Bonn war Mittelpunkt des kurzen Lebens von August Macke, er fiel im Ersten Weltkrieg. Seine heiteren Bilder prägten den rheinischen Expressionismus. Die neue Ausstellung "August Macke und Freunde" lädt zum Rundgang ein.
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Der Maler August Macke (1887-1914) gilt als einer der bedeutendsten deutschen Expressionisten. Sein ehemaliges Wohn- und Atelierhaus in Bonn ist heute in den Museumsneubau integriert. Nach zweijähriger Bauzeit öffnete das Haus nun. Die Schau "August Macke und Freunde - Begegnung in Bildwelten" umfasst 150 Exponate.
Sorglosigkeit, Lebensfreude und Harmonie
Seine "künstlerischen Kontakte, Netzwerke und Freundeskreise" stehen im Vordergrund, heißt es im Begleittext. Zu sehen sind unter anderem Gemälde von Paul Klee, Heinrich Campendonk und Wassily Kandinsky, dessen Künstlerkreis des "Blauen Reiters" auch Macke eng verbunden war.
Die Kunstbewegung "Der Blaue Reiter"
Bekannt ist Der Blaue Reiter" durch Postkarten und Poster. Zwei prägende Künstler dieser Gruppe waren Wassily Kandinsky und Franz Marc.
Bild: Städel Museum/ARTOTHEK
Reform der Kunst
München in den Jahren 1908 bis 1914: Angezogen von der unberührten Natur der Voralpenlandschaft treffen sich internationale Künstlerinnen und Künstler, um die Malerei zu reformieren. Die führenden Köpfe heißen Wassily Kandinsky und Franz Marc. Ein Russe und ein Deutscher. 1911 hatten sie sich zum ersten Mal getroffen. Franz Marcs Gemälde "Die großen blauen Pferde" entstand im selben Jahr.
Bild: T.B. Walker Foundation/Gilbert M. Walker Fund
Blaues Wunder
1912 gaben Marc und Kandinsky den legendären Almanach "Der Blaue Reiter" heraus. Darin sammelten sie Texte und Bilder unterschiedlicher Epochen und Kulturen. Marc (2. v. l.) und Kandinsky (sitzend) lösten sich von den bürgerlichen Vorstellungen von Kunst und propagierten ein neues Denken: Das Figurative spielte darin eine untergeordnete Rolle. Im Vordergrund stand das Fühlen und Abstrahieren.
Bild: ProLitteris, Zurich
Leuchtende Bilder
Wassily Kandinsky vertraute auf die Sprache der Farbe, so nannte er auch im Zusatz seine programmatische Schrift "Über das Geistige in der Kunst". Kandinsky hatte eine eigene Farbenmoral: Die Farbe Schwarz verband er mit dem Bösen und dem Tod. Weiss dagegen stand für ihn für Leben. Auch anderen Farben ordnete er psychische Wirkungen zu: Rot-Grün symbolisierte für ihn beispielsweise Stärke.
Bild: Merzbacher Kunststiftung
Seele in Vibration
Kandinsky beschrieb die Seele "als Klavier mit vielen Saiten". Die Verwendung von Primärfarben, also rot, blau, grün, gelb, waren für ihn ein Mittel, den Menschen in seinem Innersten zu berühren. Ähnlich ging er mit der Form um, die er davon befreien wollte, irgendetwas darzustellen. Seine Gemälde hatten Titel wie: "Improvisation", "Impression" oder "Komposition" (s. Bild: Komposition VII).
Bild: Galerie Nationale Tretiakov
Kraft des Träumens
"Liegender Hund im Schnee" entstand 1910/1911. Friedlich liegt das Tier da, es scheint eins zu sein mit dem Untergrund. Franz Marc sah im Träumen eine positive Kraft, die hilft, zu den echten Dingen des Lebens vorzudringen. Franz Marc widmete der Darstellung von Tieren viel Aufmerksamkeit: Für ihn gehörten sie zu einer unschuldigen Urwelt, zu der Menschen keinen Zutritt hatten.
Bild: Städel Museum/ARTOTHEK
Tiere als Ideal
Die erste Ausstellung "Der Blaue Reiter" in München fand in der Galerie Thannhauser statt. Im ersten Raum hing auch das Gemälde "Die gelbe Kuh" von Franz Marc. Ganz im damals in Mode kommenden Stil des Expressionismus ist das Gemälde voller Dynamik. Konstrasierende Farbflächen leuchten dem Betrachter entgegen. Die massige Kuh scheint aus dem Bild herauszuspringen.
Bild: Solomon R. Guggenheim Museum
Farbe ist Musik
Auch Franz Marc malte immer abstrakter. "Stallungen" heißt ein Gemälde aus dem Jahr 1913, in dem die Pferdekörper kaum noch zu erkennen sind. Stattdessen tauchen alle Farben der Palette auf. Marc - wie allen anderen Künstlern des Blauen Reiters - ging es darum, die Grenzen zu anderen Gattungen zu sprengen. Farbe hatte für sie einen Klang und umgekehrt: Ton eine farbliche Entsprechung.
Bild: Solomon R. Guggenheim Museum
Unschuldige Kinderwelt
Auch August Macke nahm 1911/1912 an der legendären Aussstellung in der Galerie Thannhauser teil. Obwohl der Rheinländer nur 27 Jahre alt wurde, hinterließ er ein großes Werk. "Walterchens Spielsachen" erzählt von der unschuldigen Welt seines erstgeborenen Sohnes Walter. Gemälde seiner Familie, aber auch seine Reisen, sind Ausdruck seiner Sehnsucht nach einem verlorenen Paradies.
Bild: Städel Museum/U. Edelmann/ARTOTHEK
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Bunt und schön und heiter: So ist die Welt des Malers August Macke. Nichts Böses, nichts Bedrohliches scheint in seinen Bildern Platz zu haben. Seine Großstadtszenen, Gartenbilder und Stillleben strotzen nur so vor Licht und Farben. "Er hat vor uns allen der Farbe den hellsten und reinsten Klang gegeben, so klar und hell wie sein ganzes Wesen war", schreibt Mackes Zeitgenosse Franz Marc 1914 in einem Nachruf auf seinen Freund. August Macke stirbt in Frankreich als Soldat im Ersten Weltkrieg - im Alter von nur 27 Jahren.
Künstlertreff in Bonn
Bonn - das zeigen diese Bilder auch - war stets die Heimat des 1887 im Sauerland geborenen Künstlers. Schon zu Schulzeiten lernt er hier die damals 15-jährige Elisabeth Gerhardt kennen. Eine entscheidende Begegnung sowohl für Mackes Leben als auch für seine Arbeit. Elisabeth wird Mackes Ehefrau und eines seiner liebsten Porträt-Motive. Der finanzielle Wohlstand ihrer Familie ermöglicht dem Paar außerdem ein in materieller Hinsicht sorgenfreies Leben.
In dem klassizistischen Bau an der Bornheimer Straße lebte er ab 1911 mit seiner Frau und den beiden Söhnen Walter und Wolfgang, es war stets auch Treffpunkt junger Künstler aus der Region und war der Dreh- und Angelpunkt für Mackes künstlerische Aktivitäten. Hier entstanden einige seiner wichtigsten Werke. Rund 11.000 Zeichnungen, Gemälde und Aquarelle umfasst Mackes Oeuvre - eine beeindruckende Bilanz für eine nur knapp zehnjährige Schaffensphase.
Macke selbst bezeichnete seine Kunst als einen "Gesang von der Schönheit der Dinge". Das wird nirgends so deutlich wie in seinen Gartenbildern, die vor satten Grün-, Violett- und Gelbtönen geradezu überquellen. Es sind Szenen aus jenem Garten, der heute - eingefasst von einer meterhohen Glasfront - die Verbindung zwischen altem Wohnhaus und neuem Museumsbau bildet.
Das neue Museum: "ein Glanzstück"
Herzstück des Museums ist das ehemalige Wohn- und Atelierhaus des Künstlers. Eine multimediale Dauerausstellung soll hier Mackes Themen und Lebensweg erfahrbar machen. Der Erweiterungsbau an dem Wohn- und Atelierhaus im Bonner Nordwesten entstand nach Entwürfen des Architekten Karl-Heinz Schommer.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) würdigte das neu gestaltete Museum am Freitag in Bonn als "Glanzstück". Sie erklärte, das Museum verbinde die authentische Wirkungsstätte Mackes mit neuen Ausstellungs- und Veranstaltungsräumen. Hier könne "das Werk und das Schaffen dieses großen Meisters des deutschen Expressionismus nun endlich angemessen präsentiert werden". Daher habe sich der Bund mit 3,5 Millionen Euro an der Gesamtbaukosten von 7,5 Millionen Euro beteiligt. "Ich bin überzeugt, dass das Museum nicht nur als Ausstellungsort der Werke August Mackes, sondern auch als Forschungsstätte zum Rheinischen Expressionismus einen wichtigen Platz in der deutschen und internationalen Museumslandschaft einnehmen wird", so Grütters.