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Politik

Rettungsschiff in Palermo festgesetzt

5. Juni 2021

Die italienischen Behörden werfen der Besatzung der "Sea-Eye 4" vor, zu viele Menschen an Bord genommen zu haben. Derweil ernannte die Stadt Palermo mehrere Vertreter der Organisation zu Ehrenbürgern.

Seenotrettungsschiff "Sea-Eye 4" fährt Richtung Mittelmeer
Die "Sea-Eye 4" ist ein so genannter Versorger, der zu einem Rettungsschiff umgebaut wurdeBild: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/picture alliance

Wie der Verein Sea-Eye aus Regensburg mitteilte, wurde der Schiffsbesatzung nach einer 12-stündigen Kontrollinspektion ein erneutes Auslaufen vorerst untersagt. Die Zahl von über 400 Personen, die beim vorhergehenden Einsatz gerettet wurden, sei durch das Sicherheitszertifikat des Schiffes nicht gedeckt und gefährde daher Schiff und Besatzung, hätten die Inspektoren erklärt.

Migranten verlassen die "Sea-Eye 4" im Hafen von PozzalloBild: Francesco Ruta/Independent Photo Agency Int./imago images

Wie der Sprecher der Organisation, Gorden Isler, mitteilte, lautet die Begründung, dass das Schiff nicht als Rettungsschiff klassifiziert ist und deshalb andere Regeln zum Beispiel beim Abwassersystem oder der erlaubten Zahl von Menschen an Bord gelten. Das Problem für die Organisation sei aber, so Isler, dass es unter der deutschen Flagge die von den italienischen Behörden verlangte Rettungsschiff-Klassifizierung nicht gebe.

Quarantäne in Palermo

Die "Sea-Eye 4" hatte bei ihrem zurückliegenden Einsatz im Mai nach eigenen Angaben 408 Bootsmigranten aus dem zentralen Mittelmeer gerettet und sie nach Pozzallo auf Sizilien gebracht. Von dort setzte die Crew der privaten Organisation für die Zeit der Quarantäne und zur Wartung des Schiffes später nach Palermo über.

Der Bürgermeister der Stadt, Leoluca Orlando, ernannte Gorden Isler sowie Einsatzkoordinator Jan Ribbeck wegen ihres Engagements am Freitagabend zu Ehrenbürgern. Die Zeremonie fand laut Medienberichten im Rathaus der sizilianischen Hauptstadt statt.

Die Sea-Eye 4: Ein Schiff, um Leben zu retten

03:13

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Mit der Begründung, Räumlichkeiten und Sicherheitsstandards an Bord seien für die Zahl geretteter Migranten ungenügend, haben italienische Behörden in den vergangenen Jahren mehrfach private Rettungsschiffe festgesetzt. Zuletzt traf dies auch die Schiffe "Alan Kurdi", "Sea-Watch 3" und "Sea-Watch 4". Laut den Betreiberorganisationen ist der Vorwurf "absurd", weil Schiffsbesatzungen laut internationalem Seerecht verpflichtet sind, Menschen in Seenot zu helfen und sie aufzunehmen.

Die teilweise langwierigen Inspektionen und Auslaufverbote werden von den Betreibern auch als Taktik gewertet, die Anlandungen von Migranten zu reduzieren und die Betreiber der Rettungsschiffe abzuschrecken. Insgesamt hat Italien in diesem wie schon im vergangenen Jahr deutlich mehr Mittelmeer-Migranten an Land gelassen als in den Jahren 2018 und 2019.

uh/jj (dpa, kna)

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