Outfit der Stars
11. Mai 2011Aufmarsch der schönsten Frauen der Welt - Glamour pur ist in diesen Tagen an der Côte d'Azur angesagt - die Filmfestspiele locken eben alles an, was etwas auf sich hält. Johnny Depp, Penélope Cruz, Geoffrey Rush, Tilda Swinton, Charlotte Gainsbourg und Kiefer Sutherland kommen. Oder auch die schöne Schauspielerin Angelina Jolie. Für sie und ihren Gatten Brad Pitt ist die Croisette von Cannes einen Katzensprung von ihrem Haus in Nizza entfernt. Jedes Jahr aufs Neue ist sie die Königin des Roten Teppichs. Folgende fiktive Situation:
"Angelina, Angelina!" tönt es aus den Reihen der Fotografen. Und Angelina kommt: groß gewachsen, auf Dior-Sandaletten mit einer zitronengelben Robe von Ungaro. An den hinreißenden Ohrmuscheln baumeln Swarowski-Kristalle. Hochsteckfrisur und Make-up sind perfekt, Friseur und Visagist haben zwei Stunden gearbeitet. Sie lächelt in die Kameras und verschwindet winkend im Gebäude.
In fünf Minuten umgezogen?
Zwei Stunden später taucht Angelina woanders auf, wieder umringt von Kameras. Nun ist sie komplett umgestylt. Jeans, Ballerinas, eine weiße Hemdbluse. Pferdeschwanz, Kreolen in den Ohren, natürliches Make-up.
Und ein weiteres Mal sieht man sie an diesem Tag: Jetzt in einem rosafarbenen Hauch von Nichts aus dem Hause Versace, die langen brauen Haare hängen mit einem lässigen Schwung, bei dem nichts dem Zufall überlassen ist, über den Schultern, ihre vollen Lippen sind tiefrot geschminkt - umwerfend.
Wie schafft sie das, sich alle zwei Stunden umzuziehen und dabei immer wieder so genial perfekt auszusehen? Wie schafft sie es, niemals zweimal im gleichen Outfit gesehen zu werden? Und wie machen es all die anderen? Es gibt eine Lösung, die die Stars nicht dazu verdammt, ein einmal getragenes Kleid in den Müll zu werfen. Vor Jahren war es noch ein Geheimtipp, doch jetzt ist es auch unter Promis gang und gäbe: Man leiht sich Kleider und Schmuck kurzerhand von professionellen Designerkleid-Vermietungen. Ein reges Geschäft ist das geworden, das bei Ereignissen wie diesem in Cannes mit so hoher Promidichte den kompletten Jahresumsatz rettet. Es gibt neben Kleidervermietungen auch Schmuck- und Handtaschen-Verleih.
Über Preise wird nicht gesprochen
Das muss man sich jetzt nicht so vorstellen, dass Angelina Jolie sich heimlich in einen dunklen Hinterhof in der Altstadt schleicht und von finsteren Männern mit Fünftagebart und starkem Akzent einen nagelneuen Prada-Fummel in die Hand gedrückt bekommt. Nein, es läuft ganz anders. Erstens: Die Stars wissen voneinander, dass sie es alle tun (was die Wahrscheinlichkeit, dass zwei am gleichen Ort im gleichen Kleid auftauchen, vielleicht etwas geringer macht).
Zweitens: Die Vermieter von Designerkleidern sind selber meistens in der Modebranche tätig, kennen die Promifrauen und wissen, was sie wollen - und was sie tragen können. Die Damen sind also immer gut beraten. Dann gehören zum Team auch noch professionelle SchneiderInnen, die den Stars die Roben genau anpassen. Das Ganze findet in feinen extra angemieteten Hotelsuiten statt.
Die Kosten für eine solche Leihgabe mit anschließender Präparierung werden von Kleid zu Kleid ausgehandelt, und eigentlich spricht man da auch nicht drüber. Immer noch sind die Preise für Normalsterbliche kaum zu zahlen, aber gegen ein nagelneues Originalstück ist das für die Promifrauen ein Schnäppchen. Der Service passt und reicht quasi rund um die Uhr. Auch nächtliche Notrufe werden sofort erledigt: Wenn eine Hollywoodschauspielerin am Abend zu viel Champagner und Cannapees zu sich genommen hat, dann kann es vorkommen, dass sie aus dem Kleid nicht mehr alleine rauskommt. Auch das erledigen die freundlichen Damen von der Kleidervermietung, die die Verzweifelte dann aus ihrem Stöffchen herausschälen. Vorsichtig, denn: das Kleid muss ja noch gereinigt und morgen an die Nächste vermietet werden.
Autorin: Silke Wünsch
Redaktion: Sabine Oelze