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Politik

Rekordzahl von Flüchtlingen im eigenen Land

28. April 2020

Nie zuvor gab es so viele Binnenflüchtlinge wie 2019: Mehr als 50 Millionen Menschen flohen, ohne Grenzen zu überqueren. Sie wollten Krieg und Gewalt entrinnen, aber auch Naturkatastrophen entkommen.

Unruhen in Mali 2019 | Flüchtlingscamp (Foto: Getty Images/AFP/M. Cattani)
Luftbild des Flüchtlingslagers Faladié in Mali (Archivbild)Bild: Getty Images/AFP/M. Cattani

Mehr als 33 Millionen Menschen sind im vergangenen Jahr innerhalb ihres eigenen Landes vertrieben worden. Dadurch erhöhte sich die Zahl der Binnenflüchtlinge auf insgesamt 50,8 Millionen weltweit. 45,7 Millionen flohen vor Konflikten und Gewalt, 5,1 Millionen vor anderen Katastrophen. Das geht aus dem Jahresbericht der in Genf ansässigen Beobachtungsstelle für intern Vertriebene (IDMC) hervor.

Das Schicksal der Menschen, die zwar aus ihrer Wohnregion, doch nicht über Grenzen geflüchtet seien, werde international zu wenig beachtet, sagte Jan Egeland, Chef der Hilfsorganisation Norwegian Refugee Council, zu der die Beobachtungsstelle gehört. "Wir versagen alle dabei, die Gefährdetsten zu schützen", erklärte er.

Corona als Verstärker

Die Corona-Pandemie mache die Situation dieser Menschen noch prekärer, warnt das IDMC. Binnenvertriebene hätten in oft überfüllten Lagern oder Notunterkünften keinen ausreichenden Zugang zur Gesundheitsversorgung; sie seien in Krisenzeiten besonders bedroht, erklärte IDMC-Direktorin Alexandra Bilak.

Im Lager Faladié leben Menschen, die innerhalb des Landes geflohen sind (Archivbild)Bild: Getty Images/AFP/M. Cattani

Konflikte und Gewalt waren laut dem Bericht allein im vergangenen Jahr Auslöser für die Binnenflucht von 8,5 Millionen Menschen, unter anderem in Syrien, der Demokratischen Republik Kongo, in Äthiopien und im Südsudan. Die IDMC-Expertin für Strategie und Forschung, Bina Desai, sagte, die Zivilgesellschaft müsse gestärkt werden, um Staaten zu stabilisieren.

Regierungswechsel als Chance

Manchmal ergäben sich Chancen durch einen Regierungswechsel, wie in Äthiopien, oder durch ein Umdenken bei den Verantwortlichen. Auch wenn die Zahlen dies noch nicht belegten, gebe es dort und in Ländern wie Somalia, Uganda oder Afghanistan vielversprechende Ansätze, um die Zahl von intern Vertriebenen zu reduzieren, so Desai. In Somalia beispielsweise setze die Regierung nicht mehr alles daran, Flüchtlinge an den einstigen Wohnort zurückzubringen - wo sie dann ihrerseits Menschen, die in ihre alten Behausungen gezogen sind, vertreiben.

Junge Flüchtlinge mit Essensrationen im Lager Faladié (Archivbild)Bild: Getty Images/AFP/M. Cattani

Auch Maßnahmen zum Klimaschutz wirken langfristig günstig - so, wie umgekehrt der Klimawandel und die steigende Zahl von Extremwetter-Ereignissen viele Regionen ins Chaos stürzt. Mehrere Millionen Menschen flohen allein wegen des Zyklons Fani in Indien und Bangladesch, aufgrund der Stürme Idai und Kenneth in Mosambik und wegen des Hurrikans Dorian auf den Bahamas in andere Regionen ihres Landes.

Die meisten Vertreibungen durch Naturkatastrophen seien jedoch zeitlich befristet, etwa nach einer Evakuierung, sagte IDMC-Direktorin Bilak. Die meisten dieser Menschen könnten rasch zurückkehren, "solange ihr Zuhause nicht komplett zerstört worden ist".

jj/sam (dpa, afp, epd)

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