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Rhodes: "Journalisten im Südsudan verhaftet und gefoltert"

Daniel Pelz20. Dezember 2013

Die Gewalt im Südsudan breitet sich aus. Aus vielen Landesteilen gibt es kaum Informationen, denn Militärs hinderten Journalisten an der Arbeit, klagt Tom Rhodes vom "Committee to Protect Journalists" im DW-Interview.

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DW: Herr Rhodes, Ihre Organisation, das "Committee to Protect Journalists", hat bereits in der Vergangenheit gewarnt, dass die Pressefreiheit im Südsudan immer weiter eingeschränkt worden sei. Wie ist die Situation jetzt, nach den jüngsten Kämpfen?

Tom Rhodes: Wir haben im Laufe dieses Jahres beobachtet, wie die Pressefreiheit schrittweise eingeschränkt wurde, hauptsächlich als Folge von politischen Streitereien innerhalb der Regierungspartei. Die massive Eskalation dieses Streits bereitet mir große Sorgen, dass die Lage noch schlechter wird.

Was hören Sie von den Kollegen vor Ort?

Viele einheimische Journalisten berichten gar nicht mehr. Die Kollegen haben mir erzählt, sie hätten einfach zu viel Angst davor, raus zum Ort des Geschehens zu gehen. Dadurch entsteht natürlich ein Vakuum in der Berichterstattung.

Haben sie Angst vor gezielten Angriffen gegen Journalisten oder ist die Gefahr einfach, bei den Kämpfen ins Kreuzfeuer zu geraten?

Eher das Letztere. Ich habe gestern mit einem Freien Journalisten gesprochen, der zur Volksgruppe der Dinka gehört. Er sagt, auch wenn er als Reporter versucht, so unparteiisch wie möglich zu berichten, werde er doch immer zuerst nach seiner ethnischen Zugehörigkeit und nicht als Journalist beurteilt. Da der Konflikt immer mehr zu einer ethnischen Auseinandersetzung wird, hat der Kollege Angst von anderen Volksgruppen angegriffen zu werden.

Werden Journalisten von den Sicherheitskräften, der Polizei und der Armee, beeinflusst oder eingeschüchtert?

Mir sind solche Fälle bekannt, in Juba aber auch in anderen Gebieten. Ein Journalist aus der Stadt Bor rief mich mitten in der Nacht an. Es gab offenbar einen gewaltsamen Zwischenfall auf dem Marktplatz der Stadt. Der Kollege wollte dort hingehen mit seiner Kamera, um zu berichten. Aber Männer kamen auf ihn zu, griffen ihn an und er ist weggelaufen. Leider habe ich keine genaueren Informationen, da während des Gesprächs mit ihm die Telefonleitung abbrach.

Sind es einzelne Vertreter der Sicherheitskräfte, die solche Übergriffe begehen, oder gibt es eine systematische Kampagne gegen die Medien?

Das ist schwer zu beurteilen. Mir scheint der Konflikt, der ja vergangenen Sonntagabend ausbrach, eher spontan ausgebrochen zu sein und nicht von langer Hand vorbereitet. Ebenso sehe ich auch kein systematisches Vorgehen gegen die Presse. Aber eben auch einzelne Fälle können sehr gefährlich für die Journalisten sein. Ein Gesprächspartner vor Ort sagte mir: 'Diese Soldaten kämpfen und nehmen dabei keinerlei Rücksicht auf Zivilisten, das schließt auch Journalisten mit ein.' Es ist erstaunlich zu sehen, welche unterschiedlichen Versionen vom Geschehen die Medien verbreiten, besonders in Hinsicht auf den Anlass des Konflikts. Und bis heute haben wir keine klaren Informationen darüber. Ich denke, das macht deutlich, wie schwierig es für die Journalisten ist zu berichten.

Wie steht es um die Pressefreiheit generell im jüngsten Staat der Welt?

Das ist eine traurige Geschichte: 2007, noch vor der Unabhängigkeit, entwarf das Parlament eine sehr fortschrittliche Mediengesetzgebung. Bis heute wurde da allerdings nicht beschlossen. Und es gibt noch insbesondere viel zu tun, um Journalisten bei der Arbeit zu schützen. Insbesondere sollte es einen unabhängigen Ombudsmann geben. Das steht in einem dieser Gesetzesentwürfe. Es ist sehr besorgniserregend, dass der Präsident diese Gesetze nicht umsetzen will. Es zeigt das Desinteresse an einer freien und unabhängigen Presse.

Was müsste die Regierung nun, in dieser Konfliktsituation tun, um Journalisten zu schützen.

Der erste Schritt wäre natürlich, eine Lösung zu finden und den Konflikt nicht weiter eskalieren zu lassen. Speziell für die Journalisten ist das Wichtigste, die ganzen Sicherheitskräfte und Soldaten im Zaum zu halten und ihnen klar zu mache, welche Bedeutung die Medien haben. Wir haben ständig mit Fällen zu tun, vor allem außerhalb der Hauptstadt, in denen die örtlichen Militärs einfach grundsätzlich das Prinzip Journalismus und Pressefreiheit verstehen und regelmäßig Journalisten einsperren und sogar foltern. Der Südsudan hat so viel Krieg erlebt, dass er in der Mentalität auch nach einigen Jahren Frieden immer noch nachklingt. Bis sich diese Mentalität ändert, wird die Pressefreiheit es schwer haben.

Tom Rhodes ist Ostafrika-Repräsentant der Nichtregierungsorganisation "Committee to Protect Journalists", die sich weltweit für die Pressefreiheit und den Schutz von Journalisten einsetzt. Rhodes hat unter anderem im Südsudan beim Aufbau unabhängiger Medien mitgearbeitet.

Das Interview führte Daniel Pelz.

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