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Reise

Rhein-Schifffahrt: Corona-Maßnahmen und Weihnachtsmärkte

Sarah Hucal
14. Dezember 2021

Die Pandemie hat die Mutter von DW-Reporterin Sarah Hucal nicht davon abgehalten, aus den USA anzureisen, um die deutschen Weihnachtsmärkte zu besuchen. Zusammen sind sie den Rhein entlang von Markt zu Markt geschippert.

Deborah Hucal und Sarah Hucal stehen an Bord eines Flusskreuzfahrtschiffes. Im Hintergrund sind der Rhein und seine Ufer zu sehen
DW-Reporterin Sarah Hucal (rechts) und ihre Mutter Deborah auf ihrer vorweihnachtlichen FlusskreuzfahrtBild: Sarah Hucal/DW

Ich bin mir ziemlich sicher: Nur wenige Menschen auf der Welt lieben die deutschen Weihnachtsmärkte mehr als meine Mutter Deb Hucal, die in Michigan geboren und aufgewachsen ist. Als sie mir also vorschlug, mich in Deutschland zu besuchen und eine dreitägige Flusskreuzfahrt auf dem Rhein zu machen, dachte ich, das wäre eine doch recht entspannte Art, Mutter-Tochter-Zeit kurz vor Weihnachten zu verbringen. Unser 98-Kabinen-Schiff war als "Adventskreuzfahrt" angekündigt und hielt in den Städten Köln, Rüdesheim und Koblenz entlang des Rheins. Mit dabei war die langjährige Freundin meiner Mutter, Judy Reed, die ursprünglich aus Deutschland stammt, vor 46 Jahren in die USA gezogen ist und in Arizona lebt. Die beiden lernten sich mit Anfang 20 kennen, als sie in einem Reisebüro in Michigan arbeiteten.

Auf dem Rhein werden Flusskreuzfahrten zu verschiedenen Weihnachtsmärkten angebotenBild: Sarah Hucal/DW

Die Route, die wir ausgewählt hatten und problemlos online buchen konnten, wird vom Reiseveranstalter nicko cruises elfmal von November bis Dezember angeboten. Als unsere Abreise näher rückte, war ich mir ziemlich sicher, dass unsere Kreuzfahrt abgesagt werden würde, weil die Zahl der COVID-19-Fälle in Deutschland derzeit in die Höhe schnellt und viele Weihnachtsmärkte schon zugemacht hatten. Meine Mutter hingegen blieb unbeeindruckt, selbst als das US-Außenministerium wegen der Pandemie von Reisen nach Deutschland abriet: "Ich war zu sehr mit der Weihnachtsdekoration meines Hauses beschäftigt, um mir darüber Gedanken zu machen. Ich dachte mir, was auch immer passiert, passiert. Und wir werden das Beste daraus machen", sagte sie mir. Meine Mutter hatte gerade ihre Booster-Impfung erhalten und war zuversichtlich, gut geschützt zu sein. Als vollständig geimpfte Reisende aus den USA brauchte sie weder einen negativen COVID-19-Test noch ein elektronisches Einreiseformular, da die USA von Deutschland nicht als Risikoland eingestuft werden.

Die Kreuzfahrt startet in Köln, hier findet ein Weihnachtsmarkt direkt zu Füßen des berühmten Doms stattBild: Sarah Hucal/DW

2G-plus an Bord

Unsere Kreuzfahrt verlief wie geplant. An Bord galt die "2G-plus"-Regel, also nur geimpfte oder kürzlich genesene Passagiere mit negativem COVID-19-Test, der innerhalb von 24 Stunden vor Abreise durchgeführt wurde, durften mitfahren. Unser Schiff mit 139 Fahrgästen an Bord war nicht das einzige, das auf dem Rhein unterwegs war - eine Reihe deutscher und internationaler Kreuzfahrtschiffe bieten derzeit ähnliche Reisen an. "Wir haben viele Passagiere, die sich auf die Festtage einstimmen und Weihnachtsmärkte besuchen wollen - und mit dem Schiff geht das ganz bequem", sagte mir der Geschäftsführer von nicko cruises, Guido Laukamp, in einem Interview.

"An Weihnachten ist alles so schön geschmückt", schwärmte meine Mutter, als ich sie fragte, was sie an der Adventszeit so besonders finde, "aber das schönste ist, die Freude auf das Weihnachtsfest mit anderen Menschen zu teilen." In diesem Jahr sei das zwar nur mit Abstand, mit Masken und der 2G-Regel möglich, aber Weihnachtsstimmung komme da trotzdem auf.

Deb Hucal und ihre beste Freundin Judy Reed genießen den Weihnachtsmarkt vor der Hahnentorburg in KölnBild: Sarah Hucal/DW

Es weihnachtet sehr

Meine Mutter ist im Grunde die weibliche Verkörperung des Weihnachtsmanns mit der Ausdauer eines Duracell-Häschens. Bevor wir in Köln ankamen, um an Bord zu gehen, hatte sie bereits fünf Weihnachtsmärkte in Berlin besucht - manchmal zwei pro Tag. Auf jedem Markt strahlte sie wie ein Kind an Heiligabend, vor allem auf dem Kölner Weihnachtsmarkt "Heinzels Wintermärchen", wo sie aufgeregt jedes Detail bewunderte: ein Gemälde mit Wichteln, den Kölner Heinzelmännchen, die auf einer explodierenden Bierflasche flogen, einen Stand, an dem Miniatur-Glastiere verkauft wurden, teigige, mit Puderzucker überzogene Bonbons, deren Zutaten sie wissen wollte. Judy und ich hatten Mühe, mit ihr Schritt zu halten, während meine Mutter von Stand zu Stand hüpfte und offensichtlich ganz in ihrem Element war.

Auf dem Weihnachtsmarkt "Heinzels Wintermärchen" können Besucher Schlittschuh fahren und Eisstock schießenBild: Sarah Hucal/DW

Die Mahlzeiten an Bord teilten wir mit unseren Mitreisenden auf der "MS Rhein Symphonie". Ich gebe zu, es war ein seltsames Gefühl, neben den vier Fremden - zwei deutschen Ehepaaren mittleren Alters - zu essen, die uns als Tischnachbarn zugewiesen wurden. Ich war noch nicht ganz darauf eingestellt, mich ohne Sorge auf ein Frühstücksbuffet zu stürzen, auch wenn jeder am Buffet Maske und einen Plastikhandschuh tragen musste. Bevor man den Speisesaal zum Mittagessen betrat, maß das Personal jeden Tag die Temperatur. Das Management der Kreuzfahrtgesellschaft hatte mir gesagt, dass Quarantänekabinen für den Fall bereitstünden, falls jemand mit Symptomen an Bord käme.

Auf der MS Rhein Symphonie wird täglich Fieber gemessen, bevor die Passagiere den Speisesaal betreten dürfenBild: Sarah Hucal/DW

Ein Weihnachtsmarkt an jeder Ecke ... fast

Trotz der Maßnahmen schien die Pandemie weit weg zu sein - man ist die Situation ja inzwischen gewöhnt. Wir genossen einfach die Fahrt entlang des Rheins, vorbei an einer Burg nach der anderen. Am zweiten Tag legte unser Schiff in der Stadt Rüdesheim am Rhein an, die für ihren Weinanbau und ihre historischen Fachwerkhäuser bekannt ist. Der "Weihnachtsmarkt der Nationen", der für seine handgefertigten Produkte und Speisen aus aller Welt bekannt ist, war in diesem Jahr zwar abgesagt, aber das störte uns nicht allzu sehr. "Ich habe den Weihnachtsmarkt nicht wirklich vermisst, der ganze Ort ist wunderschön weihnachtlich geschmückt", sagte meine Mutter. In der Tat waren die Fachwerkhäuser der Stadt festlich beleuchtet, und es wurde Glühwein verkauft. Judy war froh, dass die berühmte kleine Gasse der Stadt, die Drosselgasse, nicht wie sonst mit Touristen überfüllt war.

Die Drosselgasse in Rüdesheim - coronabedingt präsentiert sich der Touristenmagnet nahezu menschenleerBild: Sarah Hucal /DW

Unsere letzte Station war Koblenz, wo die Weihnachtsmärkte zwar immer noch stattfinden, sich aber über die Stadt verteilen, um größere Abstände zu schaffen. Mit der Seilbahn fuhren wir hinauf zur Festung Ehrenbreitstein und bewunderten dort den romantisch beleuchteten Christmas Garden. In der historischen Altstadt wiederum freute ich mich über den Glühwein, der aus lokalem Wein, Merlot und Chardonnay, bestand.

Deb Hucal ist extra aus den USA angereist, um Deutschlands berühmte Weihnachtsmärkte zu besuchen, wie hier in KoblenzBild: Sarah Hucal/DW

Als wir unter der weihnachtlichen Beleuchtung in der Nähe des barocken Rathauses standen, ertönte aus den Lautsprechern ein Lied von Andy Williams, einem der Lieblings-Weihnachtssänger meiner Mutter. Es war wundervoll, diese Zeit mit ihr zu verbringen, zumal es durch die Pandemie deutlich schwieriger geworden ist, meine Familie in den USA zu sehen. "So ist es perfekt", sagte meine Mutter lächelnd, "Genau wegen dieser Stimmung bin ich nach Deutschland gekommen."