten Arabischen Emirate, stimmten dagegen.
Die USA, die jüngst mit Sanktionen gegen Länder drohten, die dem Rahmenwerk zustimmen, hatten im April nicht teilgenommen. Die pazifischen Inselstaaten enthielten sich damals, da sie die Maßnahmen für unzureichend halten, um die Schifffahrt bis 2050 klimaneutral zu machen. Inzwischen wird jedoch erwartet, dass sie sich bei der anstehenden Abstimmung ebenfalls für das Rahmenwerk aussprechen werden.
pgr/se (dpa, afp, rtr)