Relegation: Heidenheim rettet seinen Platz in der Bundesliga
27. Mai 2025
"Ich bin mausekaputt, ich kann nicht mehr", sagte Heidenheims Trainer Frank Schmidt nach dem Rückspiel der Relegation bei der SV Elversberg. 14 Sekunden vor dem Ende der fünfminütigen Nachspielzeit hatte Leo Scienza das entscheidende Tor zum 2:1 (1:1)-Sieg erzielt, mit dem der FCH seinen Verbleib in der Fußball-Bundesliga rettete. Der Brasilianer hatte bereits im Hinspiel nach seiner Einwechslung entscheidenden Anteil an den beiden Heidenheimer Treffern gehabt.
"Es fällt sehr viel Last ab", sagte Schmidt im Interview mit dem TV-Sender Sky und war erledigt. "Natürlich versucht man, eine Lockerheit auszustrahlen, aber die Anspannung war immens. Ich bin megastolz auf die Mannschaft und den Verein."
Elversberg mit den besseren Chancen
Eigentlich lief das Spiel auf eine Verlängerung zu, als Scienza mit einem schönen Pass von Paul Wanner in die Tiefe geschickt wurde und mit letzter Kraft auf das Tor der Elversberger zustürmte. "Ich hatte schon seit 15 Minuten Krämpfe", erzählte er nach dem Spiel.
Mit einem Haken ließ er im Strafraum noch einen Abwehrspieler aussteigen und hob den Ball am Torwart vorbei ins Netz. "Ich habe nicht viel nachgedacht. Ich bin sowieso ein Spieler, der viel über das Bauchgefühl macht. Am Ende war es eine gute Entscheidung - der Rest ist Geschichte."
Zuvor waren die Heidenheimer durch ein frühes Tor von Mathias Honsak in Führung gegangen (9. Minute). Nach einer halben Stunde glich Elversbergs Robin Fellhauer aus (31.). Danach war der Drittplatzierte der 2. Bundesliga überlegen und hatte die besseren Chancen.
Kurz nach Wiederanpfiff zappelte der Ball erneut im Heidenheimer Netz. Allerdings zählte der Treffer von SVE-Torjäger Fisnik Asllani nicht, weil zuvor einer seiner Mitspieler knapp im Abseits gestanden hatte (46.).
Trauer und Stolz in Elversberg nach starker Saison
Am Ende herrschte bei den Verlierern eine Mischung aus Trauer und Stolz vor. Als kleiner Verein aus einer 13.000-Einwohner-Gemeinde im kleinen Bundesland Saarland hatte es die SV Elversberg im zweiten Jahr nach dem Aufstieg in die 2. Liga auf Platz drei geschafft - und fast sogar in die Bundesliga.
"Man findet keine passenden Worte, wir waren über 90 Minuten die bessere Mannschaft. Wir können stolz auf die Leistung sein", sagte Elversbergs Abwehrspieler Maurice Neubauer. "Umso bitterer, dass wir das Tor in der 90. Minute kriegen. Wenn es hier in die Verlängerung geht, wird es für Heidenheim schwer."
Wie geht es bei der SVE weiter?
Nun müssen alle Beteiligten des Elversberger Erfolgs überlegen, wie es weitergeht. Stürmer Asllani, mit 18 Toren und neun Vorlagen bester Scorer der SVE, ist von der TSG Hoffenheim ausgeliehen und wird den Verein verlassen.
Auch Neubauer geht nach fünf Jahren und über 150 Pflichtspielen. Er schließt sich Zweitligakonkurrent Hannover 96 an. Weitere Spieler, die durch ihre guten Leistungen das Interesse anderer Klubs geweckt haben, könnten ebenfalls wechseln.
Und auch die Zukunft der beiden sportlich Verantwortlichen in Elversberg ist ungewiss. Trainer Horst Steffen und Sportdirektor Nils-Ole Book haben direkt nach dem Spiel offengelassen, ob sie weitermachen. Besonders Steffen dürfte bei vielen Vereinen, die gerade einen neuen Trainer suchen, auf dem Wunschzettel stehen.
Der ehemalige Bundesliga-Profi, der unter anderem für Borussia Mönchengladbach und den MSV Duisburg aktiv war, hatte die SV Elversberg im Oktober 2018 in der viertklassigen Regionalliga übernommen und anschließend nach einer gewissen Anlaufzeit einen rasanten Aufschwung erlebt.
2022 gelang der Aufstieg in die 3. Liga und gleich im ersten Jahr auch der Durchmarsch in die 2. Bundesliga. Dort belegte Elversberg in seiner ersten Saison 2023/2024 den elften Platz und wurde in der gerade abgelaufenen Spielzeit hinter den Aufsteigern 1. FC Köln und Hamburger SV überraschend Dritter.