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Musik

Rheingau Musik Festival mit Corona-Konzept

Gaby Reucher
26. Mai 2021

Bessere Zeiten für Musik-Events: Die Coronazahlen sinken. Das Rheingau Musik Festival kann stattfinden und kommt mit neuen Ideen, um der Pandemie zu trotzen.

Der Cellist Pablo Ferrández schwingt den Bogen über sein Cello.
Gehört längst nicht mehr zu den Newcomern: der preisgekrönte Cellist Pablo FerrándezBild: IGOR STUDIO

Seit einem Jahr bereitet sich das Rheingau Musik Festival auf die Spielsaison 2021 vor, und das nicht nur musikalisch. Denn genau vor einem Jahr musste das Festival wie so viele aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen. Das wollte man nicht noch einmal erleben und fing gleich an zu tüfteln, wie ein Festival-Betrieb trotz Corona aussehen könnte. Dabei haben die Macher besondere Aufführungsorte entwickelt, die nicht nur das Ohr, sondern auch das Auge ansprechen und natürlich Corona-konform sind.

Die traditionelle Steinberger Tafelrunde bietet Wein, Kost und Musik unter freiem HimmelBild: picture-alliance/dpa/R. Holschneider

Musik an historischen Orten

Seit 1987 bereichert das Rheingau Musik Festival, dessen Medienpartner die DW ist, die europäische Festival-Landschaft mit hochkarätigen Konzerten der Klassik, Pop- und Jazz-Musik. Marsilius von Ingelheim, Geschäftsführer des Festivals, beschreibt dazu das besondere Flair: "Es ist die Kombination von Musik, historischen Veranstaltungsorten und der faszinierenden Landschaft, die berühmt ist für ihren Rieslingwein." Ein Ort, wo bei guter Musik gerne ein Gläschen Wein getrunken wird.

Intendant Michael Herrmann im Strandkorb mit Geschäftsführer Marsilius von IngelheimBild: Tanja Nitzke

Doch viele der historischen Veranstaltungsorte hoch oben über den Weinbergen sind zu klein, um genügend Zuschauern den Corona-Abstandsbestimmungen entsprechend Platz zu bieten. Dazu gehört auch einer der bekanntesten Konzertorte des Rheingaus, der Fürst-von-Metternich-Saal im Schloss Johannisberg. Da Intendant Michael Herrmann auf diesen Ort mit der Aussicht weit über das Rheintal nicht verzichten wollte, wurde ein Architektenbüro damit beauftragt, einen mobilen Kubus zu entwickeln, der allen akustischen und optischen Anforderungen gerecht wird. Der Kubus soll ab der ersten Juniwoche direkt neben dem Schloss aufgebaut werden.

Ein mobiler Konzertsaal gegen das Virus

"Wir haben einen der größten mobilen Veranstaltungssäle Europas gebaut, einen Kubus für rund 1000 Besucher, der speziell für Konzerte entwickelt wurde", sagt Marsilius von Ingelheim im Gespräch mit der DW. In dem Kubus aus Holz, Glas und Metall will man vor allen Dingen Kammermusik und Newcomer präsentieren, auf die das Festival besonderen Wert legt.

Verschiedene Lichteffekte sollen für Stimmung im Kubus sorgenBild: TanjaLabs

Optisch kann der Saal durch Lichteffekte in verschiedene Farben getaucht werden. Die Bestuhlung entspricht den Hygieneabständen und fasst auf diese Weise jetzt rund 500 Besucher. Die Stuhlreihen sind im hinteren Bereich höher gelegen, um einen guten Blick auf die Bühne zu gewähren.

Das Wichtigste ist natürlich die Akustik in dem 45 mal 20 Meter großen Raum. "Das ist kein großes Zelt wie bei anderen Veranstaltungen, sondern ein fester Raum mit verstellbaren Akustikplatten an den Wänden, die entsprechend den Anforderungen zur akustischen Optimierung ausgerichtet werden können", erläutert Ingelheim. Die Spezialwände reflektieren den Schall bis in die hinterste Stuhlreihe.

Sicherheit als Attraktion

Doch der neue Kubus ist nicht die einzige attraktive Spielstätte mit ausreichend Platz. Auch historische Orte wie das Kurhotel Wiesbaden oder Kloster Eberbach werden bespielt. So treten etwa Stars wie der kanadische Jazzer und Pianist Chilly Gonzales oder die Pianistin Khatia Buniatishvili aus Georgien im Kurhaus Wiesbaden auf. Beuniatishvili ist in diesem Jahr "Artist in Residence" des Rheingau Musikfestivals.

Beliebter Aufführungsort: das Kurhaus WiesbadenBild: Hannah Meinhardt

Im Kloster Eberbach ist der spanische Cellist Pablo Ferrández zu Gast. Ebenso wie die Klarinettistin Annelien Van Wauwe und das Ensemble Camerata Salzburg mit einer italienischen Nacht. Statt eines Konzerts mit voll besetztem Publikum wird es jeweils zwei Konzerte pro Tag mit halber Publikumszahl an diesen Spielstätten geben.

Wie es bereits das Schleswig-Holstein Musik Festival im Sommer 2020 erprobt hat, sollen auch im Rheingau bis zu 1000 Strandkörbe für die Pop- und Rockkonzerte bereitstehen. "Wir wollen unsere Sicherheitskonzepte nicht als Verlegenheit, sondern als Attraktion darstellen", sagt Ingelheim. Man wolle kein "In between"-Festival sein, das zwischendurch einige Konzerte realisiert, sondern tatsächlich mit über 200 Konzerten an den Start gehen. Ingelheim ist zuversichtlich, dass alles wie geplant vom 26. Juni bis zum 5. September stattfinden kann. Der mobile Kubus soll auch nach dem Festival weiter zum Einsatz kommen und wurde schon von mehreren Städten angefragt.

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