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Relegation: VW oder Seat?

Tobias Oelmaier
24. Mai 2017

VfL Wolfsburg gegen Eintracht Braunschweig - in der Relegation zwischen erster und zweiter Bundesliga könnten die Unterschiede der Kontrahenten kaum größer sein. Nur der Sponsor und das Bundesland sind gleich.

Deutschland enttäuschte Wolfsburg-Spieler
Bild: picture allaince/dpa/Fotostand/Krause

Was auch passieren mag in dieser Relegation (Donnerstag, 25.05.2017, 20:30 Uhr MESZ im DW-Liveticker) - der VfL Wolfsburg wird weder enterbt noch verstoßen. Das hat VfL-Chef Francisco Javier Garcia Sanz schon vorab angekündigt: "VfL ist eine 100-Prozent-Tochter von VW; VW lässt keine Tochter fallen", wurde der Aufsichtsrats-Vorsitzende des Konzerns an diesem Mittwoch in Wolfsburger Medien zitiert.

Unvorstellbar eigentlich, dass Sanz sich überhaupt mit diesem Thema befassen muss. Schließlich ist der VfL nominell eigentlich völlig überqualifiziert für den Kampf um den Klassenverbleib in der Bundesliga. 2009 noch Deutscher Meister, vor zwei Jahren DFB-Pokalsieger, Champions-League-Teilnehmer - und jetzt die Relegation gegen Eintracht Braunschweig. Jahresetat von 160 Millionen Euro gegen Jahresetat von 25 Millionen. Mario Gomez, Luiz Gustavo, Ricardo Rodriguez, Vierinha, Diego Benaglio gegen einen Haufen mehr oder weniger Unbekannter.

Durch 35 Kilometer und doch um Welten getrennt

Das Tor, das Wolfsburg in die Relegation schickte: Waldschmidt trifft am 34. Spieltag in der Nachspielzeit zum 2:1 für den HSVBild: picture alliance/dpa/C. Jaspersen

Geographisch liegen die beiden Städte im Norden der Republik weniger weit auseinander: Eine Bahnfahrt von einer guten Viertelstunde, schon kann man sich gegenseitig besuchen. Dass es nun in der Relegation dazu kommt, damit hatte wohl auch Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht nicht gerechnet: "Das ist ein Kräftevergleich, der eigentlich im Bereich des Unmöglichen zu liegen scheint".

Und genau diese Chancenlosigkeit könnte die Chance der Eintracht sein. Keiner rechnet damit, dass sich der Zweitligist in den beiden Partien durchsetzen könnte, und so entsteht auch kein Druck. Sprechen sie in Braunschweig von der "Krönung" einer erfolgreichen Saison, ist die Relegation für Wolfsburg "eine Art Rettungsfallschirm", sagt Sportdirektor Olaf Rebbe, "die Chance, eine schlechte Saison versöhnlich zu beenden. Und dafür werden wir alles tun."

Die Statistik spricht für Braunschweig

VfL-Trainer Andries Jonker hat sich jedenfalls das übliche Vokabular für den Abstiegskampf zurechtgelegt: "Wir müssen Kampfgeist und spielerische Stärke vereinen, dann sind wir für jeden Gegner schwer zu schlagen." Dass dies in den vergangenen Wochen häufig nicht der Fall war, ist auch Jonker klar: "Jetzt müssen wir wirklich gewinnen. Es reicht nicht mehr, zu wissen, dass wir gut spielen können."

In Braunschweig setzten sie vor allem auf ihre große mannschaftliche Geschlossenheit. "Der Teamspirit bei uns liegt nicht brach, der ist sehr ausgeprägt", sagte Lieberknecht mit einer kleinen Spitze in Richtung des Starensembles aus Wolfsburg. "Der VfL hat viel Geld und große Stars, wir haben unsere Mittel", fügt Domi Kumbela. Der Torjäger war auch 2013/14 dabei, als die Eintracht in der gemeinsamen Erstliga-Saison mit 2:0 gewann. Kumbela erzielte damals den Treffer zum 2:0. Das Rückspiel endete 1:1 - zwei Resultate, die dem Zweitligisten dieses Mal zum Aufstieg reichen würden.

Hoffen auf Kumbela (2.v.r): Beim Auswärtssieg in der Bundesliga im Oktober 2013 traf zum 2:0Bild: picture alliance/augenklick/firo Sportphoto

Im Volkswagen-Konzern dürfte übrigens so mancher mit gemischten Gefühlen auf die beiden Spiele schauen. Denn die Braunschweiger werden von Seat gesponsert, einer der VW-Marken. Wenngleich der finanzielle Aufwand des Weltunternehmens beim Zweitligisten überschaubar ist. "Dass es gegen Braunschweig geht, ist eine außergewöhnliche Situation", sagt Garcia und wird gleich zum Verkäufer: Duelle gegen Braunschweig seien wie "Derbys wie Schalke gegen Dortmund oder Atlético gegen Real, da ist immer ein bisschen Pfeffer dabei." Anmerkung des Autors: So viel Pfeffer, wie wenn ein VW Golf GTI und ein Seat Ibiza um die Formel-1-WM mitfahren....

 

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