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Reise

Rijeka macht Titos Yacht zum Museum

19. Januar 2018

Staatschefs, Royals und Filmstars trafen sich hier, es gab Politik und Partys. Jahrzehnte war die Yacht "Galeb" das Symbol Jugoslawiens. Übrig blieb ein riesiges, rostiges, heruntergekommenes Wrack im Hafen von Rijeka.

Kroatien Fotoreportage Tito's Schiff Galeb wird Museum
Promenadendeck der Yacht "Galeb" im Hafen von RijekaBild: DW/D. Romac

2020 wird die Hafenstadt Rijeka an der kroatischen Küste Kulturhauptstadt Europas. Und bis dahin soll die "Galeb" (Möwe auf Kroatisch und Serbisch) in ihrem alten Glanz erstrahlen. 

Rijeka will die Yacht des einstigen jugoslawischen Machthabers Josip Broz Tito in ein Museum mit angeschlossenem Restaurant und Hotel verwandeln. "Die Idee ist nicht, damit Tito unkritisch zu glorifizieren", sagt Bürgermeister Vojko Obersnel. Es gehe vielmehr darum, "von der Geschichte Jugoslawiens und Kroatiens und der sehr turbulenten Vergangenheit des Schiffs zu erzählen".

An Bord gab es zwei Küchen und eine BäckereiBild: picture-alliance/AP Photo/Tanjug

Wegen des Projekts ist der Bürgermeister in die Kritik geraten. In Kroatien wird Tito viel kontroverser gesehen als in den anderen ehemaligen jugoslawischen Republiken. Auf Druck von Nationalisten wurde der Tito-Platz in der Hauptstadt Zagreb im September umbenannt. Während seine Bewunderer Titos Kampf gegen die Nazis rühmen, prangern Kritiker den Umgang mit Oppositionellen und den Personenkult um ihn an.

Tito (rechts) mit Gästen auf seiner YachtBild: picture-alliance/akg-images

Politik auf Schiffsplanken

Mit der "Galeb" war Tito in der Welt unterwegs - zu politischen Begegnungen, aber auch zu seinem Vergnügen. Königin Elizabeth II. war genauso Gast wie die Schauspielerinnen Sophia Loren und Elizabeth Taylor. Internationale Aufmerksamkeit erregte die Yacht, also Tito damit 1953 die Themse entlang schipperte um als erster kommunistischer Staatschef Großbritannien zu besuchen.

Auch für die Bewegung der blockfreien Staaten spielte die "Galeb" eine bedeutende Rolle. "Die wichtigsten Gespräche dazu fanden tatsächlich auf dem Schiff statt", sagt die für das Projekt zuständige Museumskuratorin Kristina Pavec.

Besprechungszimmer in der Yacht "Galeb"Bild: DW/D. Romac

Die Besprechungszimmer gehören zu den noch am besten erhaltenen Räumen der Yacht. Hier stehen noch Nierentische und Sessel aus dem 1950er Jahren, die heute wieder modern sind. Auch die holzvertäfelten Schlafkabinen von Tito und seiner Frau Jovanka sind noch relativ gut erhalten. Doch an anderer Stelle dominiert der Verfall. Wasser tropft durchs Dach und die Decke droht einzustürzen.

Schlafraum in der Yacht "Galeb"Bild: DW/D. Romac

Letzter Liegeplatz Rijeka

Das Schiff wurde 1938 in Genua gebaut, um Bananen aus Afrika zu transportieren. Im Zweiten Weltkrieg nutze es die italienische Marine, bis die Briten es 1941 versenkten. Das Schiff wurde repariert, doch dann beschlagnahmten es die Deutschen und setzten es als Minenschiff ein, bis es schließlich durch die Bomben der Alliierten 1944 vor Rijeka erneut sank. Tito ließ es bergen und zu seiner offiziellen Yacht umbauen. Nach seinem Tod 1980 begann der Verfall der "Galeb". Vor knapp zehn Jahren kaufte sie die Stadt Rijeka. 40 Millionen Kuna (5,4 Millionen Euro) an EU Geldern hat die Stadt für die Instandsetzung eingeplant. Die Nutzung als schwimmendes Museum ist die vermutlich letzte Etappe in der bewegten Geschichte dieses 117 Meter langen Schiffes. "Wir wollen es möglichst authentisch wieder herstellen", sagt Museumskuratorin Pavec. 

117 Meter lang, 15 Meter breit und sieben Meter hoch - ein unübersehbarer Koloss im Hafen von RijekaBild: DW/D. Romac

is/ch (afp)

 

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