Rekordverluste für die Deutsche Bank
5. Februar 2009Zum ersten Mal in der Nachkriegsgeschichte hat die Deutsche Bank einen Jahresverlust verzeichnet. Das Institut musste im Geschäftsjahr 2008 einen Fehlbetrag von 5,7 Milliarden Euro vor Steuern verkraften. Nach Steuern ergab sich für das größte deutsche Geldinstitut ein Minus von 3,9 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag (05.02.09) mitteilte.
Das Ergebnis ist noch etwas schlechter, als von Analysten erwartet worden war. Allein im vierten Quartal lag der Nettoverlust bei 4,8 Milliarden Euro. Damit bestätigte das Unternehmen die vorläufigen Zahlen, die es Mitte Januar veröffentlicht hatte. Für 2007 hatte das Institut noch einen Rekordüberschuss von 6,5 Milliarden Euro verzeichnet, der Gewinn vor Steuern hatte bei 8,7 Milliarden Euro gelegen.
Keine grundlegenden Änderungen des Geschäftsmodells
"Wir sind absolut unzufrieden mit dem Ergebnis", sagte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann bei der Vorstellung der Jahresbilanz in Frankfurt am Main. Noch kurz vor der Pleite der US-Bank Lehmann Brothers im September hatte sich Ackermann optimistisch geäußert, dass das Ende der Krise in Sicht sei. Jetzt räumte er ein, die Marktverhältnisse im vierten Quartal hätten Schwächen im Geschäftsmodell der Bank offenbart.
Als Konsequenz würden einige Geschäftsfelder neu aufgestellt, so Ackermann. So sollen aus den Geschäftsfeldern, bei denen eine baldige Erholung unwahrscheinlich ist, Ressourcen abgezogen werden. Dazu gehört unter anderem ein wesentlicher Teil des Eigenhandels, also der Wertpapierhandel im eigenen Namen und auf eigene Rechnung. Ackermann betonte jedoch, die Bank sehe insgesamt keinen Grund für essentielle Änderungen des Geschäftsmodells, das auf Investmentbanking und Privatkundengeschäft baut. Im Kapitalmarktgeschäft sei die Deutsche Bank in einigen Bereichen weiter Marktführer, so Ackermann.
Krise soll ohne Geld vom Staat gemeistert werden
Trotz des Rekordverlustes im Jahr 2008 will Ackermann ohne Staatshilfen durch die Krise kommen. Die Bank habe noch einen Restbetrag von zehn Milliarden Euro, der dieses Jahr am Kapitalmarkt refinanziert werden müsse. "Das werden wir ohne Probleme schaffen", sagte der Bankchef. Nach dem Kollaps bei Lehmann Brothers waren die Kurse an den Aktien- und Kreditmärkten weltweit eingebrochen. Dies führte bei der Deutschen Bank im Handelsgeschäft zu Verlusten von fünf Milliarden Euro, darin enthalten sind auch hohe Belastungen im Handel auf eigene Rechnung. Hinzu kommen neue Abschreibungen von fast einer Milliarde Euro. Allerdings bekommt die Bank die Krise zunehmend auch in den vergleichsweise stabilen Geschäftsfeldern zu spüren. So schrieb sie in der Vermögensverwaltung rote Zahlen und im Privatkundengeschäft nur noch einen kleinen Gewinn.
Insgesamt summierten sich die Belastungen für die Bank seit Beginn der Krise im Sommer 2007 auf 9,3 Milliarden Euro. Davon fielen sieben Milliarden im Jahr 2008 an. Im Zuge der Krise baute der Konzern im vierten Quartal weltweit hunderte Stellen ab. Gegenüber dem Vorquartal sank die Zahl der Vollzeitstellen von 81.308 auf 80.456. Das waren allerdings immer noch rund drei Prozent mehr als im vierten Quartal 2007. In Deutschland blieb die Zahl der Mitarbeiter stabil. Ackermann schloss einen Stellenabbau in großem Stil aus.
Anzeichen für Geschäftsbelebung
Für die nächste Zeit rechnet der Vorstandsvorsitzende mit einem anhaltend schwierigen Marktumfeld. Die "sehr schwierigen Bedingungen für die Weltwirtschaft" stellten eine große Herausforderung für die Branche und auch für die eigenen Kunden dar. Dennoch sah Ackermann zu Jahresbeginn erste Anzeichen für eine Geschäftsbelebung. Im Januar habe das Institut Erträge von 2,8 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das stimme "bei aller gebotenen Vorsicht zuversichtlich für 2009", so der Vorstandsvorsitzende.
Die Aktionäre sollen für das abgelaufene Jahr eine deutlich reduzierte Dividende von 50 Cent erhalten. Für das Rekordjahr 2007 waren noch 4,50 Euro ausgeschüttet worden. Die Investoren vermissten am Donnerstag einen konkreten Ausblick, nachdem sie am Mittwoch noch auf optimistische Töne Ackermanns gehofft hatten. Zu Börsenbeginn brachen die Aktien der Deutschen Bank daher zeitweise um rund zehn Prozent ein. (kis)