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Alarmierende Studie: Der Rhein wird immer wärmer

12. Juli 2025

Forscher warnen vor schlimmen Folgen: Der Klimawandel lässt die Temperatur des größten Flusses in Deutschland weiter steigen. Umwelt und Wirtschaft könnten leiden.

Deutschland 2025 | Frachtschiffe auf dem Rhein bei Sonnenuntergang
Der Rhein ist (auch) die wichtigste Wasserstraße DeutschlandsBild: Jochen Tack/picture alliance

"Der Rhein erwärmt sich im Zuge des Klimawandels deutlich", heißt es in einer neuen Studie der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) in Koblenz und des niederländischen Forschungsinstituts Deltares. Sie beide wurden für die Internationale Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) tätig.

Der Anstieg der Wassertemperatur stehe in direktem Zusammenhang mit dem Anstieg der Lufttemperatur, so die Analyse. Bereits jetzt gebe es Auswirkungen auf Umwelt und Wirtschaft, die sich in Zukunft verstärken würden.

Gut vier Grad wärmer im Jahr 2100?

Für die Untersuchung werteten Wissenschaftler historische Messreihen für den Zeitraum von 1978 bis 2023 aus. Zudem erarbeiteten sie Modellierungen mit Prognosen für die künftige Entwicklung bis zum Jahr 2100.

Diese Modellierungen prognostizieren eine Erwärmung des Rheinwassers bis zur Mitte dieses Jahrhunderts in der Größenordnung von 1,1 bis 1,8 Grad Celsius. Bis zum Jahr 2100 könnte sich demnach die jährliche mittlere Wassertemperatur sogar um 2,9 Grad bis 4,2 Grad erhöhen. Betroffen seien vor allem die südlichen Rheinabschnitte von der Schweiz bis Karlsruhe.

Luftaufnahme des Rheins bei Karlsruhe (Archivfoto)Bild: Uli Deck/dpa/picture alliance

Konkret bedeutet dies laut Studie, dass im Jahresdurchschnitt im Rhein-Hauptstrom die Anzahl der Tage mit Temperaturen unter zehn Grad bis zum Ende des Jahrhunderts von derzeit 170 auf 104 Tage sinken würde. Umgekehrt könnte die Zahl der Tage mit Temperaturen über 21,5 Grad deutlich steigen, von derzeit durchschnittlich 32 auf 106 Tage im Jahr.

Zugleich dürften sich Niedrigwasser-Phasen häufen. Der Wasserstand des Rheins lag bereits im Frühjahr 2025 deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. "Solche Bedingungen sind ein Vorgeschmack auf das, was wir in Frühling und Sommer zukünftig häufiger für den Rhein erwarten dürfen", erklärte IKSR-Präsidentin Miriam Haritz. Niedrigwasser gehe oft mit hohen Wassertemperaturen einher.

Wasser-Organismen unter Hitzestress

"Die steigenden Wassertemperaturen beeinflussen die Lebensbedingungen im Rhein erheblich", betonte die BfG-Wissenschaftlerin Tanja Bergfeld-Wiedemann. "Werden kritische Temperaturschwellen über längere Zeiträume überschritten, kann es zu ökologischen Schäden kommen." So könnten Wasser-Organismen unter Hitzestress leiden, was sie schwäche und anfälliger für Krankheiten mache, warnte Bergfeld-Wiedemann. "Bei höheren Temperaturen nimmt außerdem die Löslichkeit von Gasen im Wasser ab, wodurch den Tieren weniger Sauerstoff zur Verfügung steht."

Gegenmaßnahmen sind der Studie zufolge nicht einfach umzusetzen. Der Anstieg der Wassertemperatur könnte in kleinen Nebenflüssen durch die Schaffung von schattigen Rückzugsgebieten, die Renaturierung von Auwäldern und die Wiederherstellung funktionierender Auen-Ökosysteme begrenzt werden, heißt es darin. In großen Nebenflüssen und im Rhein-Hauptstrom seien Maßnahmen schwieriger zu bewerkstelligen.

Schneider meldet "Klärungsbedarf" an

Der deutsche Umweltminister Carsten Schneider (SPD) forderte von der Bundesregierung baldige Klarheit über ihre klimapolitischen Vorhaben. "In der Regierung haben wir in den nächsten Monaten Klärungs- und Entscheidungsbedarf, vom Klimaschutzprogramm bis zur Klimaanpassung", sagte Schneider der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Da fühle ich mich dem Koalitionsvertrag verpflichtet - und ich möchte, dass wir nicht in ungesteuerte Konflikte laufen, sondern Differenzen benennen und zu einer Lösung kommen."

Bundesumweltminister Schneider am Bonner Rheinufer bei Niedrigwasser (im Mai 2025)Bild: Rolf Vennenbernd/dpa/picture alliance

Im Koalitionsvertrag, auf den sich Schneider beruft, hatten sich die Regierungspartner auf Druck der SPD und von CDU-Umweltpolitikern zu Klimaschutzzielen bekannt. Nach jüngsten Äußerungen von Kanzler Friedrich Merz und Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (beide CDU) waren zuletzt jedoch Zweifel an ihrer Entschlossenheit für den Klimaschutz aufgekommen.

wa/jj (afp, dpa, epd)

Redaktionsschluss: 17.30 Uhr (MESZ) - dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.

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