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Politik

Rennen um CDU-Vorsitz geht in den Endspurt

28. November 2018

Eigentlich müsste es langsam mal langweilig werden im Kandidaten-Rennen um den CDU-Vorsitz. Aber die Merkel-Partei scheint Spaß gefunden zu haben an der innerparteilichen Demokratie. Zuletzt punktet Friedrich Merz.

Deutschland CDU-Regionalkonferenz Düsseldorf l Merz, Kramp-Karrenbauer und Spahn
Bild: picture alliance/dpa/F. Gambarini

Wie ein Kind mit neuem Spielzeug - so begeistert zeigen sich die CDU-Mitglieder auf den sogenannten Regionalkonferenzen. Dort stellen sich die drei aussichtsreichsten Merkel-Nachfolger den Fragen der Basis. In den USA gang und gäbe, ist das Format für die deutschen Konservativen neu.

Nur noch gut eine Woche bis zur Entscheidung auf dem Parteitag in Hamburg; Endspurt also. Da kommen ganze Ortsverbände in Reisebussen angefahren. Nach Bockwurst und Gruppenfoto geht es für sie heute in die Messehallen von Düsseldorf. 4000 Parteimitglieder schauen sich Annegret Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz und Jens Spahn auf der sechsten von acht Regionalkonferenzen aus der Nähe an.

Angriff auf die Grünen, Abgrenzung von der SPD

"Wir müssen wieder in der Lage sein, kontroverse Debatten zu führen", ruft Friedrich Merz einem vollen Saal zu und erntet dafür viel Applaus bei einer Partei, die den Konsens anscheinend satt hat. Der ehemalige Fraktionsvorsitzende der CDU nutzt seinen Heimvorteil in Nordrhein-Westfalen. Er betont seine Herkunft aus dem "ländlichen Raum" im Sauerland, greift die Grünen in Nordrhein-Westfalen für ihre Unterstützung von Kohle-Gegnern im Hambacher Forst scharf an. "Die Grünen müssen ihr Verhältnis zum Gewaltmonopol dieses Staates klären", sagt Merz - wieder donnert Zustimmung durch den Saal.Merz beklagt, dass "die Klarheit unserer Positionen gelitten" habe und fordert eine stärkere Abgrenzung von der SPD.

Heimvorteil: Friedrich Merz punktet in Nordrhein-WestfalenBild: picture alliance/dpa/F. Gambarini

Die CDU Nordrhein-Westfalen ist an diesem Abend Gastgeber – mitgliederstärkster Landesverband der Partei. Heimat auch für zwei der drei Kandidaten, Merz und Spahn. Fast ein Drittel der Delegierten auf dem Entscheidungs-Parteitag am 7. Dezember wird aus Nordrhein-Westfalen anreisen. Wer hier punktet, hat also einen großen Schritt gemacht in Richtung Sieg auf dem Hamburger Parteitag - in Richtung CDU-Vorsitz.

Selbstbewusstsein gegen Versöhnlichkeit

Merz kann in Düsseldorf insgesamt mehr Applaus ernten als seine beiden Kontrahenten. Während Spahn sich öfter verhaspelt und Kramp-Karrenbauer eher zurückhaltend wirkt, strahlt er viel Selbstbewusstsein aus. Er hatte schon vor der Konferenz in einem Interview getönt: "Ich habe nicht nur die Absicht, sondern auch die feste Überzeugung, dass ich zum CDU-Vorsitzenden gewählt werde."

Noch sehen ihn Umfragen jedoch hinter Annegret Kramp-Karrenbauer, was die Beliebtheit in der CDU und bei den Deutschen insgesamt angeht. Die Kandidatin tritt auch hier in Düsseldorf deutlich ruhiger und versöhnlicher auf als ihre männliche Konkurrenz. Die derzeitige CDU-Generalsekretärin fordert "konstruktive Debatten", wo Merz Kontroversen will. Sie macht der Basis Hoffnung: "40 Prozent ist die Marge, die wir erreichen wollen in Deutschland und den Landesverbänden. An der Hürde werden wir uns messen lassen." Derzeit erreicht die CDU in Umfragen nur rund 26 Prozent.

Freude am Wettbewerb

Bei Frank Sarfeld kommt das an. Seit 30 Jahren ist der Kommunikationsberater aus Düsseldorf CDU-Mitglied. "Annegret Kramp-Karrenbauer repräsentiert die große Mehrheit der Partei", sagt er: "Die CDU muss wieder mit Emotion und Leidenschaft geführt werden, und diese Leidenschaft sehe ich nur bei ihr." Ansonsten freut er sich über eine "Klasse Diskussionskultur. Das müssen uns andere Parteien erst mal nachmachen."

Laut Umfragen vorn: Annegret Kamp-KarrenbauerBild: picture alliance/dpa/F. Gambarini

Mats Müller, Maschinenbau-Student aus Stolberg bei Aachen, sieht kurz vor Ende des Abends Friedrich Merz vorn. Er teile zwar nicht alle Positionen Merz', der sei jedoch authentischer aufgetreten als seine Kontrahenten, sagt der 26-Jährige, dann konzentriert er sich wieder auf die abschließenden Worte der Kandidaten.

Andere Parteien haben sicherlich mehr Erfahrung mit innerparteilichem Wettbewerb als die CDU. Doch keine Partei in Deutschland scheint im Moment so viel Freude daran zu haben wie die Christlich-Demokratische Union. Auf den zwei letzten Regionalkonferenzen werden sich die Konservativen weiter austoben können. Dann jedoch wird es in Hamburg für die CDU darum gehen, dass sie sich hinter einem oder einer neuen Vorsitzenden versammelt.

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