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Gesellschaft

Das Hochsicherheits-Freibad

Marco Müller
28. Juli 2019

Randale im Rheinbad, die Dritte. Nachdem das Rheinbad Düsseldorf bereits zum dritten Mal innerhalb eines Monats wegen randalierenden Jugendlichen geräumt werden musste, gilt seit Sonntag Ausweispflicht. Ein Ortsbesuch.

Deutschland Rheinbad Düsseldorf NEU
Bild: DW/M. Müller

Kein Ausweis, kein Zutritt. Das ist neu im Düsseldorfer Rheinbad - seit diesem Sonntag. Der Grund: Drei Aufsehen erregende Vorfälle in den vergangenen vier Wochen - der letzte am vergangenen Freitag. Da hatten rund 60 Jugendliche - laut Polizei allesamt Menschen nordafrikanischer Herkunft - den Sprungturm und die Rutsche des Freibades für sich beansprucht und keine anderen Gäste mehr dorthin gelassen. Als die Mitarbeiter des Bades eingreifen wollten, wurden sie bedroht. Der Rädelsführer der Jugendlichen soll der Schichtleiterin gesagt haben, er würde sie "an die Wand klatschen".

Auch die sechs Sicherheitsleute, die seit den letzten Vorfällen im Bad für Ordnung sorgen sollten, konnten die Lage nicht beruhigen. Letztendlich rückte die Polizei mit 18 Einsatzkräften an und räumte das gesamte Bad, in dem sich rund 1500 Badegäste befanden. Nach diesem Vorfall am Freitag gab es am Samstag einen Krisengipfel, auf dem eine Ausweispflicht für Badegäste ab diesem Sonntag beschlossen wurde, zudem eine Aufstockung des Sicherheitspersonals. Mit Erfolg?

Festung Freibad

Wer das Rheinbad am Sonntagvormittag betreten wollte, wurde nach seinem Ausweis gefragt. Soweit klar. Nur von Sicherheitskräften fehlt jede Spur. "Nur darauf zu vertrauen, dass heute kein Sonnenschein und 32 Grad ist, fand ich fast fahrlässig", kritisiert Andreas-Paul Stieber, der für die gemäßigt konservative CDU im Düsseldorfer Stadtrat sitzt und grade das Rheinbad besucht, das morgendliche Fehlen der Sicherheitskräfte.

Hadert mit dem Sicherheitskonzept des Rheinbads: Stadtrat Andreas-Paul StieberBild: DW/M. Müller

Allerdings ändert sich das gegen 12:30 Uhr schlagartig. Erst rückt der private Sicherheitsdienst mit acht Personen an, eine gute halbe Stunde später Mitarbeiter des Ordnungsamts, ebenfalls zu acht - plus Hund. Nun steht die Festung. In der Tat mutet der Haupteingang des Freibades eher wie ein Hochsicherheits-Bereich oder eine Staatsgrenze an als wie ein Ort der Erholung.

Wer sorgt hier für Ruhe?

Eine junge Frau, die auf dem Weg zum Haupteingang ist, zuckt kurz zusammen und sagt zu den versammelten Einheiten "Oh, was ist denn hier los?". "Keine Angst, wir sind nur zur Sicherheit da", schallt es zurück. Im Freibad selbst ist es ruhig, extrem ruhig - wenn nicht gerade ein Flugzeug des nahegelegenen Düsseldorfer Flughafens startet. Das Nichtschwimmerbecken mit Rutsche und die Sprungtürme, die zwei Tage vorher noch so begehrt waren, sind verwaist. Nur im Schwimmerbecken ziehen Badegäste ruhig ihre Bahnen. Von randalierenden Jugendlichen oder anderen Problemen keine Spur. Ein Erfolg des Sicherheitskonzepts?

Gruppenbild mit Hund: Das Aufgebot des Ordnungsamts Bild: DW/M. Müller

Nicht zwingend. Vielleicht eher ein "Erfolg" des schlechter gewordenen Wetters. Der Himmel ist grau, die Temperaturen sind auf etwa 20 Grad Celsius gefallen. An den strahlenden Sonnenschein und den Temperaturen um die 40 Grad Celsius der letzten Tage erinnert an diesem Tag nichts. Man hat das Gefühl, die Zahl der Sicherheitskräfte und Mitarbeiter des Bades übersteigt die der Besucher. Ob das neue Konzept Erfolg hat, wird sich also erst zeigen, wenn die nächsten Hitzewellen anrollen.

Woher kommt das enthemmte Verhalten?

Bereits am letzten Samstag im Juni musste das Rheinbad Düsseldorf geräumt werden. Da hatten sich Jugendliche rücksichtslos gegenüber anderen Badegästen verhalten. Ein Familienvater wollte die Jugendlichen zurechtweisen. Daraufhin standen ihm plötzlich mehrere Hundert Jugendliche gegenüber, die ihn und seine Familie bedrohten. Mit einem Großaufgebot brachte die Polizei zunächst die Familie aus dem Freibad gebracht und räumte es dann komplett. Dabei wurden die Beamten von Jugendlichen verbal angegriffen und mit Gegenständen beworfen. Gleich am Folgetag wurde das Bad wegen eines ähnlichen Vorfalls erneut komplett geräumt.

Auch in anderen Freibädern wurden vermehrt Angriffe auf Badegäste und Bademeister registriert. Peter Harzheim, Präsident des Bundesverbands deutscher Schwimmmeister, sagt im Gespräch mit der Deutschen Welle, dass es Vorfälle in Schwimmbädern immer schon gegeben habe. Allerdings: "Es hat exorbitant zugenommen seit 2015. Aus meiner Sicht sind das Nordafrikaner aus den Maghreb-Staaten und aus dem arabischen Raum, die ganz extrem unsere Wertvorstellungen mit Füßen treten." Vor allem weibliche Aufsichtspersonen würden nicht ernst genommen. Die Täter würden zudem meist nicht zur Verantwortung gezogen und machten deshalb weiter, so Harzheim. Laut Medienberichten sollen die Jugendlichen bei den Vorfällen im Rheinbad Ende Juni nordafrikanischer und arabischer Herkunft gewesen sein.

Sicherheitskonzept: breite Schultern, klare Kante Bild: DW/M. Müller

Stadtratsmitglied Stieber sagt, er habe mit jemandem gesprochen, der in der Flüchtlingshilfe aktiv ist: "Und der hat gesagt: Es gibt leider Jugendliche, die wissen, wann sie hier Ärger machen können und die dann den Fakt, dass sie nicht erwischt worden sind, abends bei Facebook oder Instagram posten als bestandene Mutprobe."

Lösung des Problems?

Andreas-Paul Stieber hält starke Sicherheitskräfte vor Ort und eine gute Videoüberwachung für wichtig. Zudem könne man bei Freibädern auch Bänder wie bei All-inclusive-Clubs im Urlaub verwenden. So falle jeder sofort auf, der über den Zaun geklettert sei und sich damit die Ausweiskontrolle am Eingang übergangen habe.

Schwimmmeister-Präsident Harzheim findet, die Täter müssten konsequent bestraft werden und dürften nicht aus falscher Toleranz gegenüber einer anderen Kultur unbehelligt davon kommen. Nur konsequentes Einschreiten der Sicherheitsbehörden werde helfen.