1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

"Aquarius" darf Hafen von Valencia ansteuern

12. Juni 2018

629 erschöpfte Flüchtlinge sind auf der "Aquarius". Die Regierung in Rom hat ihr das Einlaufen in italienische Häfen untersagt, es drohte eine Katastrophe. Nun ist Rettung in Sicht - auch mit Hilfe von Italiens Marine.

Mittelmeer Flüchtlings-Rettungsschiff MV Aquarius
Bild: Reuters/T. Gentile

Das Rettungsschiff "Aquarius" wird in der spanischen Hafenstadt Valencia anlegen. Das kündigten die spanischen Behörden und die Organisation "Ärzte ohne Grenzen", die das Schiff zusammen mit SOS Mediterranée betreibt, an. Italienische Marineschiffe werden nach Anweisung der Seenot-Rettungsleitstelle in Rom 400 der 629 Flüchtlinge und Migranten von der "Aquarius" übernehmen und sie nach Valencia bringen, wie "Ärzte ohne Grenzen" weiter mitteilte. Die "Aquarius" selbst werde mit den restlichen 229 Insassen folgen. Seit dem Wochenende harrte das Schiff in Mittelmeer aus, weil die neue italienische Regierung die Häfen für die Retter geschlossen hat. Die spanische Regierung hatte am Montag angeboten, die "Aquarius" in Valencia anlegen zu lassen.

Derzeit befindet sich das Schiff laut "Ärzte ohne Grenzen" zwischen Malta und Sizilien. An Bord seien Geflohene, die am Wochenende vor der libyschen Küste gerettet worden seien, darunter sieben Schwangere, zahlreiche Kinder und Verletzte. "Das Schiff ist überfüllt, unsere Kapazitätsgrenze ist überschritten", erklärte der Projektleiter der medizinischen Hilfsorganisation, Aloys Vimard.

Der Geschäftsführer der deutschen Sektion von "Ärzte ohne Grenzen", Florian WestphalBild: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld

"Moralische Bankrotterklärung für die EU"

Der Geschäftsführer der deutschen Sektion von "Ärzte ohne Grenzen", Florian Westphal, wies darauf hin, dass die Zahl der Flüchtlinge aus Libyen in den Sommermonaten weiter steigen werde. Mit der Sperrung der italienischen Seehäfen und dem wachsenden Druck auf die Seenotretter der Hilfsorganisationen werde bewusst in Kauf genommen, dass die Menschen im Mittelmeer ertrinken werden.

Westphal kritisierte daher scharf die Flüchtlingspolitik der Europäischen Union. Auf der "Aquarius" säßen aus Seenot Gerettete fest, darunter Schwangere, Menschen mit Verätzungen und Unterkühlung und 123 unbegleitete Minderjährige, so Westphal. Währenddessen stritten EU-Staaten darüber, wo diese Menschen von Bord gehen dürften. Statt menschliches Leid zu lindern, mache die EU-Flüchtlingspolitik die Menschen dort physisch und psychisch krank, sagte er. "Das ist eine moralische Bankrotterklärung für die EU." 

Der Generaldirektor der Internationalen Organisation für Migration (IOM), William Swing Bild: picture-alliance/KEYSTONE/M. Trezzini

Blockade von Schiffen ohne "abschreckenden" Effekt

Auch die Internationale Organisation für Migration (IOM) warnte vor weiteren Zurückweisungen von Rettungsschiffen im Mittelmeer. IOM-Generaldirektor William Swing wies in Genf darauf hin, dass die Blockade von Schiffen mit Geretteten keinen "abschreckenden" Effekt auf andere Menschen habe, die über das Mittelmeer die Staaten Europa erreichen wollten. Der Chef der UN-Organisation für Migration forderte die EU-Staaten erneut auf, sichere und legale Wege für die Migration zu schaffen.

Ähnlich äußerte sich auch der Sprecher der Rettungsorganisation Sea-Watch, Ruben Neugebauer. Er rief die EU zum Eingreifen auf. "Europa muss Verantwortung übernehmen, einen Verteilmechanismus einführen und Dublin aussetzen", forderte Neugebauer. Die Dublin-Regelungen, wonach das Land der Ersteinreise in die EU zuständig für die Flüchtlinge ist, seien der Grund für den Streit um die "Aquarius".

sti/mak (dpa, epd, kna)