Rekordverlust an Athener Börse
3. August 2015 Am ersten Handelstag nach ihrer fünfwöchigen Zwangspause ist die griechische Börse so stark eingebrochen wie nie zuvor. Der Leitindex Athex verlor bereits wenige Minuten nach dem Börsenstart knapp 23 Prozent - unter anderem weil die Kurse der Banken dramatisch einbrachen. Aber auch andere Großkonzerne büßten heftig ein, darunter der Stromversorger PPC, der Wettanbieter Opap und der Telekommunikationskonzern OTE, an dem die Deutsche Telekom beteiligt ist.
Der Radiosender Skai berichtete, bereits 40 Minuten nach Handelsbeginn seien durch die Kursverluste zehn Milliarden Euro vernichtet worden.
Der Athener Leitindex holte damit die Kursentwicklung des börsennotierten US-Fonds (ETF) auf griechische Aktien weitgehend nach, der während der Zwangspause in Athen weiter gehandelt werden konnte. Dieser hatte seit Ende Juni etwas mehr als 20 Prozent verloren.
Andere Börsen nicht betroffen
Der Kurssturz in Athen ließ die Anleger anderer Börsen weitgehend kalt. Der Deutsche Aktienindex Dax stieg um 1,2 Prozent auf 11.443 Punkte, der EuroStoxx50 legte um knapp ein Prozent auf 3.635 Punkte zu, unter anderem durch ermutigende Firmenbilanzen beflügelt. Der Euro gab bis zum am Abend um 0,3 Prozent auf 1,0953 Dollar nach.
Die Athener Regierung hatte Banken und Börse am 26. Juni geschlossen, als die monatelangen Verhandlungen um die Bedingungen für weitere Finanzhilfen kurz vor dem Scheitern standen. Die drohende Pleite des Mittelmeer-Anrainers löste damals ein Börsenbeben aus und brockte dem Dax den größten Kurssturz seit dreieinhalb Jahren ein.
Einige Banken vor dem "Aus"?
Aus Furcht vor dem "Grexit" - einem Ausscheiden ihres Landes aus der Euro-Zone - hatten die Griechen in den Tagen und Wochen zuvor ihre Konten leergeräumt und die heimischen Geldhäuser an den Rand des Ruins getrieben. Diese konnten sich nur mit Hilfe von ELA-Notkrediten der Notenbank über Wasser halten.
Mitte Juli einigte sich Griechenland mit seinen Gläubigern auf ein neues Hilfspaket und entging damit der Staatspleite um Haaresbreite. Kurz darauf öffneten die Bankschalter wieder, die Kapitalkontrollen wurden aber nur gelockert und nicht aufgehoben. Beobachtern zufolge stehen einige griechische Banken dennoch vor dem Aus. Insidern zufolge könnten von den vier großen Geldhäusern National Bank of Greece, Eurobank, Bank of Piraeus und Alpha Bank nur zwei übrig bleiben. Diese Institute stehen zusammen mit Attica Bank für etwa ein Fünftel des gesamten Börsenwerts des Athener Aktienmarktes.
Wen/tko/fab (rtrd, dpa, afp)