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UN: Rekordwert an Treibhausgasen weltweit

23. November 2020

Durch die Beschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie wurden zuletzt weniger Treibhausgase ausgestoßen. Trotzdem ist die Konzentration klimaschädlicher Stoffe in der Atmosphäre weiter gestiegen. Wie kann das sein?

Italien Rom Smog Luftverschmutzung
Rom: Eine gesundheitsschädliche Decke aus dichtem Smog hängt über der ewigen Stadt (Archivbild)Bild: Cecilia Fabiano/LaPresse/dpa/picture alliance

Ausgangsbeschränkungen, Grenzschließungen, Flugverbote und andere Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Krise hätten tatsächlich den Ausstoß vieler Schadstoffe und Treibhausgase wie Kohlendioxid verringert, stellt die Weltwetterorganisation (WMO) in ihrem jüngsten Bericht fest. Dennoch wurde die Rekordkonzentration an Treibhausgasen in der Atmosphäre dadurch nicht verringert.

"Der durch den Lockdown bedingte Rückgang der Emissionen ist nur eine winzige Delle in der nach oben steigenden Kurve", sagte WMO-Chef Petteri Taalas anläßlich der Vorstellung der Studie. Seine Organisation legt jedes Jahr einen Bericht zu den weltweiten Treibhausgas-Werten vor. Darin geht es nicht um die Menge an freigesetzten Treibhausgasen, sondern darum, wieviel Schadstoffe in der Atmosphäre verbleiben.

Ökosystem absorbiert Schadstoffe 

Treibhausgase werden dafür verantwortlich gemacht, dass die Erde sich erwärmt, der Meeresspiegel ansteigt und es zu extemen Wetterphänomenen kommt. Rund ein Viertel dieser so genannten Klimakiller wird derzeit von den Ozeanen und der Biosphäre - also der Gesamtheit aller Ökosysteme auf der Erde - absorbiert.

Die WMO kommt in ihrem Bulletin zu dem Ergebnis, dass der coronabedingte Emissionsrückgang die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre weniger beeinflusst hat als die vorhandene natürliche Fluktuation. Somit sei auch 2020 die Konzentration nach den vorläufigen Ergebnissen einiger Messstationen weiter gestiegen.

Wie stark genau die Emissionen 2020 zurückgingen, sei noch unklar, so die WMO. In dem Zeitraum, in dem mehrere entscheidende Länder gleichzeitig im Corona-Lockdown waren, dürfte der tägliche Ausstoß etwa 17 Prozent unter dem Niveau vor der Pandemie gelegen haben. Vorläufige Schätzungen gingen von einem Rückgang von 4,2 bis 7,5 Prozent aus. Das verringere die Konzentration in der Atmosphäre allenfalls um Werte zwischen 0,08 und 0,23 ppm (Teilchen pro Million Teilchen). Natürliche Variationen, etwa wie gut CO2 in einem Jahr von der Vegetation absorbiert wird, lägen bei rund 1 ppm.

Die CO2-Konzentration durchbrach 2019 im globalen Durchschnitt erstmals die Marke von 410 ppm, wie es in dem Bericht heißt. Konkret lag die CO2-Konzentration im vergangenen Jahr bei 410,5 ppm, nach 407,9 beziehungsweise 405,5 ppm in den beiden Jahren davor.

Kohlekraftwerk Niederaußem bei Köln: CO2 wird unter anderem durch die Verbrennung von Kohle freigesetztBild: Christoph Hardt/Geisler-Fotopress/dpa/picture alliance

CO2 entsteht etwa durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas, die Zementproduktion und andere Industrieprozesse sowie im Zuge von Abholzung. "Die Erde hat zuletzt vor drei bis fünf Millionen Jahren eine ähnliche CO2-Konzentration erlebt", erläuterte Generalsekretär Taalas. Auf den Zustand vor so langer Zeit können Forscher durch Eisbohrungen in uralte Luftblasen und Analysen von Fossilien schließen.

"Damals lag die Temperatur zwei bis drei Grad und der Meeresspiegel 10 bis 20 Meter höher. Aber es lebten nicht 7,7 Milliarden Menschen auf der Erde", gibt Taalas zu bedenken. Um die Erwärmung wie vom Weltklimarat empfohlen bis Ende des Jahrhunderts auf 1,5 Grad zu begrenzen, müsse die Welt bis 2050 klimaneutral werden, sagte Taalas. Die Trendwende bei den CO2-Emissionen müsse in fünf Jahren einsetzen. Öl, Gas und Kohle müssten als Energiequelle durch Wind, Wasser und Solarenergie ersetzt werden.

uh/se (dpa, afp, rtr)

 

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