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Ridley Scotts "Napoleon" startet in den Kinos

John Silk woy
21. November 2023

Auf das Historienepos warten Cineasten weltweit. Mit 85 Jahren bringt Regie-Legende Ridley Scott das Biopic über den französischen Feldherrn nun auf die Leinwand.

Schauspieler Joaquin Phoenix in Kaisertracht krönt Schauspielerin Vanessa Kirby.
"Du bist nichts ohne mich" - der Historienfilm "Napoleon" thematisiert die Beziehung zwischen dem Feldherrn und seiner FrauBild: Aidan Monaghan/AP Photo/picture alliance

"Die Mächtigen sehen in mir nur einen Rohling. Untauglich für ein höheres Amt." So lautet eine Zeile aus dem offiziellen Trailer zu Ridley Scotts "Napoleon". Dieses Zitat könnte sicherlich auch heutzutage auf eine beliebige Anzahl von Politikern zutreffen. Allerdings dreht es sich hierbei um einen Mann, der die europäische Geschichte des späten 18. und frühen 19. Jahrhundert geprägt hat.

Der Film, in dem der Schauspieler Joaquin Phoenix die Hauptrolle spielt, wird mit Spannung erwartet. Ridley Scott erforscht darin die Herkunft Napoleon Bonapartes, seinen raschen und rücksichtslosen Aufstieg zum französischen Kaiser sowie die Beziehung zu seiner Frau Joséphine de Beauharnais, gespielt von Vanessa Kirby.

Ungenauer Historienfilm

Der Film verspricht, historische Ereignisse aufleben zu lassen - von der Enthauptung Marie Antoinettes bis zur Schlacht von Waterloo. Doch die Wahrhaftigkeit von Ridley Scotts Erzählung hat bereits vor Kinostart Kritik auf sich gezogen. So wies der britische Historiker und Fernsehmoderator Dan Snow in einem TikTok-Clip auf einige Ungenauigkeiten hin: "Napoleon hat nicht auf die Pyramiden geschossen", wie es im Trailer des Films zu sehen ist, und Marie Antoinette "hatte bei der Hinrichtung bekanntlich sehr kurzes Haar, und, hey, Napoleon war nicht dabei."

Den Film müsse man "durch Ridley Scotts Augen" sehen, sagte Oscar-Preisträger und Hauptdarsteller Joaquin Phoenix Anfang des Jahres gegenüber der Filmzeitschrift Empire und fügte hinzu: "Wenn man Napoleon wirklich verstehen will, sollte man sich selbst informieren."

Der großartigste Film, der nie gedreht wurde

Ridley Scott ist nicht der erste Regisseur, der sich an ein Biopic über Napoleon Bonaparte wagte. Regie-Legende Stanley Kubrick hatte bereits einen Film schon in Planung, doch kam dieser nie zustande. Stattdessen erschien 2011 ein Buch mit dem Titel "Stanley Kubrick's Napoleon: The Greatest Movie Never Made". Zusammengestellt hatte es die Fotografin und Autorin Alison Castle, die 2002 mit der Recherche begann und überrascht war, als sie im Kubrick-Nachlass das umfangreiche Napoleon-Vorproduktionsarchiv entdeckte. Das Buch, das bei dem Verlag Taschen erschienen ist, zeigt, wie viel Energie Kubrick bereits in in die Recherche gesteckt hatte.

London-Premiere von "Napoleon" am 16. November: Ridley Scott (Mitte) mit Hauptdarstellern Vanessa Kirby und Joaquin PhoenixBild: Scott Garfitt/Invision/AP/picture alliance

Jahrzehntelang hatten Filmliebhaber und Kritiker über den geheimnisvollen Kubrick-Film gerätselt. Der Film, der unmittelbar nach der Veröffentlichung von "2001: Odyssee im Weltraum" in Produktion gehen sollte, war sowohl als Charakterstudie als auch als ein mitreißendes Epos mit grandiosen Schlachtszenen und Tausenden von Statisten angelegt. Aufgrund der hohen Kosten wurde der Film jedoch nie gedreht.

Nach Ansicht des Regisseurs Ridley Scott war das vielleicht gar nicht so schlecht. Der Filmemacher erzählte dem Magazin "New Yorker" Anfang November, dass er Kubricks nie umgesetztes Drehbuch zugeschickt bekommen habe. Er sei davon allerdings enttäuscht gewesen, da es das gesamte Leben Napoleons abgedeckt hatte. Scott fand, dass die Schlachten, der Führungsstil und der Aufbau des Imperiums die einzigen Elemente im Leben des Feldherrn waren, die es wert seien, neu erzählt zu werden.

Biografie basierend auf 33.000 Briefen

Autor Andrew Roberts' las für seine Biografie "Napoleon: A Life" rund 33.000 Original-Briefe des französischen Feldherrn, die viel über dessen Charakter und Motivation preisgeben. "Eine spannende Geschichte über ein militärisches und politisches Genie", schrieb die "Washington Post" in ihrer Rezension des 2014 erschienenen Romans von Roberts.

Auf in die Schlacht: "Napoleon" von Ridley Scott startet am 22. November in den KinosBild: Kevin Baker/AP Photo/picture alliance

Die Faszination für Napoleon hält bis heute an. Im Jahr 2019 gab das französische Auktionshaus Drouot bekannt, dass drei Liebesbriefe von Napoleon für insgesamt 513.000 Euro verkauft wurden. Die Briefe hatte Napoleon zwischen 1796 und 1804 an seine Frau Joséphine de Beauharnais geschrieben.

Ob Ridley Scotts neuer Film genauso viel Licht auf Napoleon werfen kann wie die oben erwähnten Briefe, Bücher, Dokumentationen oder sogar nicht gedrehte Filme, bleibt abzuwarten. Vielleicht bringt das Biopic Scott sogar seinen ersten Oscar ein. "Und wenn ich jemals einen bekomme, werde ich sagen: 'Wird auch Zeit!'", sagte der 85-Jährige kürzlich dem Magazin New Yorker.

"Napoleon" kommt am 22. November in Großbritannien und den USA in die Kinos, in Deutschland am 23. November 2023.

Der Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert.

Auf Napoleons Spuren auf Elba

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