Die Architektur-Biennale in Venedig
28. Mai 2016Für seine Hauptausstellung hat der frischgebackene Pritzker-Preisträger und Leiter der diesjährigen Biennale, Alejandro Aravena, 88 innovative Architekten und Architektenteams eingeladen. Sie sollen aus ihrer täglichen Arbeit berichten. Seine "Reporter" hatten den Auftrag, wie er sagt, "den Horizont nach neuen Aktionsfeldern" abzusuchen und sich mit den Problemen der Gegenwart intensiv zu beschäftigen. Will heißen: Flüchtlingsproblematik und Ausgrenzung, Umweltverschmutzung und Naturkatastrophen, Peripherie und Ungleichheit, Wohnungsnot und Verbrechen, um nur einige zu nennen. Hauptschauplätze der Architektur-Biennale Venedig, die im Wechsel mit der Kunst-Biennale stattfindet, sind neben den "Giardini", den Gärten, das riesige "Arsenale", ein historisches Werftgelände.
Alejandro Aravena fordert Perspektivenwechsel
Das Plakatmotiv der Biennale: Eine Frau steht in einer weiten Ebene auf einer Leiter. Alejandro Aravena bezieht sich mit dem Foto auf die Begegnung des Schriftstellers Bruce Chatwin mit der deutschen Maria Reiche, die mit einer Aluminiumleiter durch die Wüste wanderte, um rätselhafte Zeichnungen auf dem Boden zu untersuchen. Die Leiter benötigte sie, um die Formen und Strukturen überhaupt erkennen zu können.
"Erst der Perspektivenwechsel", betont Aravena, " führt manchmal die Erkenntnis und die Problemlösung vor Augen." Aravena glaubt an den Erfindergeist von Architekten. Seine Biennale definiert er als Umschlagplatz für neue Ideen und Konzepte, aber auch für Wagemut und Kreativität.
Deutscher Pavillon: "Making Heimat - Germany, Arrival Country"
Nicht weniger als 64 Nationen nehmen an seinem Perspektivenwechsel teil und präsentieren ihre Ideen dazu noch bis zum 27.11.2016 in den "Giardini"-Pavillons, im "Arsenale" und an anderen Orten, verteilt über die gesamte Lagunenstadt. Deutschland und Österreich formulieren Beiträge zur Flüchtlingsdiskussion. Der deutsche Pavillon wird vom Direktor des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt, Peter Cachola Schmal, verantwortet. Unter dem Motto "Making Heimat - Germany, Arrival Country" beschreibt er Deutschland als Einwanderungsland und stellt Möglichkeiten des Bauens für Flüchtlinge vor.
Spanischer Pavillon "Unfinished" erhält Goldenen Löwen
Spanien erhielt den Goldenen Löwen für seine Länderpräsentation. Die Jury zeichnete den spanischen Pavillon mit der Ausstellung "Unfinished" als besten nationalen Beitrag aus. Lobende Erwähnungen gab es für die Länderbeiträge aus Japan und Peru. Der deutsche Beitrag "Making Heimat" ging leer aus. Einen Goldenen Löwen für sein Lebenswerk erhielt auch Paulo Mendes da Rocha. Der brasilianische Architekt - Pritzker-Preisträger des Jahres 2006 - ist bekannt für seine strengen geometrischen Betonbauten.