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MedienGlobal

Reporter ohne Grenzen: 2023 weniger Journalisten getötet

14. Dezember 2023

In Kriegen oder als Opfer von Verbrechen: Jedes Jahr werden Journalistinnen und Journalisten bei ihrer Arbeit getötet. 2023 ist die Zahl bisher deutlich gesunken. Doch die Bilanz von Reporter ohne Grenzen ist vorläufig.

Gazastreifen | Trauer um die Journalisten Hassouna Sleem und Sary Mansour
Palästinenser trauern um zwei Journalisten, die im November im Gazastreifen mutmaßlich bei einem israelischen Luftangriff getötet wurdenBild: REUTERS

Die Zahl der getöteten Journalisten ist in diesem Jahr laut einer vorläufigen Bilanz der Organisation Reporter ohne Grenzen auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahrzehnten gesunken. Allerdings könnte die Zahl durch den Israel-Gaza-Krieg noch steigen. Bis zum Stichtag 1. Dezember 2023 zählte die Organisation 45 bestätigte Fälle und damit 16 weniger als im Vorjahr. Dies entspricht dem niedrigsten Stand seit 2002, als 33 getötete Medienschaffende registriert worden waren. Das geht aus der aktuellen Jahresbilanz von Reporter ohne Grenzen hervor.

Die Organisation engagiert sich weltweit für die Pressefreiheit. Sie wies darauf hin, dass im Nahost-Krieg zwischen Israel und der Hamas noch Dutzende weitere Fälle von getöteten Journalisten geprüft würden. In der Region seien bislang 61 Medienschaffende zu Tode gekommen. In die Jahresbilanz gingen zunächst 17 Fälle ein, in denen Journalistinnen und Journalisten nach Einschätzung der Organisation mit klarem Bezug zu ihrer Arbeit getötet worden seien. 13 dieser 17 Todesfälle gab es demnach im Gazastreifen, drei im Libanon und einen in Israel. Reporter ohne Grenzen hat Strafanzeige beim Internationalen Strafgerichtshof eingereicht - mit dem Ziel, dass dieser wegen möglicher Kriegsverbrechen seitens der Hamas und der israelischen Armee ermittelt.

Ein Demonstrant in Toulouse in Frankreich erinnert an getötete Pressevertreter in Gaza Bild: Huchot-Boissier Patricia/abaca/picture alliance

Arbeit in Kriegsgebieten ist besonders riskant

Mit den 17 Todesfällen in Nahost stieg die Zahl der Journalisten, die in Kriegsgebieten getötet wurden, auf 23. Das sind drei mehr als im vergangenen Jahr. Auch bei der Berichterstattung über bewaffnete Konflikte in den afrikanischen Ländern Kamerun, Mali und Sudan sowie in Syrien und in der Ukraine verloren dem Bericht zufolge Medienschaffende ihr Leben. "Wer aus Kriegen und bewaffneten Konflikten berichtet, bezahlt diesen Mut immer noch viel zu oft mit dem eigenen Leben", sagte die Vorstandssprecherin der deutschen Sektion von Reporter ohne Grenzen, Katja Gloger.

Einen Grund für den Rückgang bei den Todesfällen sieht die Journalistenorganisation in einer Verbesserung der Sicherheit von Medienschaffenden in bestimmten Regionen. "Sie sind heute für den Einsatz in bewaffneten Konflikten in der Regel besser ausgebildet und ausgerüstet." Auch in Gebieten ohne kriegerische Auseinandersetzungen seien Medienschaffende heute besser geschützt, erklärt Gloger: "In einigen Regionen wurden Rechtsrahmen geschaffen, die ihre Sicherheit besser garantieren. Zudem wurden Mechanismen zur Bekämpfung der Straflosigkeit verstärkt. Anderswo jedoch kann auch Selbstzensur angesichts gestiegener Risiken für die niedrigere Zahl der An- und Übergriffe verantwortlich sein."

Rückgang in Lateinamerika

Auffällig ist vor allem die gesunkene Zahl der getöteten Journalistinnen und Journalisten in Lateinamerika: von 26 im Jahr 2022 auf sechs im Jahr 2023. "Dennoch kann von einer strukturellen Verbesserung der Sicherheitslage in der Region nicht die Rede sein", konstatiert Reporter ohne Grenzen.

Diese Demonstranten erinnern mit Plakaten und Fotos an getötete Journalisten in MexikoBild: Jair Cabrera Torres/dpa/picture alliance

In den Jahren 2012 und 2013 hatte die Zahl der Getöteten ihren Höchststand erreicht. Damals waren weltweit mehr als 140 Menschen aus der Medienbranche ums Leben gekommen, vor allem in Syrien und im Irak.

Gloger rechnete vor, dass noch immer im Schnitt fast jede Woche ein Journalist oder eine Reporterin getötet werde. Auch die Zahl der Inhaftierten sei weiter hoch. "Wir fordern deshalb die Regierenden in den Demokratien auf, sich noch stärker für das Menschenrecht auf Pressefreiheit einzusetzen." Rund um den Globus sind laut Reporter ohne Grenzen derzeit 521 Journalistinnen und Journalisten wegen ihrer Arbeit willkürlich inhaftiert. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Rückgang um acht Prozent. Rund die Hälfte der betroffenen Medienschaffenden saßen allein in diesen vier Ländern im Gefängnis: China (einschließlich Hongkong), Myanmar, Belarus und Vietnam.

kle/uh (kna, dpa)

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