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Katastrophe

Riesiger Ölteppich nach "Sanchi"-Untergang

15. Januar 2018

Experten warnen, das Tankerunglück sei noch verheerender als die Havarie der "Exxon Valdez" vor drei Jahrzehnten. Die Folgen für die Umwelt: unabsehbar.

Ostchinesisches Meer Brennender Öltanker Sanchi
Riesige Rauchsäulen stiegen auf, solange der brennende Tanker noch auf dem Meer triebBild: picture-alliance/AP Photo/China's Ministry of Transport

Nach dem spektakulären Tankerunglück vor der Küste Chinas beteuern die Behörden der Volksrepublik, die Umweltauswirkungen durch das austretende Leichtöl seien nur begrenzt. Doch Experten halten das für Augenwischerei. Sie befürchten eine Umweltkatastrophe von historischem Ausmaß. Schließlich trete nach der Explosion und dem Untergang des iranischen Öltankers "Sanchi" auch Ölkondensat aus. Dies sei zwar auf den ersten Blick nicht zu sehen, für die Meeresbewohner aber besonders giftig.

Die "Sanchi" war vor einer Woche mit 136.000 Tonnen Leichtöl an Bord auf hoher See mit einem chinesischen Frachter zusammengestoßen. Das Schiff geriet sofort in Brand. Alle 32 Besatzungsmitglieder - 30 Iraner und zwei Bangladescher - kamen vermutlich ums Leben. Nach mehreren Explosionen sank die "Sanchi" am Sonntag. Chinesischen Medienberichten zufolge könnte ihr eigener Tank - außer der Ladung - noch bis zu tausend Tonnen Treibstoff enthalten haben.

"Fall historischen Ausmaßes"

Seines Wissens sei noch nie soviel Ölkondensat - ein besonders hochwertiges Leichtöl - auf einen Schlag in die Umwelt gelangt, sagte der US-Berater für Öl-Katastrophen, Richard Steiner, der Nachrichtenagentur AFP. Ihm sei kein Fall bekannt, bei dem mehr als tausend Tonnen Kondensat ins Meer gelangt seien, sagte Steiner. In den meisten Fällen sei es sogar weniger als eine Tonne.

Löscharbeiten am Mittwoch, bevor die "Sanchi" sankBild: Reuters/

Angesichts des nach tagelangem Feuer und mehreren Explosionen schlechten Zustands der "Sanchi" geht der US-Experte davon aus, "dass keiner der Frachträume und Treibstofftanks intakt ist und daher das komplette Kondensat und der Treibstoff ausgelaufen sind".

Selbst wenn nur 20 Prozent der Ladung ins Meer gelangt seien, entspräche dies in etwa der Menge an Rohöl, die bei der Havarie des Öltankers "Exxon Valdez" 1989 vor Alaska ausgelaufen sei, verdeutlichte Steiner das Ausmaß der Umweltkatastrophe.

China: "Minimale Auswirkungen für den Menschen"

Die staatliche chinesische Meeresbehörde hatte am Wochenende erklärt, es seien keine größeren Umweltschäden zu erwarten. Ein hochrangiger Vertreter der chinesischen Meeresbehörde sagte dem Staatssender CCTV, das Leichtöl an Bord der "Sanchi" habe "weniger Auswirkungen auf das Meer" als andere Ölarten. Für den Menschen seien ohnehin nur minimale Auswirkungen zu befürchten, da der Tanker so weit von der Küste entfernt sei.

Nach Angaben des offiziellen Parteiorgans "People's Daily" ist der Ölteppich 18,5 Kilometer lang und bis zu siebeneinhalb Kilometer breit. Laut CCTV konnte das Feuer an der Unglücksstelle inzwischen gelöscht werden. Zwei Schiffe versprühten demnach Chemikalien, um den Ölteppich aufzulösen.

"Das Schlimmste, was passieren konnte"

Dass das iranische Schiff sank, bevor die Ölladung komplett verbrannt war, ist für den Leiter des Pekinger Instituts für Öffentliche und Umweltangelegenheiten, Ma Jun, das Schlimmste, was nach der Havarie passieren konnte. "Das Ölkondensat ist für alle Meereslebewesen besonders giftig", sagte Ma der Zeitung "Global Times".

Anders als Rohöl bildet Ölkondensat keinen Teppich auf der Meeresoberfläche, sondern erzeugt unter Wasser eine giftige Säule aus Kohlenwasserstoffen, die von der Meeresoberfläche aus nicht zu sehen ist. Für die Wale, Seevögel, Fische und das Plankton im Ostchinesischen Meer bedeutet dies Lebensgefahr, sagte Steiner.

Darüber hinaus könne das Unglück bei den Tieren chronische Krankheiten verursachen oder ihre Fortpflanzung hemmen. Auch Fischeier und -larven seien sicherlich den giftigen Bestandteilen ausgesetzt.

Selbst wenn die "giftige Phase" des Tankerunglücks nach wenigen Monaten beendet sei, könnten die Auswirkungen auf die Umwelt "viel länger" dauern, warnte Steiner. Da aber niemand die Umweltauswirkungen wissenschaftlich untersuche, "werden die Regierungen und Schiffseigner wahrscheinlich zu Unrecht behaupten, dass der Schaden nur begrenzt ist".

jj/gri (dpa, afp,, rtr)

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